Test: DSI Pro 2 Update
Dave Smith rüstet den Pro 2 auf. Größtes Highlight des Gratis-Updates: Lineare FM mit vier Operatoren. Freuen Sie sich also auf klassische DX-Sounds und andere Digitalklänge …
Wie ein neuer Synthesizer
Der Pro 2 stellte von Anfang an eine Besonderheit unter den monophonen Synthesizern an. Seine Oszillatoren sind dank reichhaltigem Wellenformfundus, exzellenten Bearbeitungsmöglichkeiten und vierstimmigem Modus überaus flexibel einsetzbar. Character-Sektion, die analogen Filter, der Feedback-Weg und die Delays erlauben Nachbearbeitungen in erstaunlichem Umfang. Bei Auswahl und Verknüpfungsoptionen der Modulatoren wurde ebenfalls geklotzt. Hinzu kommen zahlreiche weitere Ausstattungsmerkmale wie Sequenzer und Arpeggiator, ein externer Eingang und frei routbare Steuerspannungs-Wege.
Update-Überblick
Im Rahmen mehrerer Updates wurde der Funktionsumfang noch erweitert. Firmware 1.2 erlaubte die Nutzung des Sequenzers nur für Modulationszwecke durch die Option, die Notenspur abzuschalten. Die Synchronisationsmöglichkeiten via MIDI wurden deutlich erweitert, ebenso die zur Verfügung stehenden Modulationsziele der Klangerzeugung.
Firmware 1.3 optimiert den Sequenzer in Bezug auf die paraphonen Möglichkeiten, seit diesem Update kann der Synthesizer alle seine vier Oszillatoren über verschiedene Sequenzerspuren getrennt in der Tonhöhe ansteuern. Da jede Spur unabhängig voneinander in der Länge eingestellt werden kann, erlaubt dies sehr außergewöhnliche polyrhythmische Pattern. Richtig spannend wird es, wenn sich die Oszillatoren dabei untereinander (cross-)modulieren.
Vier-Operator-FM
Und damit sind wir auch schon mittendrin im aktuellen 1.4er Update, dessen Highlight die neuen Modulationsmöglichkeiten der Oszillatoren untereinander sind. Logarithmische Frequenzmodulation bietet der Pro 2 schon immer an, jetzt kommt aber die musikalischere Variante der linearen FM hinzu. Mit den vier Oszillatoren kann der Pro 2 damit durchaus einen klassischen 4-Operatoren-Synthesizer wie den Yamaha DX21 oder TX81Z nachbilden (der DX7 besitzt dagegen 6 Operatoren). Die dort verwendete Technik unterscheidet sich zwar ein wenig, bei Verwendung von Sinuswellen sind die Resultate aber sehr ähnlich. Der Pro 2 bleibt dabei aber logischerweise monophon, interessant sind daher vor allem Leads und Bässe wie der legendäre Lately-Bass. Noch spannender wird es aber, wenn man die zusätzlichen Möglichkeiten des Pro 2 nutzt, nämlich andere Wellenformen als Sinus sowie die flexiblen Verknüpfungsoptionen unabhängig von vorgegebenen Algorithmen. Über die Modulationsmatrix ist frei einstellbar, welcher Oszillator in welcher Intensität einen anderen Oszillator oder aber sich selbst in der Frequenz modulieren soll, sodass sogar mehrere Feedback-Schleifen machbar sind. Da der Pro 2 auch Hardsync beherrscht, ist synchronisierte FM für harmonischere Ergebnisse umsetzbar. In Verbindung mit den zahlreichen Modulationsquellen wie den vier LFO, Hüllkurven und nicht zuletzt dem mehrspurigen Sequenzer sind der klanglichen Fantasie kaum Grenzen gesetzt.
Sequenzer
Auch der Sequenzer wurde ausgebaut. Pausen und gebundene Noten lassen sich jetzt bereits während der Aufnahme einfügen. Zudem können Sie die Abspielrichtung variieren zwischen vorwärts, rückwärts, Ping-Pong und Zufall, und zwar auch bei laufendem Sequenzer. Der Sequenzer kann nach dem Update analoge Trigger-Signale an den CV-Ausgängen ausgeben. Und auch MIDI-Controller können die Spuren über USB und MIDI senden, um externe Klangerzeuger zu modulieren. Passend dazu gibt es einen Sequenzer-Lock, dies erlaubt ein Durchschalten von Sound-Presets ohne Änderung der Sequenz. Beat Sync sorgt für ein temposynchrones Einstarten des Arpeggiators.
Und da es mittlerweile zum guten Ton gehört, dass ein Synthesizer nicht nur die altbekannte chromatische Stimmung beherrscht, wurden auch dem Pro 2 16 alternative Stimmungen spendiert, mit der Option zum Laden eigener Anpassungen. Abgerundet wird das Update durch einige Workflow-Verbesserungen, endlich beherrscht der Pro 2 die vom Prophet X und Rev2 bekannten Shortcuts zur intuitiven Verknüpfung durch Halten des Tasters für die Modulationsquelle und Bewegen des Zielparameters.
Fazit
Der Pro 2 setzte schon bei seinem Erscheinen vor gut 4 Jahren in Sachen Ausstattung neue Maßstäbe unter den monophonen Synthesizern. Im Rahmen einiger Updates wurde der Funktionsumfang noch erweitert, was aktuell mit der neuen Firmware 1.4 seinen Höhepunkt gefunden hat: Der Pro 2 wird damit zum flexiblen 4OP-FM-Synthesizer und kann auf diese Weise viele der klassischen Yamaha DX-Sounds nachbilden, vor allem aber auch sehr eigenständige komplexe, obertonreiche Klänge erzeugen und sich damit von reinen Analog-Synthesizern abheben.