Test: ACL System-1
ACL System-1 ist ein Modularsystem, das sowohl in Sachen Haptik als auch Sound höchsten Ansprüchen genügt und als Besonderheit über einen komplett in Stereo ausgelegten Signalweg verfügt.
Voll modular – und stereo!
ACL ist die Abkürzung für Audiophile Circuit League, und der Name ist beim von uns getesteten Edel-Modularsystem ACL System-1 Programm. System-1 besteht aus 11 Eurorackmodulen des sympathischen Entwickler-Duos, die in Berlin entworfen und auch dort gefertigt werden.
Oszillatoren, Sync, FM
Die Module des ACL System-1 sind in ein zweireihiges Gehäuse mit 84TE Breite verbaut, das ebenfalls aus der Schmiede von ACL stammt und neben schickem Design auch einige praktische Extras wie die drei LEDs zur Anzeige der anliegenden Spannungen bietet. Die Basis der Klangerzeugung bildet das zweifach vorhandene Oszillatormodul namens VARIABLE SYNC VCO. Es kann die Wellenformen Sägezahn (aufsteigend und absteigend), Rechteck, Dreieck und Sinus erzeugen, die sich über die entsprechenden Buchsen auch parallel abnehmen lassen. Über zwei Regler stellen Sie Pulsweite des Rechtecks sowie Intensität der Pulsweitenmodulation durch eine externe Quelle ein. Die Tonhöhe passen Sie über einen Kippschalter sowie einen großen Regler an, der sowohl das Feintuning als auch die groben Einstellungen übernimmt. Darunter befinden sich die beiden per Poti regelbaren Eingänge für exponentielle FM, auch ein Eingang für lineare FM ist verfügbar. Hierbei zahlt sich der saubere Sinuston aus, den das Modul erzeugen kann und was für sehr klare, transparente FM-Klänge sorgt. Als Liebhaber von Sync-Sounds haben uns auch die flexiblen Möglichkeiten der Oszillator-Synchronisation gut gefallen. Mit dem Threshold-Regler, der ebenfalls durch eine externe Quelle moduliert werden kann, blenden Sie stufenlos zwischen Soft-Sync und Hard-Sync über. Andere Synthesizer bieten, wenn überhaupt, nur einen Schalter zwischen beiden Varianten.
Duales Filter
Dank der vielfältigen FM- und Sync-Optionen lassen sich mit den Oszillatoren jede Menge komplexe Obertöne generieren, die durch das duale Multimode-Filter wieder gezähmt werden können. Etwas irritierend ist hierbei die symmetrische Anordnung der Bedienelemente der beiden identisch aufgebauten Filter mit der Folge, dass bei Filter A der Resonanzregler links und der Cutoff-Regler rechts platziert ist und bei Filter B eben spiegelverkehrt. Hat man sich hieran erst einmal gewöhnt, hat diese Anordnung aber auch Vorteile. Denn zwischen den beiden Filtern sitzt der große Regler, um beide Filterfrequenzen gemeinsam zu steuern. Und dieser wird aufgrund der symmetrischen Anordnung rechts und links von den individuellen Cutoff-Reglern beider Filter direkt flankiert, was schnelle Anpassungen erlaubt. Die beiden Filter bieten jeweils Ausgänge für Tiefpass, Hochpass, Bandpass und Notch, letzterer ist zusätzlich stufenlos regelbar von Hochpass zu Tiefpass. Sowohl Filterfrequenz als auch Resonanz lassen sich bei jedem Filter durch externe Quellen wie z.B. eine Hüllkurve oder LFO modulieren, die Intensität wird über zwei weitere Regler ange
passt. Praktisch dabei ist, dass an die Buchsen von Filter A angeschlossene Modulationsquellen auch Frequenz und Resonanz von Filter B modulieren, wenn dort die Eingangsbuchsen nicht belegt sind. Diese Normalisierung der Anschlüsse findet man auch bei anderen ACL-Modulen.
Die Eingangslautstärke ist regelbar, um die Sättigung der Filter ausnutzen zu können. Für den Stereobetrieb lassen sich beide Filter parallel betreiben. Es ist aber auch eine Schaltung in Serie möglich, wobei das erste Filter als Bandpass oder Notch-Filter mit regelbarer Hoch- oder Tiefpass-Charakteristik arbeiten kann.
Gate-Mixer mit Glättung
GATE MIX stellt vier Kanäle mit Pegelregler bereit, die per Schalter oder Gate-Eingang individuell stummgeschaltet werden können. Ergänzend zum Summensignal gibt es zwei weitere Ausgänge, an denen sich Kanal 1 und 2 oder Kanal 3 und 4 getrennt abgreifen lassen, um das Modul für zwei getrennte, jeweils zweikanalige Mixe zu verwenden. Über einen nicht weiter regelbaren Aux-Kanal lässt sich ein fünftes Signal einbinden. Aufgrund der integrierten Glättung ist das Modul aber weniger für schnelle, perkussive Sequenzen geeignet, da dabei der Attack verloren geht.
Den Abschluss der konventionellen Signalkette bildet das zweikanalige Verstärkermodul mit steuerbarer Stereopanning-Option, mit dem Sie ein Stereosignal oder auch zwei Monosignale getrennt bearbeiten können.
Drei Hüllkurven, ein LFO
Als Modulationsquellen bietet das ENVELOPE X3 Modul drei ADSR-Hüllkurven an, die unabhängig voneinander über drei Eingangsbuchsen getriggert werden. Praktisch auch hier: Ist nur die erste Buchse belegt, triggert das eingehende Signal auch die anderen beiden Hüllkurven, auf Multiplier und zusätzliche Kabel kann verzichtet werden. Für jede Hüllkurve lässt sich der Verlauf zwischen Long und Short umschalten, in der Short-Einstellung sind die Envelopes auch richtig schön schnell für knackige Bässe und Perkussives und erinnern wie ohnehin das gesamte Design des System-1 an ein beliebtes altes Roland-System. Jede der drei Hüllkurven verfügt über einen positiven und negativen Ausgang. Vermisst haben wir Modulationseingänge, um z.B. die Decay-Zeit der Filterhüllkurve mit einem externen Step-Sequenzer zu modulieren.
Eingangsseitig sieht es beim LFO-Modul QLFO schon besser aus. Neben einem regelbaren Modulationseingang für die Geschwindigkeit gibt es auch eine 1V/Oct-Buchse, sodass ein tonales Spiel möglich ist und der LFO als dritter Oszillator genutzt werden kann. Wie bei den Oszillatoren lässt sich mit einem Kippschalter die Geschwindigkeit in drei Bereichen (schnell, mittel, langsam) umstellen, die Feinabstimmung erfolgt per Regler. Der LFO kann zwar nur eine Sinuswelle erzeugen, die über die vier Ausgangsbuchsen aber auch in phasenverschobenen Varianten abgenommen werden kann. Das macht in Verbindung mit dem in Stereo ausgelegten Signalpfad durchaus Sinn, denn so lassen sich interessante Panorama-Effekte erzielen.
M/S-Matrix
In der unteren Reihe sind neben den Modulatoren auch zwei nützliche Utilities angeordnet. M/S-MATRIX ist eine weitere Besonderheit des ACL System-1 und ebenfalls perfekt auf die Ausrichtung als Stereo-System angepasst. Mit diesem Modul können Sie das Stereosignal in seine Mitten- und Seitenbestandteile aufsplitten und auch wieder zusammenfügen. Dies erlaubt in Verbindung mit den Filtern eine getrennte Bearbeitung von tiefen und hohen Frequenzen, um beispielsweise den Bass als Monosignal zu erhalten – wichtig für eine saubere Wiedergabe und auch eine anschließende Vinylpressung. Die hohen Frequenzen können dann getrennt mit Stereo-Effekten wie dem im System-1 verbauten Delay bearbeitet werden. Eine leichte Höhenbeschneidungen der Mitte in Verbindung mit einer Absenkung der tiefen Frequenzen des Seitenbandes sorgt für breitere Stereo-Sounds.
Flexibler Oktaver
OKTAVE ist auf das Kombinieren, Verteilen und Transponieren von Tonhöhen-CV-Signalen spezialisiert. Das Modul bietet drei Eingänge, die intern zusammengeführt werden. Für Transpositionen stehen ein Oktavschalter mit einem Gesamtumfang von satten 9 Oktaven sowie ein Feinstimmungsregler bereit. Die Ergebnisse lassen sich an einem invertierten und vier normalen Ausgängen abgreifen. Dank exakter Referenzspannung und Bauteilen mit niedrigen Toleranzwerten verspricht der Hersteller dabei hohe Präzision, was sich im Test auch bestätigt hat. Interessant wird das Modul im System-1 aber auch dadurch, dass sich neben Tonhöhen auch andere Steuerspannungen bearbeiten lassen und sich so auch Modulationsquellen mit nur einem Schalter bearbeiten lassen. Auch als Multiplier lässt sich das Modul nutzen und ist damit flexibler, als man auf den ersten Blick vermutet.
Dual-Delay
Auch ein Effekt ist im System-1 verbaut, in Form eines Dual-Delays. Die Bedienelemente der beiden Verzögerungseinheiten dieses Moduls sind wie beim Dual-Filter symmetrisch angeordnet, was hier noch etwas gewöhnungsbedürftiger ist. Ohnehin scheint das Delay nicht ganz in den audiophilen Kontext zu passen, denn der zweikanalige Echo-Prozessor auf Basis des Princeton-Chips PT-2399 kann trotz der vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten seinen Lo-Fi-Charakter nie ganz verbergen.
Das Tempo der Echoeffekte kann manuell, aber auch per Steuerspannungen beeinflusst werden. So sind auch Modulationseffekte wie Chorus und Phaser möglich. Die Feedback-Potentiometer des VC Dual Delays erlauben positive oder negative Rückkopplungen mit variabler Intensität, mit Hoch- und Tiefpassfilter beschneiden Sie die Frequenz der zurückgeführten Signale. Das Feedback-Signal lässt sich sogar vor oder hinter den Filtern abgreifen, mit anderen Modulen bearbeiten und anschließend wieder in die Feedback-Schleife einspeisen, was mit etwas Fantasie sehr außergewöhnliche Effekte ermöglicht. Ein besonderes Highlight: Feedback-Material lässt sich vor oder hinter den Filtern abgreifen, durch externe Schaltungen prozessieren und anschließend wieder in die Rückkopplungswege einspeisen. Die beiden Delays können seriell oder parallel (für echten Stereo-Betrieb) geschaltet werden, während die Option des über Kreuz laufenden Feedback-Routings für interessante Stereo-Effekte sorgt. Wie beim Dual-Filter steuern die Eingänge von Delay A auch die entsprechenden Parameter von Delay B, wenn an dessen Buchsen kein Kabel gesteckt ist – sehr praktisch! Ein Dry/Wet-Regler wäre noch nett gewesen, dies muss im System-1 über den Umweg mit Mixer und Multiple realisiert werden. Im Gegensatz zum durchaus teuer klingenden DSP-Effektprozessor im Pico-System ist das Dual-Delay ganz klar auf Spezialeffekte wie schräge Echo-Orgien oder metallische Modulationseffekte ausgelegt und nicht für die Veredelung des Klanges geeignet.
Als Filterbox nutzbar
Der ansonsten konsequent durchgezogene audiophile Anspruch kehrt beim AUDIO INTERFACE zurück. Das Modul verfügt über jeweils zwei pegelbare Eingangs- und Ausgangskanäle. Studiogeräte werden per symmetrisch beschalteter XLR-Buchsen angeschlossen, für die Verbindung mit den Modulen stehen jeweils zwei Mini-Klinkenbuchsen zur Verfügung. Sie können mit dem ACL-System-1 also problemlos auch eingehende Stereo-Signale wie Drumloops oder Strings bearbeiten. Ergänzend zu den Hauptkanälen gibt es einen Stereo-Aux-Eingang und einen Kopfhöreranschluss mit Routingund Mute-Optionen. Auch diese Wege haben Pegelregler spendiert bekommen.
Fazit
ACL System-1 ist ein sehr gut verarbeitetes Modularsystem mit umfangreichen Möglichkeiten und einem Klang, der aufgrund der verwendeten hochwertigen Bauteile höchsten Ansprüchen genügt. Rauschen oder andere unerwünschte Nebengeräusche sind kein Thema. Der Sound ist edel, druckvoll und transparent, auch bei komplexen FM-Klängen oder extremen Filter-Einstellungen klingt das System-1 immer teuer und durchsetzungsfähig. Dabei ist es den Entwicklern gelungen, einen durchaus eigenständigen Soundcharakter zu erschaffen. Wichtiger Bestandteil des speziellen Klanges ist die konsequente Auslegung des Signalpfads in Stereo, was auch ohne externe Effekte für eine besondere Weite, Tiefe und Lebendigkeit der erzeugten Sounds sorgt. So viel Qualität hat allerdings auch seinen Preis, den wir mit Blick auf die sorgsam ausgewählten Module und die hochwertige Verarbeitung aber für angemessen halten.