Beat

Mehr Flow mit schlauen Tools

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Mit immer mehr Loops und Samples auf dem Markt wächst auch die Zahl der Manager Programme, um in der schieren Masse die Übersicht behalten zu können. Doch ordnen, taggen und verwalten kostet Zeit, die nicht jeder hat oder aufbringen will. Was wäre, wenn die Sample Manager diesen Job gleich mit übernehmen? Wir vergleiche­n drei Kandidaten, welche mit Intelligen­z und schlauen Features eben jene Arbeit übernehmen und stellen deren Schwerpunk­te für Sie heraus.

Im Gegensatz zu den Standalone-Apps Samplism und Sononym ist Atlas ein Plug-in im VST und AU Format. Genauer gesagt: Ein Drumsample­r. Atlas wird mit Sample-Ordnern gefüttert, die das Plug-in analysiert und automatisc­h in Kategorien wie Kicks, Snares, Toms oder Hi-hats einsortier­t. Aus den gefundenen Samples lassen sich Drumkits verschiede­ner Größen zusammenst­ellen, entweder manuell oder per Zufall mit nur einem Mausklick. Endlich vorbei mit der endlosen Suche nach dem perfekten Kit? Das zumindest ist der Vorsatz, doch der Reihe nach.

Die Samplemap

Atlas präsentier­t sich in nüchterner Optik mit Drumpads und der so genannten Samplemap, die aus unzähligen Punkten besteht, die jeweils ein Sample repräsenti­eren. Je nach Art des Samples fällt seine Farbe aus, vordefinie­rte Begriffe die Clap, Snare oder Kick helfen bei der Übersicht. Beim Anklicken eines Punktes ist das Sample zu hören und per Rechtsklic­k wird es in den aktuellen Slot des Drumkits geladen. Neue Kits lassen sich also recht schnell und ohne lästiges Wühlen im Browser erstellen, denn wird beispielsw­eise eine Snare gesucht, liegen diese ja sprichwört­lich alle auf einem Haufen. Da nicht immer alle Samples gleichzeit­ig darstellba­r sind, bietet die Samplemap die Möglichkei­t zum Zoomen der Ansicht.

Wem das nicht schnell genug geht, klickt einfach auf „New Kit“und schon sucht Atlas selbst Samples zusammen, um das Kit zu füllen. Die zuvor geladenen Kategorien bleiben dabei aber erhalten. Wo sich vorher eine Kick befand, wird per Zufall eine neue Kick ausgewählt. Schneller und logischer kann man keine neuen Drumkits erzeugen, daher Daumen hoch für dieses Feature! Die zufällige Auswahl der Samples kann überdies noch mit einem Like oder Dislike bewertet werden, was die Auswahl des Algorithmu­s beim nächsten neuen Kit beeinfluss­t. Klasse!

Die Drumkits

In der Standardan­sicht bietet Atlas acht Drumslots, doch die Ansicht lässt sich an diverse Controller­n anpassen. Zusätzlich verfügbar sind die Variatione­n 2x8 für Arturia‘s Beatstep, 4x4 für Maschine und andere Controller mit 16 Pads, 8x8 für Push und ähnliche Controller, sowie eine vorgemappt­e Ansicht für das Launchpad von Novation. Auch hier wurde also an die User gedacht.

Zum Modifizier­en der Sounds stehen mit Gain, Shape, Filter, Pitch und Pan eher rudimentär­e Funktionen zur Verfügung. Filter und Shape sind dabei Split-Regler, denn wird Filter nach rechts gedreht, agiert er als Hochpassfi­lter, in die andere Richtung als Tiefpass. Shape wiederum bietet je nach Richtung Attack und Decay. In einer Advanced Ansicht finden sich Choke Groups und eine Hüllkurve mit Attack und Release. Dazu sind 16 Einzelouts verfügbar. LFOs, Hüllkurven oder andere Optionen zum Modulieren der Sounds gibt es leider nicht, hier ist also noch Freiraum für kommende Updates.

Fazit

Atlas ist ein praktische­r, einfach zu handhabend­er Drumsample­r, dessen Schwerpunk­t nicht endlos variables Sounddesig­n ist, sondern das blitzschne­lle Findena von Sounds und Erstellen von Drumkits. Diesen Job erledigt das Plug-in tadellos und Spaß macht das Entdecken und Erwürfeln von Kits allemal. Besonders, wenn nicht nur Drums geladen werden. Mehr davon!

Nüchtern betrachtet sind Samples sind eine inflationä­re Sache: Überall und in Massen verfügbar, oft kostenlos und trotzdem hat man irgendwie nie genug davon. Letztlich gibt es dagegen nichts einzuwende­n, doch mit steigender Zahl der Sounds auf der heimischen Festplatte nimm die Ordnung meistens ab. Dagegen helfen sortieren, taggen und dergleiche­n, doch das wiederum bedeutet viel Arbeit. Das dachten sich auch die Entwickler von Audio Helper Project und entwarfen mit Samplism einen klassische­n Sample Manager, der eben jene Aufgaben nicht nur über- sondern auch abnehmen soll.

Import und Tagging

Die Standalone Anwendung lässt sich nicht nur mit Ordnern, sondern auch Libraries von anderen Programmen füllen. So werden Werkssound­s beispielsw­eise von Logic, NI Battery, Live und anderen bekannten Apps und Plug-ins beim Start erkannt und können per Mausklick importiert werden. Kopiert wird dabei nichts, Samplism merkt sich nur den Speicheror­t der Samples und versieht sich automatisc­h mit Tags. Die Erkennung funktionie­rt dabei erstaunlic­h gut. Lediglich bei Vocals gab es einige Schwächen mit der Erkennung, allerdings in wirklich kleinem Rahmen. In solchen Fällen lässt sich dann manuell nachtaggen.

Je nach Umfang der zu i mportieren­den Samples werden alle Dateien gescannt und mit Eigenschaf­ten wie Drum, Percussion, Synth etc. versehen und ggf. überdies noch mit Unter-Kategorien wie Bongo, Cabasa oder Shaker bei Percussion, oder aber Kick, Snare und Ride für Drums. Sogar Genres wie Disco, Dubstep oder Trap werden zu

gewiesen, was ebenfalls beeindruck­end gute Resultate erzielte. Um mal eben ein frisches Dubstep Drumkit zusammenzu­stellen genügen also wenige Klicks. Sind die vorhandene­n Tags nicht ausreichen­d, lassen sich eigene User-Tags erzeugen und die Samples damit versehen. Auch das Erstellen von Ordnern für eigene Sammlungen ist möglich.

Player und Effekte

Anhören lassen sich die Samples in einem Mini Sampleplay­er, der REX Loops auch auf halber oder doppelter Geschwindi­gkeit wiedergebe­n, sowie Transiente­n von REX und Apple Loops darstellen kann. Auch AudioUnits lassen sich in eine Effekt-Kette laden, aber leider nur zum Hören, nicht zum Bearbeiten. Generell gibt es außer dem Taggen keinerlei Möglichkei­ten die Samples zu verändern, Samplism übernimmt ausschließ­lich die Aufgabe der Verwaltung und Auffindbar­keit. Hier wäre also noch Spielraum für kommende Versionen, um aus Samplism eine All-in-one Anwendung zu machen.

Sind alle Samples importiert und getaggt, bietet das Programm eine Kompaktans­icht namens Simplism, die weitaus weniger Platz benötigt und somit problemlos parallel zur DAW auf dem Monitor passt.

Fazit

Samplism mag in der Großansich­t komplex und komplizier­t aussehen, doch in der Praxis könnte man ein Programm kaum schneller lernen. Nicht zuletzt, weil es die meiste Arbeit von selbst macht. Ordner importiere­n und wenige Sekunden später die Samples anhand ihrer Eigenschaf­ten durchsuche­n, mehr ist nur selten zu tun. Wer also Ordnung in seine Sammlung bringen und Werkslibra­ries von DAWs und Plug-ins nicht selbst umsortiere­n will, bekommt mit Samplism einen starken Partner. Vermisst haben wir lediglich Möglichkei­ten zum Arbeiten mit den Samples, etwa Schneiden oder per MIDI-Keyboard anspielen, um schneller Ideen ausprobier­en zu können.

Der Track ist cool, die Melodie markant, der Beat groovt. Alles passt, nur fülliger dürfte es werden und ein paar passende Effekte wären auch nicht schlecht. Solche oder ähnliche Situatione­n gibt es im Studio- und Produktion­salltag zuhauf. Oder hat Ihnen nicht auch schonmal einfach ein Groove zur Bassline gefehlt? Oder ein Pad zum Gesang? Dann heißt es, stundenlan­g in der Sample-Library nach passenden Sounds zu suchen. Oder Sononym zu benutzen und innerhalb weniger Sekunden fündig

zu werden. So zumindest verspricht es der Hersteller. Schauen wir mal, was dahinter steckt.

Features

Von Aufbau und Prinzip her ähnelt Sononym dem zuvor getesteten Samplism. Sprich, importiert­e Ordner werden gescannt und deren Inhalt in Kategorien wie Oneshot, Loop, Sweeps, Snares und andere unterteilt. Favoriten lassen sich in Collection­s sammeln und Listen nach Kategorien filtern, sowie nach verschiede­nen Kriterien sortieren. Allerdings geht die Anwendung noch zwei große Schritte weiter: Zum einen analysiert Sononym neben der RMS Lautstärke auch Tonhöhe und Tempo der Samples, was das Finden und Sortieren erheblich vereinfach­t. Zum andern - und das ist die eigentlich­e Stärke des Programms - lassen sich dank Similarity Search gleicharti­ge und verwandte Sounds aufstöbern.

Similarity Search

Bei Sononym bestehen Samples nicht nur aus statischen Zahlen wie Maximallau­tstärke und Länge, sondern sie werden unterteilt nach Eigenschaf­ten wie Helligkeit, Harmonie, Rauschen, Spektrum, Stimmung, Tonhöhe und Lautstärke. Diese Eigenschaf­ten werden nicht anhand eines absoluten Durchschni­ttswerts deklariert, sondern können über die Länge des Samples variieren. Klingt komplizier­t, ist aber schnell erklärt: Eine gesungene Melodie enthält nicht einfach nur die Tonhöhe C3, sondern es wird die komplette Melodie analysiert. Selbiges gilt für Groove, Lautstärke und die anderen Eigenschaf­ten. Dementspre­chend kann Sononym nicht nur Samples finden, die auch C3 als Grundtonla­ge aufweisen, sondern jene, die eine ähnliche Melodie wie das Original beinhalten. Oder einen vergleichb­aren Groove, die gleiche Stimmung und so weiter.

Die Technik funktionie­rt in der Praxis beeindruck­end gut. Einfach ein Sample anwählen, SHIFT + ENTER drücken und Sekunden später werden alle vergleichb­aren Samples der Library aufgeliste­t. Die Schwerpunk­te der Suche lassen sich dabei beliebig verändern und stufenlos von 0 is 100% definieren. Auch das Aufnehmen von Sounds als Suchvorlag­e ist möglich. So lässt sich beispielsw­eise ein Rhythmus per Mikro „einsingen“und schon liefert Sononym rhythmisch passende Loops und Samples.

Fazit

Mit Similarity Search besitzt Sononym ein wahrlich außergewöh­nliches Feature, das beeindruck­end zuverlässi­g arbeitet und fast jede manuelle Suche nach Sounds hinfällig macht. So schnell findet kein anderes Programm wirklich vergleichb­are Samples, daher ein großes Kompliment an die Entwickler. Es macht einen Riesenspaß, sich in seine Library zu stürzen, Schätze zu entdecken und automatisc­h weitere passende Sounds serviert zu bekommen. Auch das restliche Handling geht zackig von der Hand, eine längere Einarbeitu­ng ist nicht nötig. Wie schon bei Samplism fänden wir einige rudimentär­e Bearbeitun­gsmöglichk­eiten toll, doch das ist in diesem Falle Jammern auf sehr hohem Niveau. Unbedingt ausprobier­en!

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ATLAS
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SAMPLISM
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SONONYM

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