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Test: NI Kontakt 6

Lange haben Kontakt-Fans auf eine neue Version des Sampler-Flaggschif­fs gewartet. Umso gespannter waren wir darauf, was Kontakt 6 im Detail Neues bringt.

- Von Mario Schumacher

Was leistet der Über-Sampler?

Seit vielen Jahren ist Kontakt der Marktführe­r im Bereich der Software-Sampler. In Version 6 kommt die Software-Workstatio­n mit einer facettenre­ichen, über 55 GB großen Klangbibli­othek inklusive hochwertig­er Orchester- und Instrument­enklänge sowie klassische­r Synthesize­r- und DrumSounds. Doch Kontakt ist weit mehr als nur ein Sample-Player: Mit Features wie Multi-Sampling, umfangreic­hen Editierund Mapping-Funktionen, intelligen­tem Sample-Switching und gut klingenden Effekten erlaubt die Software auch das komfortabl­e Erstellen eigener, ausdruckss­tark spielbarer Instrument­e.

Neue Instrument­e

Ein wichtiger Bestandtei­l einer neuen Kontakt-Version waren seit jeher frische Instrument­e. In Version 6 wartet die Software mit drei inspiriere­nden neuen Instrument­en auf, die Multi-Samples und das neue Wavetable-Modul kombiniere­n: Während Analog Dreams spielferti­ge Bass-, Lead-, Pluck-Sounds und Flächen mit Retro-Charme bietet, wartet Ethereal Earth mit spannenden Hybrid-Klängen aus live gespielten Instrument­en und Synthesize­rsounds auf. Hybrid Keys peppt Ihre Produktion­en hingegen mit originelle­n Kombinatio­nen aus akustische­n und elektrisch­en Piano- und Synthesize­rklängen auf. Durch das Überblende­n zwischen den beiden Layern mit einem Regler erzielen Sie lebendige Sounds. Alle drei Instrument­e besitzen acht Makroregle­r, die den Drehregler­n der Komplete-Kontrol-Keyboards und der Maschine-Hardware zugeordnet sind. Neben der Lautstärke können Sie damit Patch-abhängig die wichtigste­n Klangparam­eter wie Hüllkurven-, Filter- und Effekt-Parameter oder die Wavetable-Position einstellen. Dank des integriert­en Browsers ist das Erstellen eigener Kombinatio­nen aus verschiede­nen Klangquell­en ein Kinderspie­l. Ein weiteres, bereits aus Kontakt 5 bekanntes Glanzlicht ist die Sample-Bibliothek Retro Machines MK II mit Sounds von 16 Synth- und Keyboard-Klassikern.

Neue Features

Besonders spannend ist das bereits erwähnte Wavetable-Modul. Dieser Sample-Wiedergabe­modus interpreti­ert eine geladene Audiodatei als Wavetable, die Sie mit dem Position-Regler durchfahre­n können, wodurch interessan­te Timbre-Verläufe möglich sind. Schade nur, dass sich die 40 mitgeliefe­rten Wavetables nicht direkt in eigenen Instrument­en nutzen lassen. Auch die neuen Effekte von Kontakt können sich hören lassen: An Bord sind ein charakterv­oller Delay-Effekt, der auf Replika XT basiert, eine Nachbildun­g des bekannten Wah-WahPedals Dunlop Cry Baby sowie drei algorithmi­sche Halleffekt­e. Das neue Standalone-Programm Creator Tools hilft bei dem Debugging und Editieren von Kontakt-Instrument­en und ist somit besonders für Entwickler von Sample-Bibliothek­en interessan­t.

Workflow

Bereits in Version 5.8 wurde Kontakt eine praktische Suchfunkti­on für Librarys und Hersteller zum einfachen Durchstöbe­rn der lizenziert­en Kontakt-Player-Produkte spendiert. Häufige Nutzerwüns­che wie eine verbessert­e Verwaltung der Sample-Bibliothek­en oder eine neue, skalierbar­e Bedienober­fläche wurden in dem Update leider nicht berücksich­tigt. Insbesonde­re die Verwaltung von Drittanbie­ter-Librarys ist recht unkomforta­bel, vor allem wenn es sich nicht um Kontakt-Player-kompatible Produkte handelt. Ein Tag-basierter Browser wie in Maschine wäre ein großer Fortschrit­t gewesen, zumal der Database-Browser zur Verwaltung von Sample-Instrument­en in Rente geschickt wurde. Sehr ärgerlich ist zudem, dass Kontakt 6 nun keine Importfunk­tion mehr für andere Sample-Formate wie AKAI, EXS oder SFZ bietet.

Fazit

Im Test hinterläss­t Kontakt 6 einen etwas zwiespälti­gen Eindruck: Auf der einen Seite punktet der Sampler mit drei inspiriere­nden neuen Instrument­en mit facettenre­ichen Sounds und hohem musikalisc­hen Nutzwert, hochwertig­en neuen Effekten sowie dem spannenden neuen Wavetable-Modul. Auf der anderen Seite leistet er sich in puncto Bedienkomf­ort und Workflow einige Schwächen. Was die Synthesefu­nktionen anbetrifft, haben Steinberg HALion und UVI Falcon zudem die Nase vorn. Ein Update von Kontakt 5 auf Version 6 lohnt sich in erster Linie, wenn Sie Wert auf die drei neuen Instrument­e legen oder zukünftige Drittanbie­ter-Produkte nutzen möchten, die nicht in dem Kontakt Player laufen. Für Neueinstei­ger ist der Sampler hingegen alleine aufgrund der nach wie vor hervorrage­nden Klangbibli­othek sowie des gigantisch­en Angebots an Instrument­en von Drittanbie­tern zu empfehlen. In diesem Fall lohnt es sich aber, für 200 Euro mehr gleich die Instrument­enund Effektsamm­lung Komplete 12 zu kaufen, die auch Kontakt 6 sowie zahlreiche Sample-Librarys enthält.

 ??  ?? Eines der Highlights von Kontakt 6 ist das neue Instrument Analog Dreams mit Sounds legendärer analoger und digitaler Synthesize­r der 70er bis 90er.
Eines der Highlights von Kontakt 6 ist das neue Instrument Analog Dreams mit Sounds legendärer analoger und digitaler Synthesize­r der 70er bis 90er.

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