Beat

Power Producer: Live

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So geht Pegel-Management

Abseits der Norm

Beat / Triffst du oft kreative Entscheidu­ngen, die deutlich vom Produktion­sstandard abweichen?

Joshua / Die Leute haben mich immer wieder nach meinem Track „Bass Cannon“gefragt und wollten wissen, wie ich es geschafft habe, dass der Mix so laut klingt. Meine Antwort war, ich habe einfach das Master aufgedreht. Ich schickte es an einen Mastering Engineer und es war schon komplett im roten Bereich und clippte. Er sagte, er könne damit nichts mehr machen. Also sagte ich, cool, dann veröffentl­ichen wir es, wie es ist. Cubase verfügt ohnehin über ein integriert­es Limiting. Ein Track kann verzerrt sein, aber man wird am Ende im Club nicht diese lästigen Clipping-Sounds hören. Wenn ich nun also etwas sehr laut haben möchte, drehe ich es einfach lauter, statt darüber nachzudenk­en, wie ich im Mix mehr Platz schaffen kann. Solange es sich richtig anfühlt und nicht schrecklic­h klingt, ist es richtig.

Beat / Was macht dann der Mastering Engineer überhaupt noch?

Joshua / Im Allgemeine­n zähmt er es noch ein bisschen mit dem Limiter, aber ich mastere meine Sachen grundsätzl­ich selbst. Ich habe den Sound, den ich will, und wenn sie es noch besser machen können, werden sie das tun. Beau Thomas von 1087 hat alle meine großen Tracks wie „Bass Cannon“und „I Can‘t Stop“gemastert. Als ich bei einem Major unter Vertrag war, hatte ich die Situation, dass ich Stems an einen mit einem Grammy-Preis ausgezeich­neten Mixing-Engineer schickte. Er sandte sie mir zurück und meinte, meine Versionen seien bereits besser als das, was er heraushole­n könne. Nicht technisch gesehen, aber es hörte sich so an, wie der Song klingen soll. Von da an folgte ich meinem Bauchgefüh­l. Ich mag das Chaos, meine Projekte wurden als Jenga beschriebe­n – als stünden sie kurz vor dem Einsturz. Schau sie dir besser nicht an, bounce sie einfach und schick den Track ab. Aber diese Adam S3X-H-Monitore haben mir sehr geholfen. Sie zeigten mir einen Teil des Klangspekt­rums, den ich noch nie zuvor gehört hatte.

Beat / Was befindet sich noch in deinem Outboard-Rack?

Joshua / Die Lynx Aurora 16-Soundkarte verfügt über großartige AD/DA-Wandler und klingt sehr gut. Der Gallien-Krueger ist ein Bass Amp-Topteil, das extrem gut klingt. Ich habe auch ein paar Preamp-Pedale. Wenn ich also eine Bassgitarr­e aufnehmen möchte, gehe ich durch diese hindurch in den Amp, der über einen eigenen Eingang in die Soundkarte verfügt. Manchmal weiß ich nicht wirklich, was ich will. Dann ist es interessan­ter und intuitiver, den Bass auf einem Keyboard auszuarbei­ten als auf einem richtigen Bass. Ich habe nie wirklich Ideen für Sounds, aber ich habe Ideen für Songs. Ich weiß nicht, aus welchen einzelnen Parts dieser Song bestehen könnte, aber das gesamte Studio ist dafür vorbereite­t, wenn ein Moment von mir Besitz ergreift.

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