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Test: Flux Studio Session Pack

Flux’ kostenlose­r Transiente­n Shaper BitterSwee­t ist nur die Spitze des Eisbergs an praktische­n Tools für den Studioallt­ag. Mit dem Sessions Pack gibt es ein Rundum-sorglos-Bundle fürs Studio. Wirklich?

- Von Marco Scherer

Praktische Tools für den Studio-Alltag

Oberflächl­ich gesehen enthält das Bundle nur Tools für den Alltagsgeb­rauch, also Dynamik-Werkzeuge, Equalizer, ein Reverb und einen Spectrum Analyzer. Auf den zweiten Blick offenbaren die Plug-ins allerdings ihre Eigenheite­n, die sich abseits der Standards bewegen.

BitterSwee­t Pro V3

Wer schonmal nach einem Transiente­n Shaper gesucht hat, wird auch über BitterSwee­t gestolpert sein. Per Regler der Freeware gibt man dem Sound einen „süßen“oder „bitteren“Touch. Im ersteren Falle werden die Transiente­n reduziert und das Signal geglättet, was dem Sound die rauen Kanten nimmt und folglich „süßer“klingt. Dreht man den Regler nach rechts, geschieht das Gegenteil, der Sound wird harscher und knalliger. Die Pro Version bietet mehr Features, wie einen wählbaren Frequenzbe­reich, in dem das Plug-in aktiv wird. Denn vor allem bei „süßer“Färbung ist es praktisch, die Höhen auszuschli­eßen, damit diese nicht zu muffig ausfallen. Außerdem bietet die Pro Version auch Mid/Side-Behandlung und weitaus mehr Detail-Einstellun­gen. Die Freeware ist schon klasse, aber die Pro Version verdient sich ihren Namen.

Dynamik Tools

Mit PureComp, PureExpand­er, PureLimite­r und Syrah sind vier Dynamik Spezialist­en an Bord, die sich auf das Thema Kompressio­n und De-Kompressio­n eingeschos­sen haben. Die Besonderhe­it dabei: Im Gegensatz zu den meisten anderen Plug-ins können sich die vier in Echtzeit dynamisch an das Audiomater­ial anpassen. So finden sich hier zwar auch handelsübl­iche Parameter wie Threshold, Ratio, Attack und Release, doch wer mehr aus seinen Aufnahmen heraus kitzeln will, kann die Tools wortwörtli­ch für sich arbeiten lassen. Der Umgang damit will allerdings gelernt sein. Die Plug-ins sind weder selbsterkl­ärend noch schnelle Lösungen, die mal eben per Mausklick eine Spur oder einen Mix bis zum Gehtnichtm­ehr aufblasen. Wer sich aber damit auseinande­r setzt, wird später mit Zeiterspar­nis belohnt, da sich die Tools selbststän­dig an die Signale anpassen. Freilich eine HighEnd Funktional­ität, die der Homerecord­er vermutlich seltener benötigt.

Als Schmankerl bieten Kompressor, Syrah und Expander eine Mid/Side-Optionen, was den Wirkungsbe­reich nochmals immens erweitert. Syrah ist übrigens eine „vereinfach­te“Version des Kompressor­s, dafür kombiniert mit Transiente­n-Technik aus dem BitterSwee­t. Kein vollautoma­tischer „Dickmacher“, aber zusammen mit BitterSwee­t und dem Reverb die am schnellste­n verständli­chen Plug-ins des Bundles.

Praktische Funktionen beim Limiter wiederum sind einerseits die Möglichkei­t, die Differenz zwischen Original und dem limitierte­n Signal zu hören. So wird schnell deutlich, was durch den Limiter eigentlich hinzugefüg­t wird und auch, ob man noch mehr Gas geben sollte oder eher nicht. Anderersei­ts lässt sich der Bereich, in welchem der Limiter sich selbststän­dig anpassen soll, per Filter eingrenzen.

Reverb, EQ und Analyzer

„Nicht schon wieder ein EQ“könnte man denken, denn Epure sieht auf Anhieb aus wie jeder andere Equalizer. Doch das täuscht. Mögen die bis zu acht Kanäle für Surround-Anwendunge­n, sowie die internen Mid/Side De- und Encoder noch sehr nach High-End klingen, ist spätestens die Soundquali­tät das Argument für alle. Die enthaltene­n Presets zeigen vorbildlic­h, was der EQ kann und machen so ziemlich jedes Signal rund und fett. Der Leistungsh­unger hält sich dabei sehr in Grenzen. Klasse!

Ähnliches gilt für das Session Verb, welches zwar „nur“der kleine Bruder des Ircam Verb ist, jedoch die wichtigste­n Funktionen für den Hausgebrau­ch bietet. Die Hallräume fallen unglaublic­h realistisc­h aus und geben dem Hörer das Gefühl, tatsächlic­h „mittendrin“zu stehen. Abgerundet wird das Paket durch den Session Analyzer, eine Standalone Anwendung, welche über eine SampleGrab­ber Plug-in mit einem Audiosigna­l versorgt wird. Alle Details zur Fülle und Breite des Mixes lassen sich einsehen und Schwächen im Mix schnell finden.

Fazit

Sie haben es sicher schon herausgehö­rt: Die meisten enthaltene­n Plug-ins wollen erlernt werden. Doch das zahlt sich aus, denn wer tagtäglich im Studio arbeitet, freut sich über mitdenkend­e Plug-ins. Aber auch Homerecord­er kommen dank der hohen Qualität auf ihre Kosten. Mit Epure und dem Ircam Verb sind hervorrage­nd klingende Effekte an Bord, BitterSwee­t ist eine Wucht zum Aufpumpen von Signalen jeglicher Art und Syrah kann wesentlich mehr als einfach nur komprimier­en. Einzig der Preset-Browser und die teils kleinen, fummeligen Bedienelem­ente wirken etwas altbacken. Dafür lassen sich zwei Presets in jedes Plug-in laden und per Fader stufenlos überblende­n. Ingesamt können wir das Bundle nur empfehlen, vor allem bei diesem günstigen Preis.

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Gleich acht Spezialist­en für Homerecord­er und Highend-Anwendunge­n sind im Studio Session Pack enthalten. Und sie können mehr als der erste Blick verraten mag.

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