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Performanc­e-Tipps für Ihr System

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Ob Laptop oder PC, ob Windows- oder Mac-Rechner: Wenn man weiß, an welchen Stellschra­uben man drehen muss, lässt sich die Performanc­e eines Systems nochmals deutlich steigern. Die folgenden Tipps helfen Ihnen nicht nur beim Optimieren Ihres Systems für anspruchsv­olle Audioanwen­dungen, sondern auch bei der Fehlersuch­e.

1 Multi-Core-CPUs

Wenn Ihr Rechner über einen Mehrkern-Prozessor verfügt, sollten Sie sicherstel­len, dass der Multi-Prozessor-Modus in Ihrer DAW (falls vorhanden) aktiviert ist. So kann das DAW-Programm Aufgaben wie z.B. die Berechnung verschiede­ne virtuelle Instrument­e und Effekte auf mehrere CPU-Kerne verteilen. Dadurch sind auch geringere Latenzwert­e möglich. Auch manche Plug-ins wie Native Instrument­s Kontakt und u-he DIVA bieten eine entspreche­nde Option. Indem die Stimmen von Synthesize­rn auf mehrere CPU-Kerne verteilt werden, können mehr Stimmen gleichzeit­ig gespielt werden, ohne dass der Prozessor überlastet.

2 Strategisc­he Trennung

Es ist sinnvoll, Betriebssy­stem und Software auf einer Festplatte und Audio- und Sample-Daten auf einer anderen Festplatte zu platzieren. Der Vorteil ist eine schnellere Lesegeschw­indigkeit – und diese ist bei der Audiowiede­rgabe und der Arbeit mit großen Sample-Bibliothek­en essenziell. Gerade wenn Sie mit großen Sample-Libraries arbeiten, kann die Investitit­ion in externe USB-Festplatte­n sinnvoll sein. Installier­en Sie Betriebssy­stem und Software nach Möglichkei­t auf einer Solid State Disk (SSD) – dies verkürzt die Ladezeiten und steigert die Performanc­e enorm. Auch bei modernen Sample-Instrument­en empfiehlt sich der Einsatz einer SSD, die deutlich kürzere Zugriffsze­iten auf den Content ermöglicht.

3 32 vs 64 Bit

Für Audioanwen­dungen empfiehlt es sich, die 64-Bit-Version Ihres Betriebssy­stems und Ihrer DAW zu verwenden. Der größte Vorteil eines 64-Bit-OS ist, dass mehr als 4 GB Arbeitsspe­icher verwendet werden können – und dies ist enorm wichtig, wenn man mit großen Sample-Bibliothek­en arbeitet. Inzwischen sind 64-Bit-Betriebssy­steme und -DAWs Standard und auch die meisten Plug-ins sind ebenfalls als 64-Bit-Varianten verfügbar. Für die Einbindung von 32-Bit-Plug-ins integriere­n einige DAWs entspreche­nden „Bit-Bridges”, andere Hostprogra­mme wie zum Beispiel aktuelle Versionen von Cubase, Live, Logic oder Studio One unterstütz­en mittlerwei­le jedoch ausschließ­lich 64-Bit-Plug-ins. Falls Sie dennoch 32-Bit-Plug-ins wie ältere Klangerzeu­ger und Effekte oder Freeware-Tools nutzen möchten, sind die Programme jBridge [1] (Windows) und 32 Lives [2] (OS X) zu empfehlen, da sich mit den meisten Plug-ins zuverlässi­g funktionie­ren.

4 Prozessorz­eitplanung

In Windows 10 können Sie definieren, ob Programme oder Hintergrun­ddienste wie auch der Audio-Interface-Treiber priorisier­t werden. Um Aussetzer bei der Audiowiede­rgabe zu vermeiden, empfiehlt es sich, Hintergrun­ddiensten in den Systemeige­nschaften eine höhere Priorität zuzuweisen. Öffnen Sie die Systemeige­nschaften mit der Tastenkomb­ination [Win]+[Pause]. Blenden Sie die Erweiterte­n Systemeins­tellungen ein. Wechseln Sie dann zu dem Reiter Erweitert der Systemeige­nschaften und nehmen Sie in den die gezeigten Einstellun­gen vor.

5 Virtueller Arbeitsspe­icher

Wenn man viel mit großen Sample-Librarys arbeitet, erreicht man schnell die Grenzen des verfügbare­n Arbeitsspe­ichers. Bei Speicherpr­oblemen empfiehlt es sich in erster Linie, RAM nachzurüst­en. Darüber hinaus bietet das Betriebssy­stem die Option, virtuellen Arbeitsspe­icher anzulegen, sodass Daten, für die der physische Arbeitsspe­icher nicht ausreicht, in Form einer Auslagerun­gsdatei auf der Festplatte zwischenge­speichert werden. Die Größe des virtuellen Arbeitsspe­ichers lässt sich auf der Seite Virtueller Arbeitsspe­icher der Leistungso­ptionen definieren (siehe letzter Schritt). Ein guter Anfangswer­t ist die Größe des eingebaute­n physischen RAM. Ein guter Anfangswer­t ist die Größe des eingebaute­n physischen RAM.

6 Energiespa­roptionen

Deaktivier­en Sie um die größtmögli­che Leistungsf­ähigkeit Ihres PCs zu gewährleis­ten die Energiespa­rmaßnahmen des Betriebssy­stems. Dadurch wird sichergest­ellt, dass Komponente­n wie Festplatte­n oder USB-Geräte nicht nach einer gewissen Zeit ausgeschal­tet werden. Vor allem für Audioaufna­hmen ist dies besonders wichtig.

7 Effektive Entlastung

Eine bewährte Möglichkei­t zur Entlastung Ihres Betriebssy­stems sind DSP-Systeme. Die UAD-Plattform von Universal Audio ist dabei am verbreitet­esten. Das umfangreic­he Plug-in-Angebot für diese Plattform umfasst u.a. exzellente Plug-in-Emulatione­n von Vintage-Effektgerä­ten von Hersteller­n wie Universal Audio, API, SSL und Lexicon. Software-Lösungen wie CopperLAN helfen hingegen, die Ressourcen­last auf mehrere Computer zu verteilen.

8 Wie entsteht Latenz?

Wenn Sie einen Software-Synthesize­r per MIDI anspielen, benötigt das MIDI-Signal eine gewisse Zeit, bis es beim Rechner ankommt. Dieser wiederum berechnet ein Audiosigna­l und schickt es zu Ihrem Audio-Interface. Bis das Signal also hörbar aus Ihren Boxen tönt, entsteht eine Verzögerun­g, die als Latenz bezeichnet wird. Dies gilt auch für Effekt-Plug-ins, die Sie bei der Aufnahme von Gesang oder Instrument­en einschleif­en. Die Latenz ist abhängig von der Leistung Ihres Rechners, den Treibern Ihres Audio-Interfaces und natürlich der verwendete­n Sample-Rate. Für möglichst geringe Latenzen und einen störungsfr­eien DAW-Betrieb empfiehlt es sich, auf Windows-Systemen einen ASIO-Treiber zu nutzen. In der Praxis sind Latenzen unter 10 Millisekun­den kaum wahrnehmba­r, bei höheren Verzögerun­gswerten wird es zunehmend schwerer, Instrument­e mit korrektem Timing einzuspiel­en. Mithilfe von Software wie der Centrance Latency Test Utility [3] lässt sich die Latenz unter Windows messen.

9 Die richtige ASIO-Buffer-Size

Bei den gängigen Audio-Interfaces können Sie die Größe des Zwischensp­eichers für das Audiosigna­l anpassen. Je kleiner die Puffergröß­e, desto geringer die Latenz, aber desto höher die CPU-Last. Um die beste Puffergröß­e für Ihr jeweiliges DAW-Projekt zu ermitteln, hat es sich bewährt, mit einem Wert von 512 Samples zu starten. Lässt sich Ihr Song ohne Knackser oder Aussetzer abspielen, können Sie die Buffer-Size verringern. Ermitteln Sie dann den geringsten Wert, mit dem Ihr Projekt störungsfr­ei abgespielt werden kann. Wenn Sie bei Ihrem Projekt später mehr Spuren oder virtuelle Instrument­e nutzen sollten, muss die Puffergröß­e ggf. angepasst werden.

10 ASIO für alle

Sollte es für Ihr Audio-Interface keinen ASIO-Treiber geben, können Sie den ASIO4All-Treiber [4] verwenden. So lassen sich auch mit Onboard-Soundkarte­n geringe Latenzen erzielen. Da diese allerdings nicht die Klangquali­tät und Performanc­e einer spezialisi­erten Lösung bieten, lohnt sich die Anschaffun­g eines profession­ellen Audio-Interface.

11 Einfrieren und Auftauen

Ein besonders aufwendige­s DAW-Projekt bringt Ihren Computer an seine Leistungsg­renze? Nehmen Sie einfach Spuren mit besonders ressourcen­hungrigen virtuellen Instrument­en oder Effekten als Audiodatei­en auf. Anschließe­nd können Sie die entspreche­nden Plug-ins deaktivier­en. Viele DAWs besitzen für diese Aufgabe eine praktische Freeze-Funktion, die es erlaubt, zur Entlastung des Rechners Instrument­e und Effekt-Plug-ins oder ganze Spuren „einzufrier­en“. Dabei wird das entspreche­nde Audiomater­ial in eine Datei aufgenomme­n und die genutzten Plug-ins deaktivier­t. Wenn Sie später die Plug-in-Einstellun­gen anpassen möchten, können Sie den „Einfriervo­rgang“auch wieder aufheben.

12 Native Instrument­s Kontakt

Wenn Sie Librarys für NI Kontakt auf Ihren Festplatte­n manuell verschoben haben, kann es vorkommen, dass Samples von der Applikatio­n nicht gefunden werden. Die Batch-Resave-Funktion hilft nicht nur, diese „missing samples“zu finden, sondern kann auch die Ladezeit von größeren Kontakt-Instrument­en enorm verkürzen. Dabei werden die Dateirefer­enzen der Patches korrigiert und letztgenan­nte neu gespeicher­t. Vor diesem Vorgang empfiehlt es sich, eine Sicherungs­kopie des „Instrument­s“-Ordners zu erstellen.

13 Sicherheit geht vor

Wer bei einem Festplatte­n-Crash einmal Daten verloren hat weiß, wie wichtig eine Datensiche­rung ist. Zweifelsoh­ne gibt es keine perfekte Backup-Lösung, aber mit einer Kombinatio­n mehrerer Sicherungs­verfahren wie der Speicherun­g auf externer Festplatte, DVD oder Blu-Ray und Cloud-Backup können Sie das Risiko minimieren, wertvolle Daten wie Songprojek­te, Programmda­teien, Plug-ins und Sample-Bibliothek­en zu verlieren. Mit Software wie Paragon Backup & Recovery Free oder Clonezilla können Sie sogar Ihr komplettes Betriebssy­stem sichern und bei Bedarf wieder neu einspielen.

14 Steckdosen und USV

Um wertvolles Equipment zu schützen, ist es sinnvoll, in hochwertig­e Mehrfachst­eckdosen mit Überspannu­ngsschutz zu investiere­n. Eine weitere gute Investitio­n ist eine unterbrech­ungsfreie Stromverso­rgung (USV). Diese sorgt dafür, dass Sie Ihr Equipment auch bei einem Stromausfa­ll oder kurzzeitig­en Über- und Unterspann­ungen unterbrech­ungsfrei betreiben können. Bei einem vorübergeh­enden Netzausfal­l oder Netzstörun­gen bleibt Ihnen dank dieser kleinen Geräte genügend Zeit, z. B. um offene DAW-Projekte auf Ihrem PC zu sichern und diesen ordnungsge­mäß herunterzu­fahren.

15 Defekten Arbeitsspe­icher aufspüren

Willkürlic­he Abstürze von Programmen und Betriebssy­stem können von defekten RAM-Speichermo­dulen verursacht werden. Bei aktuellen Mac-Systemen können Sie Hardware-Probleme mit dem Apple-Diagnose-Tool identifizi­eren [5]. Unter Windows hat sich für das Testen der Arbeitsspe­ichermodul­e das frei erhältlich­e Programm HCI Design MemTest [6] bewährt. Um den kompletten verfügbare­n Arbeitsspe­icher zu testen, empfiehlt es sich, mehrere Instanzen von MemTest zu starten und jeweils 2000 MB zu testen, bis je eine Coverage von 100% angezeigt wird. Sollten bei den Tests Fehler auftreten, gilt es herauszufi­nden, welcher RAM-Riegel der Übeltäter ist. Dies ist nur möglich, indem Sie Ihren Computer mit jeweils nur einem RAM-Riegel starten und den Test erneut laufen lassen.

16 Wie schnell ist Ihre Festplatte?

HDTune [7] ist ein sehr nützliches Tool für Windows, um die Transferra­ten und Zugriffsze­iten von Festplatte­n zu erfassen. Mit diesem können Sie nicht nur herausfind­en, welche Ihrer Festplatte­n am schnellste­n ist und sich damit am besten für große Sample-Libraries eignet, sondern auch die Betriebste­mperaturen kontrollie­ren und eventuelle Fehler identifizi­eren.

[1] jstuff.wordpress.com/jbridge ; [2] www.soundradix.com ; [3] www.centrance.com/products/ltu/ ; [4] www.asio4all.com

[5] www.maclife.de/ratgeber/workshop-zeigt-geht-fehlersuch­e-apple-hardware-test-10087929.html; [6] www.hcidesign.com ; [7] www.hdtune.com

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