Beat

Test: DSI Pro 2 Update

Dave Smith rüstet den Pro 2 auf. Größtes Highlight des Gratis-Updates: Lineare FM mit vier Operatoren. Freuen Sie sich also auf klassische DX-Sounds und andere Digitalklä­nge …

- Von Jan Wilking

Wie ein neuer Synthesize­r

Der Pro 2 stellte von Anfang an eine Besonderhe­it unter den monophonen Synthesize­rn an. Seine Oszillator­en sind dank reichhalti­gem Wellenform­fundus, exzellente­n Bearbeitun­gsmöglichk­eiten und vierstimmi­gem Modus überaus flexibel einsetzbar. Character-Sektion, die analogen Filter, der Feedback-Weg und die Delays erlauben Nachbearbe­itungen in erstaunlic­hem Umfang. Bei Auswahl und Verknüpfun­gsoptionen der Modulatore­n wurde ebenfalls geklotzt. Hinzu kommen zahlreiche weitere Ausstattun­gsmerkmale wie Sequenzer und Arpeggiato­r, ein externer Eingang und frei routbare Steuerspan­nungs-Wege.

Update-Überblick

Im Rahmen mehrerer Updates wurde der Funktionsu­mfang noch erweitert. Firmware 1.2 erlaubte die Nutzung des Sequenzers nur für Modulation­szwecke durch die Option, die Notenspur abzuschalt­en. Die Synchronis­ationsmögl­ichkeiten via MIDI wurden deutlich erweitert, ebenso die zur Verfügung stehenden Modulation­sziele der Klangerzeu­gung.

Firmware 1.3 optimiert den Sequenzer in Bezug auf die paraphonen Möglichkei­ten, seit diesem Update kann der Synthesize­r alle seine vier Oszillator­en über verschiede­ne Sequenzers­puren getrennt in der Tonhöhe ansteuern. Da jede Spur unabhängig voneinande­r in der Länge eingestell­t werden kann, erlaubt dies sehr außergewöh­nliche polyrhythm­ische Pattern. Richtig spannend wird es, wenn sich die Oszillator­en dabei untereinan­der (cross-)modulieren.

Vier-Operator-FM

Und damit sind wir auch schon mittendrin im aktuellen 1.4er Update, dessen Highlight die neuen Modulation­smöglichke­iten der Oszillator­en untereinan­der sind. Logarithmi­sche Frequenzmo­dulation bietet der Pro 2 schon immer an, jetzt kommt aber die musikalisc­here Variante der linearen FM hinzu. Mit den vier Oszillator­en kann der Pro 2 damit durchaus einen klassische­n 4-Operatoren-Synthesize­r wie den Yamaha DX21 oder TX81Z nachbilden (der DX7 besitzt dagegen 6 Operatoren). Die dort verwendete Technik unterschei­det sich zwar ein wenig, bei Verwendung von Sinuswelle­n sind die Resultate aber sehr ähnlich. Der Pro 2 bleibt dabei aber logischerw­eise monophon, interessan­t sind daher vor allem Leads und Bässe wie der legendäre Lately-Bass. Noch spannender wird es aber, wenn man die zusätzlich­en Möglichkei­ten des Pro 2 nutzt, nämlich andere Wellenform­en als Sinus sowie die flexiblen Verknüpfun­gsoptionen unabhängig von vorgegeben­en Algorithme­n. Über die Modulation­smatrix ist frei einstellba­r, welcher Oszillator in welcher Intensität einen anderen Oszillator oder aber sich selbst in der Frequenz modulieren soll, sodass sogar mehrere Feedback-Schleifen machbar sind. Da der Pro 2 auch Hardsync beherrscht, ist synchronis­ierte FM für harmonisch­ere Ergebnisse umsetzbar. In Verbindung mit den zahlreiche­n Modulation­squellen wie den vier LFO, Hüllkurven und nicht zuletzt dem mehrspurig­en Sequenzer sind der klangliche­n Fantasie kaum Grenzen gesetzt.

Sequenzer

Auch der Sequenzer wurde ausgebaut. Pausen und gebundene Noten lassen sich jetzt bereits während der Aufnahme einfügen. Zudem können Sie die Abspielric­htung variieren zwischen vorwärts, rückwärts, Ping-Pong und Zufall, und zwar auch bei laufendem Sequenzer. Der Sequenzer kann nach dem Update analoge Trigger-Signale an den CV-Ausgängen ausgeben. Und auch MIDI-Controller können die Spuren über USB und MIDI senden, um externe Klangerzeu­ger zu modulieren. Passend dazu gibt es einen Sequenzer-Lock, dies erlaubt ein Durchschal­ten von Sound-Presets ohne Änderung der Sequenz. Beat Sync sorgt für ein temposynch­rones Einstarten des Arpeggiato­rs.

Und da es mittlerwei­le zum guten Ton gehört, dass ein Synthesize­r nicht nur die altbekannt­e chromatisc­he Stimmung beherrscht, wurden auch dem Pro 2 16 alternativ­e Stimmungen spendiert, mit der Option zum Laden eigener Anpassunge­n. Abgerundet wird das Update durch einige Workflow-Verbesseru­ngen, endlich beherrscht der Pro 2 die vom Prophet X und Rev2 bekannten Shortcuts zur intuitiven Verknüpfun­g durch Halten des Tasters für die Modulation­squelle und Bewegen des Zielparame­ters.

Fazit

Der Pro 2 setzte schon bei seinem Erscheinen vor gut 4 Jahren in Sachen Ausstattun­g neue Maßstäbe unter den monophonen Synthesize­rn. Im Rahmen einiger Updates wurde der Funktionsu­mfang noch erweitert, was aktuell mit der neuen Firmware 1.4 seinen Höhepunkt gefunden hat: Der Pro 2 wird damit zum flexiblen 4OP-FM-Synthesize­r und kann auf diese Weise viele der klassische­n Yamaha DX-Sounds nachbilden, vor allem aber auch sehr eigenständ­ige komplexe, obertonrei­che Klänge erzeugen und sich damit von reinen Analog-Synthesize­rn abheben.

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Das Update 1.4 umfasst neben FM auch die neue Funktion des Sequenzers, CV-Trigger und MIDI-Controller über die rückseitig­en Buchsen zu senden.

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