Test: MFB Tanzbär 2
Der MFB Tanzbär bietet in der zweiten Generation den Import von Samples zur Ergänzung der eigenständigen analogen Klänge.
Analoger Wumms für den Desktop
Der MFB Tanzbär 2 steckt in einem stabilen Gehäuse aus blau lackiertem Metall, designtechnisch abgerundet durch angeschraubte Holzseiten. Das Ganze macht einen sehr robusten, langlebigen und auch live-tauglichen ersten Eindruck, die Zeiten der ein wenig billig und zerbrechlich wirkenden Plastikbomber sind bei MFB glücklicherweise Vergangenheit. Die Oberfläche ist mit jeder Menge Bedienelementen dicht besetzt, der Tanzbär setzt überwiegend auf Echtzeitzugriff auf alle relevanten Klangparameter. Es gibt zwar einige Doppelfunktionen der Taster, tieferes Menü-Diving ist aber nicht notwendig, hier bleibt man immer auf der obersten Ebene.
Instrumentenmixer mit Fadern
Ins Auge fallen auf Anhieb die 13 kleinen Plastik-Fader mit etwa 25mm Regelweg. Sie bieten direkten Zugriff auf die Lautstärken der Instrumente und des Master-Kanals. Jeder Fader besitzt eine eingebaute LED, die bei Stummschaltung leuchtet. So lässt sich auch live auf einen Blick ablesen, welche Instrumente derzeit hörbar sind und welche nicht. Noch schöner hätten wir es gefunden, wenn die LED auch bei aktivierter Instrumentenspur geleuchtet hätte und nicht nur bei Stummschaltung (z.B. in unterschiedlichen Helligkeitsstufen), um auf der Bühne oder im abgedunkelten Studio die Lautstärken der einzelnen Spuren leichter ablesen zu können. Die LEDs sind farblich unterteilt, die Fader für die analogen Instrumente leuchten rot, digitale Instrumente werden grün visualisiert.
Direktzugriff
Unter den Fadern befinden sich üppige 30 Drehregler zur Einstellung der Sounds, angeordnet in drei 10er-Reihen. Abhängig vom Instrument lassen sich ein bis vier Klangparameter direkt und gleichzeitig ohne Umschalten zwischen den Instrumenten anpassen, aktuell vergleichbar mit den DrumBrutes von Arturia. Die Regler sind relativ dicht beieinander, aber schön hoch und griffig und daher noch angenehm bedienbar. Die 26 Taster im unteren Bereich dienen zum Triggern und tonalem Spielen der Instrumente sowie zur Programmierung des Step-Sequenzers. Passend dazu gibt es eine Reihe von 16 weißen Tastern, die bei der Programmierung die 16 Schritte innerhalb eines Taktes abbilden.
Die darüber angebrachten LEDs dienen dabei als Lauflicht. Die verbleibenden 10 schwarzen Taster sind wie die schwarzen Tasten bei einer Klavier-Tastatur über den weißen Tastern platziert und bilden damit ein klassisches 2-Oktaven-Minikeyboard ab, was die Einstellung passender Tonhöhen insbesondere für den integrierten Analogsynthesizer erleichtert. Die kleinen runden Taster reagieren sauber und haben einen klaren Druckpunkt, der allerdings auch mit einem deutlich hörbaren Klick quittiert wird. Flankiert werden die genannten Bedienelemente von 16 weiteren Tastern links und rechts, die für die Transportsteuerung, Pattern-, Takt- und Instrumentenwahl sowie weitere Sequenzerfunktionen genutzt werden. Oben links befindet sich ein zweizeiliges beleuchtetes Display, das leider ein Stückchen aus dem Gerät hinausragt. Es dient in Verbindung mit den darunter liegenden zwei Endlosreglern und Drucktastern zur Einstellung weiterer Funktionen, beispielsweise der zusätzlichen Klangparameter einiger Instrumente.
Zwölf Einzelausgänge
Die Rückseite erfreut zunächst mit einem vernünftigen Kippschalter zum Einund Ausschalten, was heutzutage ja keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Daneben befindet sich eine USB-Buchse für das mitgelieferte Netzteil. Es handelt sich um einen Anschluss im Mini-USB-Format, wie er heutzutage nur noch selten verwendet wird. Er verfügt über keine besondere Arretierung, sodass man aufpassen muss, dass der kleine Stecker nicht aus Versehen rausrutscht. Aus unserer Sicht nicht die beste Lösung, aber mit Gaffa-Tape sollte es sich auch für den Live-Betrieb ausreichend sichern lassen. MicroUSB hätte zwar die gleichen Nachteile gehabt, aber zumindest den Vorteil der leichteren Ersetzbarkeit durch ein beliebiges Smartphone/Tablet-Netzteil, wenn Sie das mitgelieferte Netzteil einmal vergessen sollten.
Neben der Power-Sektion befinden sich zwölf Einzelausgänge im Miniklinke-Format, um die Instrumente isoliert abzunehmen und nachzubearbeiten. Wird an einen der Einzelausgänge ein Kabel angeschlossen, wird das Instrument sinnigerweise aus dem Masterkanal entfernt. Das Mischsignal der nicht einzeln abgenommenen Instrumente gelangt über eine einzige 6,3-mm-Klinken
buchse an die Außenwelt. Es handelt sich dabei aber um einen Stereoausgang, entsprechend lassen die einzelnen Instrumentenkanäle auch im Stereopanorama verteilen. Ein passendes Adapterkabel muss aber gegebenenfalls mit eingeplant werden. Die Buchse lässt sich im Notfall auch als Kopfhörerausgang nutzen, bietet mangels Verstärker aber nur sehr leisen Klang. Es folgen die Anschlüsse für MIDI-Eingang und -Ausgang/Thru sowie ein weiterer USB-Anschluss im Typ-B-Format, hierüber wird der Tanzbär 2 mit dem Computer verbunden und mit Samples versorgt.
Hybride Klangerzeugung
Der Tanzbär 2 bietet eine hybride Klangerzeugung, bestehend aus 8 analogen und 8 digitalen Instrumenten. Auf der analogen Seite gibt es einen gegenüber dem Tanzbär 1 ordentlich ausgebauten Bass-Synthesizer, zwei Kicks, zwei Snares sowie drei Toms/Congas. Digital erzeugt werden die drei Sample-Voices, denen aber jeweils noch ein analoges Filter nachgeschaltet ist, sowie fünf weitere Sample-basierte Instrumente mit jeweils zwei Varianten.
Das mit vier Reglern am umfangreichsten bestückte Instrument ist der analoge Bass-Synthesizer. Ganz im Stile einer TB-303 lassen sich neben Filterfrequenz und -resonanz auch Stärke der Hüllkurvenmodulation sowie die Decay-Zeit direkt anpassen. Über das Menü lässt sich die Wellenform in Richtung Sägezahn oder Rechteck mit unterschiedlicher Pulsweite schieben, auch Attack und Tuning lassen sich hier anpassen. Der Synthesizer sorgt für ordentlich Druck und Schub, kann bei hohen Resonanzwerten aber auch richtig fies klingen und geht dabei noch deutlich über das Gezwitscher einer 303 hinaus. Dank Einzelausgang kann der obligatorische Verzerrer extern ergänzt werden.
Analoge Drumsounds
Tanzbär 2 bietet zwei Kicks und zwei Snares zur Auswahl. Kick 1 besitzt Regler für Attack, Decay und Tonhöhe. Das Menü bietet zusätzlich Zugriff auf Stärke und Decay-Zeit der Pitch-Modulation via Hüllkurve. Auch ein Rauschgenerator zur Betonung des Attacks und der Transienten steht zur Verfügung, was die klanglichen Möglichkeiten erweitert. Wie von MFB nicht anders zu erwarten klingt die Kick sehr warm, rund und voll. In Abgrenzung zu den Berliner Kollegen von Jomox ist MFB salopp gesagt eher 808 als 909, im Vergleich zu den DrumBrutes mehr 80er als 70er Jahre. Kick 2 klingt zwar ein wenig trockener und härter und dadurch etwas durchsetzungsfähiger, aber nicht so kräftig technoid wie die MBase/AlphaBase, sondern fällt auch noch eher in der Wohlklang-Abteilung. Einen Regler besitzt sie nur für Decay, über das Menü lässt sich vergleichbar mit Kick 1 anpassen, wobei Noise aber durch Tone ersetzt wurde.
Die beiden Snares setzen sich klassisch aus Oszillator und Rauschgenerator zusammen. Der Oszillator lässt sich wie bei den Kicks stimmen und mit regelbarer Decay-Zeit in der Tonhöhe modulieren, Mischverhältnis und Länge des Rauschanteils sind ebenfalls einstellbar. Auch die klanglichen Unterschiede in den beiden Snares lassen sich grob in 808 und 909 einteilen, wie die Kicks haben sie aber durchaus einen eigenständigen Klang. Die Snares können sowohl weich als auch schön snappy klingen, aber ohne externe Nachbearbeitung nicht sonderlich hart und aggressiv.
Die drei Toms teilen sich den Tune-Regler mit den Congas, die weiteren Einstellungen entsprechen im Weitesten den Kick-Drums. Insbesondere die Toms klingen auch untenrum sehr kräftig und sind durchaus als Ergänzung oder Ersatz der Kick nutzbar. Der Bassbereich kann also vom Tanzbär 2 problemlos komplett ausgefüllt werden, auch bis ganz tief in den Frequenzkeller.
Sample-Instrumente
Der digitale Teil umfasst zunächst einmal eine Handvoll vorgegebener Samples in Form von geschlossener und offener HiHat, Ride, Crash, Handclap und Rim Shot. Alle digitalen Instrumente sind klanglich perfekt auf die analoge Klangerzeugung angepasst, sie klingen sehr durchsetzungsfähig mit knackigen Transienten. Per Regler kann jedes Instrument in der Abklingzeit angepasst werden, per Menü ist die Stimmung und Haltezeit einstellbar. Die Hi-Hats verfügen zusätzlich über einen BitCrusher, die anderen Instrumente mangels eigenem Volume-Fader über eine Lautstärkeeinstellung sowie erfreulicherweise auch über einen Panorama-Parameter zur Verteilung im Stereobild.
Sample-Voices
Highlight des digitalen Teils des Tanzbär 2 sind aber die drei Sample-Voices, die sich mit eigenen Samples belegen lassen. Direkt aufnehmen können Sie mit dem Tanzbär 2 zwar nicht, aber mithilfe eines kostenlosen Plug-ins lassen sich Samples vom Computer in den bis zu 300 Sekunden fassenden Speicher des Tanzbären übertragen.
Alle drei Sample-Voices sind identisch aufgebaut. Über jeweils drei Regler lässt sich das Sample stimmen sowie die Filterfrequenz und die DecayZeit einstellen. Erfreulicherweise wurde jedem der drei Instrumente ein analoges Multimodefilter spendiert, das sich über das Menü zwischen Tiefpass und Bandpass umschalten lässt. Damit passen Sie problemlos auch statische und digitale Sounds an den Gesamtklang des Tanzbären an. Und wenn es doch einmal etwas digitaler klingen soll, gibt es als Option einen Bitcrusher für jedes Instrument.
Drum-Sequenzer & Motion-Record
Der eingebaute Sequenzer ist Pattern-basiert. Ein Pattern umfasst bis zu 64 Schritte, unterteilt in vier Takte, die Sie über vier Taster direkt anwählen können – praktisch für den Livebetrieb! Auch eine Verkettung mehrerer Pattern ist möglich. Aufgenommen wird in Echtzeit oder im TR-X0X-Stil durch Anwahl der entsprechenden 16 Steptaster eines Taktes, wobei bis zu vier Akzentstufen sowie Rolls und Flames zur Verfügung stehen.
Als Besonderheit nimmt der Sequenzer auch Reglerbewegungen auf. Bei den Sample-Voices können sogar unterschiedliche Samples je Step verwendet werden. Auf der Synthesizer-Spur nehmen Sie über die Mini-Tastatur auch tonale Sequenzen, Basslinien und Melodien auf. Für die typischen 303-Sequenzen lassen sich Pausen und Slides programmieren sowie Bewegungen der Filterfrequenz, Decay und Resonanz aufnehmen. Zur automatisierten Modulation steht zudem für jedes Instrument ein eigener LFO zur Verfügung. Eine Shuffle-Funktion dient zur Auflockerung zu statischer Beats und sorgt für zusätzlichen Groove. Ergänzend zu den Instrumentenspuren besitzt der Sequenzer auch zwei MIDI-Spuren, um externe Klangerzeuger anzusteuern. Synchronisation zu MIDI-Clock ist natürlich auch integriert.
Fazit
Der Tanzbär 2 überzeugt wie sein Vorgänger mit einem warmen, runden und vollen Analogklang, wobei vor allem die Kicks und Toms überzeugen. Die digitalen Instrumente sind perfekt auf diesen Sound angepasst und liefern die Obertöne und sauberen Transienten. In Kombination mit dem Bass-Synthesizer und den drei Sample-basierten Instrumenten mit Analogfilter (die auch eigene Samples importieren können) liefert MFB eine komplette Groovebox mit sehr eigenständigem Klang ab, der weniger für aggressiven Techno als vielmehr für Minimal, Ambient und wohlig entspannte Elektromusik geeignet ist. Der direkte Zugriff auf alle wichtigen Klangparameter inklusive Instrumentenmixer lädt zum Spielen und Experimentieren ein. Sequenzer und tiefer gehende Funktionen wie die Aufnahme von Parameter- und Sample-Änderungen erfordern allerdings ein wenig Einarbeitungszeit, wobei die etwas kurz geratene Bedienungsanleitung in der derzeitigen Version nur eine eingeschränkte Hilfe darstellt und vieles selbst erarbeitet werden muss.