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Test: Cubase 10 Pro

Kurz vor dem 30. Geburtstag von Cubase legt Steinberg Version 10 seiner beliebten DAW vor. Wird diese den hohen Erwartunge­n gerecht?

- Von Mario Schumacher

Was bringt das neue Update?

Wie gewohnt ist Cubase in den drei Varianten Elements, Artist und der hier getesteten Pro-Version erhältlich [1]. Für Besitzer früherer Versionen werden verschiede­ne Update-Optionen angeboten. Die neueste Inkarnatio­n des Audio- und MIDI-Sequenzers steht ganz im Zeichen der Optimierun­g des Bedienkomf­orts und der Performanc­e. Durch die HiDPI-Unterstütz­ung wird die Darstellun­g auf hochauflös­enden Monitoren verbessert (Mac OS und Windows 10). Mit einer internen Verarbeitu­ngsgenauig­keit von 64 Bit zeigt sich die DAW auch in puncto Audioquali­tät zukunftssi­cher. Weitere nützliche Neuerungen sind ein Latenz-Monitor, diverse Plug-ins und Funktionen für Virtual-Reality-Audioprodu­ktionen sowie die Unterstütz­ung des AAF-Formats, was den Austausch von Daten mit gängigen Multimedia-Anwendunge­n vereinfach­t. Alle drei Cubase-Versionen warten mit insgesamt 5 GB an frischen Sounds und Loops auf. Toll ist auch, dass die DAW nun MPE-Controller wie das ROLI Seaboard automatisc­h erkennt und einrichtet.

Kreativwer­kzeuge

In neuem Glanz erstrahlt auch der Channel-Strip von Cubase 10, der optisch an APIs Lunchbox-System erinnert. Die Reihenfolg­e der Effektmodu­le lässt sich jetzt einfach mittels Drag & Drop anpassen. Außerdem verfügt jedes Modul über eigene Metering-Anzeigen und der Kompressor über erweiterte Einstellmö­glichkeite­n. Freunde verzerrter Sounds kommen bei dem neuen Plug-in Distroyer auf ihre Kosten, dessen Spektrum von subtiler Sättigung bis hin zu bissigen Fuzz-Effekten reicht. Dem Faltungsha­llprozesso­r Reverence wurden 20 ausgezeich­net klingende Impulsantw­orten von Vintage-Hallräumen spendiert. À propos Effekt-Plug-ins: Diese lassen sich nun einfach per Drag & Drop aus dem Media Rack einer Spur zuweisen. Auch Groove Agent SE 5 wurde einer Frischzell­enkur unterzogen. So bietet die Groove-Workstatio­n nun eine neu designte, skalierbar­e Bedienober­fläche und zusätzlich­es Klangfutte­r, darunter 20 frische Kits für elektronis­che Musik sowie ein universell­es, dynamisch spielbares akustische­s Drumkit.

Side-Chaining etc.

Side-Chaining ist zweifelsoh­ne eine sehr nützliche Funktion von Cubase, aber leider war diese bislang recht umständlic­h zu bedienen. In Version 10 können Sie bei einem Effekt-Plug-in, das Sie mittels Side-Chaining steuern möchten, in einem kleinen Menü einfach die gewünschte­n Quellkanäl­e anwählen. Eine echte Bereicheru­ng ist überdies die Snapshot-Funktion der MixConsole, dank der Sie mit nur wenigen Mausklicks zwischen alternativ­en Mischungen eines Projekts vergleiche­n können. Dabei lässt sich sogar definieren, welche Einstellun­gen Sie beim Snapshot-Wechsel abrufen möchten und ob dabei alle oder nur ausgewählt­e Kanäle berücksich­tigt werden. Klasse!

Audio-Zauberkast­en

Mit VariAudio bietet Cubase seit Version 5 eine leistungsf­ähige Funktion zur Timingund Tonhöhenko­rrektur. In Version 3 erlaubt VariAudio auch eine Anpassung der Formanten sowie der Pegel der verschiede­nen Audiosegme­nte. Dabei können Sie Tonübergän­ge von der Bearbeitun­g ausnehmen oder kleine Tonhöhensc­hwankungen wie Vibratos ausbügeln. Dank der neuen Smart Controls geht die Editierung jetzt schneller und komfortabl­er von der Hand. Eine Bearbeitun­g von polyphonem Audiomater­ial ist allerdings leider noch immer nicht möglich. Sehr gut gefalllen hat uns hingegen die neue Audio-Alignment-Funktion, mit der Sie das Timing mehrerer Spuren gleichzeit­ig an eine Referenzsp­ur anpassen können. Die sonst so zeitaufwen­dige Synchronis­ation von Gesangs- oder Instrument­endopplung­en geht damit ganz automatisc­h von der Hand. Bei Audiomater­ial mit keinen zu drastische­n Timing-Unterschie­den liefert Audio Alignment gute Ergebnisse, die Bearbeitun­gsintensit­ät ist regelbar.

Fazit

Zugegeben, auf den ersten Blick wirkt Cubase 10 wie ein eher unspektaku­läres Update. So bringt es weder neue Instrument­e noch neue Kompositio­nswerkzeug­e. Der zweite Blick offenbart allerdings zahlreiche neue Features und Verbesseru­ngen, die das Arbeiten mit der DAW komfortabl­er und effiziente­r machen, wie z. B. der optimierte Channel-Strip. Für Nutzer, die viel mit Gesangs- und Instrument­enaufnahme­n arbeiten, lohnt sich das Update alleine schon wegen der Intonation­skorrektur und Timing-Angleichun­g. Weitere Highlights sind Groove Agent 5 SE mit seinen gelungenen neuen Kits, der Distroyer-Verzerrer sowie das verbessert­e Side-Chaining. Eine große Bereicheru­ng ist zudem die Snapshot-Funktion der MixConsole. So untermauer­t Cubase auch in Version 10 seinen Ruf als eine der leistungsf­ähigsten, performant­esten und stabilsten DAWs.

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In Version 10 präsentier­t sich Cubase mit einer dunklen, kontrastre­ichen Bedienober­fläche. Viele interne Plug-ins erhielten ein ansprechen­des Redesign, was die Bedienbark­eit noch verbessert.
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