Test: NI Traktor 3
Native Instruments möchte mit Traktor Pro 3 ein verbessertes Produkt anbieten, das übersichtlicher gestaltet ist und besser klingt. Mit Erfolg?
DJ-Standard – weitergedacht
Traktor Pro gilt als Pionier unter den digitalen DJ-Systemen, der das Computer-basiere Auflegen in den Clubs und Diskotheken salonfähig gemacht hat. Da es in letzter Zeit etwas ruhiger um das Berliner Produkt wurde und Funktionszuwächse wie Remix- und Stem-Decks schon ein paar Jahre zurück liegen, waren wir schon sehr gespannt, was das große Versionsupdate zu bieten hat.
Globale Neuerungen
Native Instruments bietet das Upgrade von Traktor Pro 1 oder 2 auf die neue Version 3 für überschaubare 49 Euro an. Neukunden erhalten die Vollversion der Software für 99 Euro, die jetzt immer auch die Timecode-Steuerung beinhaltet. Um diese nutzen zu können, benötigen Sie lediglich die Traktor Timecode-Medien [1], denn auch bei der Auswahl des Audiointerface besteht jetzt Wahlfreiheit, sodass Sie nicht zwingend ein Gerät von Native Instruments oder ein Traktor-Certified-Produkt verwenden müssen, prima! Als weitere Neuerung wurde Traktor Pro 3 mit einer klanglich verbesserten Audio Engine und einem aktualisierten Time-Stretch-Algorithmus ausgestattet. Die augenscheinlichste Veränderung der Berliner Software ist die neu gestaltete Bedienoberfläche.
Traktor Pro 3 hat einen insgesamt dunkleren Look als sein Vorgänger, wodurch aktivierte Funktionen und Pegelanzeigen besser erkennbar sind. Neben der neuen Farbgebung wurde auch das GUI moderat angepasst. Die Funktionen aus dem nicht mehr vorhandenen Metronom Panel sind in das zentral platzierte Master Panel gewandert. Dies hat den Vorteil, dass Sie sämtliche globale Synchronisations-Einstellungen immer im Blick haben und Sync-Kommandos an externe Hardware oder andere Programme bequemer versenden können. Zudem gibt es im Master Panel einen einfachen Zugriff auf den Limiter, der in überarbeiteter Version zum Einsatz kommt und dezenter in das Klangbild eingreift. Der Loop Recorder zum Mitschneiden von Loop Samples befindet sich auf der linken Seite in der Kopfzeile, ein sinnvoller Schritt, wie wir finden, da er als Spezialwerkzeug meist nur sporadisch zum Einsatz kommt.
Kreative Neuerungen
Traktor Pro 3 hat im Bereich der kreativen Funktionen Zuwächse erhalten. In der Mixersektion gibt es jetzt neben den Filtern auch Mixer-FX. Im Einstellungsfenster der Software befinden sich die acht Mixer FX Reverb, Dual Delay, Noise, Time Gater, Flanger, Barber Pole, Dotted Delay und Crush. Vier davon lassen sich selektieren und stehen als direkt auswählbare Klangveränderer im Mixerbereich parat. Ebenfalls neu und von vielen DJs schon lange gewünscht ist die Rückwärtswiedergabe. Diese Funktion kann mit oder ohne Flux-Mode zum Einsatz kommen.
Check
Traktor Pro 3 lässt sich zusätzlich zu einem bereits installierten Traktor Pro 2 nutzen, sodass Sie zwischen beiden Programmen wechseln können, falls es zu Problemen beim Umstieg kommen sollte. Beim ersten Starten des neuen Programms kann der bereits vorhandene Songdatenbestand importiert werden und der Zugriff auf die Songs inklusive Beatgirds, HotCue-Punkte, etc. erfolgen. Sollten Sie bereits einen Controller zur Steuerung verwenden, so ist auch dieser direkt weiter nutzbar. Da der grundsätzliche Bedienfluss nicht verändert wurde und auch die gewohnten Deck-Arten, Track-Decks, Remix-Deck, Stem-Decks zur Verfügung stehen, ist die Eingewöhnungsphase recht kurz. Zur Verfeinerung der Mixe können Sie die neuen, gut klingenden Mixer FX nutzen, die Hallräume, Delays oder Rauschfahnen kreieren. Aktuell gelingt die komfortabelste Steuerung der Mixer Effekte und der Reverse-Funktion mit den neuen Traktor-Kontrol-S4MK3- und S2-MK3-Geräten. Kommen andere Controller zum Einsatz, müssen Sie die Befehle selbst programmieren. Der verbesserte Klang der Audio Engine hat uns gut gefallen und auch der neue Timestretch-Algorithmus verkraftet größere Tempoveränderungen, bevor es zu klanglichen Einbußen kommt.
Fazit
Das Traktor Pro 3-Update ist gut gelungen und bringt zahlreiche praxisrelevante Verbesserungen mit sich. Die Wahlfreiheit bezüglich des Audiointerface und die integrierte Timecode-Steuerung sorgen für niedrigere Kosten bei Ein- und Umsteigern und die neuen Mixer-FX sowie die Reverse-Funktion erweitern die kreativen Möglichkeiten. Da die Wunschliste der Anwender allerdings noch viel länger ist und Themen wie ein elastisches Beatgrid, Streamingdienste etc. in der aktuellen Version nicht berücksichtigt wurden, können wir hier nur auf die, vom Hersteller angekündigte, Weiterentwicklung der Software hoffen.