Test: Flux Studio Session Pack
Flux’ kostenloser Transienten Shaper BitterSweet ist nur die Spitze des Eisbergs an praktischen Tools für den Studioalltag. Mit dem Sessions Pack gibt es ein Rundum-sorglos-Bundle fürs Studio. Wirklich?
Praktische Tools für den Studio-Alltag
Oberflächlich gesehen enthält das Bundle nur Tools für den Alltagsgebrauch, also Dynamik-Werkzeuge, Equalizer, ein Reverb und einen Spectrum Analyzer. Auf den zweiten Blick offenbaren die Plug-ins allerdings ihre Eigenheiten, die sich abseits der Standards bewegen.
BitterSweet Pro V3
Wer schonmal nach einem Transienten Shaper gesucht hat, wird auch über BitterSweet gestolpert sein. Per Regler der Freeware gibt man dem Sound einen „süßen“oder „bitteren“Touch. Im ersteren Falle werden die Transienten reduziert und das Signal geglättet, was dem Sound die rauen Kanten nimmt und folglich „süßer“klingt. Dreht man den Regler nach rechts, geschieht das Gegenteil, der Sound wird harscher und knalliger. Die Pro Version bietet mehr Features, wie einen wählbaren Frequenzbereich, in dem das Plug-in aktiv wird. Denn vor allem bei „süßer“Färbung ist es praktisch, die Höhen auszuschließen, damit diese nicht zu muffig ausfallen. Außerdem bietet die Pro Version auch Mid/Side-Behandlung und weitaus mehr Detail-Einstellungen. Die Freeware ist schon klasse, aber die Pro Version verdient sich ihren Namen.
Dynamik Tools
Mit PureComp, PureExpander, PureLimiter und Syrah sind vier Dynamik Spezialisten an Bord, die sich auf das Thema Kompression und De-Kompression eingeschossen haben. Die Besonderheit dabei: Im Gegensatz zu den meisten anderen Plug-ins können sich die vier in Echtzeit dynamisch an das Audiomaterial anpassen. So finden sich hier zwar auch handelsübliche Parameter wie Threshold, Ratio, Attack und Release, doch wer mehr aus seinen Aufnahmen heraus kitzeln will, kann die Tools wortwörtlich für sich arbeiten lassen. Der Umgang damit will allerdings gelernt sein. Die Plug-ins sind weder selbsterklärend noch schnelle Lösungen, die mal eben per Mausklick eine Spur oder einen Mix bis zum Gehtnichtmehr aufblasen. Wer sich aber damit auseinander setzt, wird später mit Zeitersparnis belohnt, da sich die Tools selbstständig an die Signale anpassen. Freilich eine HighEnd Funktionalität, die der Homerecorder vermutlich seltener benötigt.
Als Schmankerl bieten Kompressor, Syrah und Expander eine Mid/Side-Optionen, was den Wirkungsbereich nochmals immens erweitert. Syrah ist übrigens eine „vereinfachte“Version des Kompressors, dafür kombiniert mit Transienten-Technik aus dem BitterSweet. Kein vollautomatischer „Dickmacher“, aber zusammen mit BitterSweet und dem Reverb die am schnellsten verständlichen Plug-ins des Bundles.
Praktische Funktionen beim Limiter wiederum sind einerseits die Möglichkeit, die Differenz zwischen Original und dem limitierten Signal zu hören. So wird schnell deutlich, was durch den Limiter eigentlich hinzugefügt wird und auch, ob man noch mehr Gas geben sollte oder eher nicht. Andererseits lässt sich der Bereich, in welchem der Limiter sich selbstständig anpassen soll, per Filter eingrenzen.
Reverb, EQ und Analyzer
„Nicht schon wieder ein EQ“könnte man denken, denn Epure sieht auf Anhieb aus wie jeder andere Equalizer. Doch das täuscht. Mögen die bis zu acht Kanäle für Surround-Anwendungen, sowie die internen Mid/Side De- und Encoder noch sehr nach High-End klingen, ist spätestens die Soundqualität das Argument für alle. Die enthaltenen Presets zeigen vorbildlich, was der EQ kann und machen so ziemlich jedes Signal rund und fett. Der Leistungshunger hält sich dabei sehr in Grenzen. Klasse!
Ähnliches gilt für das Session Verb, welches zwar „nur“der kleine Bruder des Ircam Verb ist, jedoch die wichtigsten Funktionen für den Hausgebrauch bietet. Die Hallräume fallen unglaublich realistisch aus und geben dem Hörer das Gefühl, tatsächlich „mittendrin“zu stehen. Abgerundet wird das Paket durch den Session Analyzer, eine Standalone Anwendung, welche über eine SampleGrabber Plug-in mit einem Audiosignal versorgt wird. Alle Details zur Fülle und Breite des Mixes lassen sich einsehen und Schwächen im Mix schnell finden.
Fazit
Sie haben es sicher schon herausgehört: Die meisten enthaltenen Plug-ins wollen erlernt werden. Doch das zahlt sich aus, denn wer tagtäglich im Studio arbeitet, freut sich über mitdenkende Plug-ins. Aber auch Homerecorder kommen dank der hohen Qualität auf ihre Kosten. Mit Epure und dem Ircam Verb sind hervorragend klingende Effekte an Bord, BitterSweet ist eine Wucht zum Aufpumpen von Signalen jeglicher Art und Syrah kann wesentlich mehr als einfach nur komprimieren. Einzig der Preset-Browser und die teils kleinen, fummeligen Bedienelemente wirken etwas altbacken. Dafür lassen sich zwei Presets in jedes Plug-in laden und per Fader stufenlos überblenden. Ingesamt können wir das Bundle nur empfehlen, vor allem bei diesem günstigen Preis.