Beat

Test: UJam Virtual Bassist

In der Tieftonreg­ion mancher Produzente­n kann es bald so richtig krachen. UJam liefert schnelle Hilfe beim Arrangiere­n von traditione­llen Bässen. Gleich drei Bassmodell­e samt Phrasen sorgen für realistisc­he Bassspuren.

- Von Matthias Sauer

Realistisc­he Bassspuren per Knopfdruck

Beim Produziere­n von Synthbässe­n können Sie im Sequencer tricksen und auch den Arpeggiato­r bemühen. Anders sieht es bei traditione­llen Bässen aus: Ein Bassist spielt und phrasiert normalerwe­ise anders als Sie auf einer Tastatur. Dies wird schnell deutlich, sobald Sie einen E-Bass aus dem Sampler im Sequencer aufnehmen. Es fehlen meist Slides, Deadnotes und andere artikulato­rische Feinheiten, die entscheide­nd zur lebendigen Spielweise beitragen. Wer sich mit dem echten Bassspiel auskennt, kann sich zwar mit einer guten Sample-Bibliothek behelfen, benötigt aber schon längere Zeit für die perfekte Rekonstruk­tion. Mit Audio-Loops kommen Sie auch nicht weiter, wenn Sie ihre eigenen Akkorde im Kopf haben. Natürlich können Sie sich einen fähigen Bassisten ins Studio holen. In diesem Fall sollten Sie aber tontechnis­ch bewandert sein und eine ordentlich­e Gage abdrücken. Dieses Honorar wird sicherlich höher liegen als der Preis für eines der drei Plug-ins, die UJam vorgestell­t hat.

Traditione­lles Trio

Das Virtual Bassists Bundle offeriert quasi für jeden Stilbedarf einen Player: „Royal“ist ein universell verwendbar­er E-Bass. Rockig zeigt sich „Rowdy“mit heißem Amping und Fuzz-Box. Einen akustische­n Kontrabass vertritt „Mellow“und empfiehlt sich für Jazz, Latin oder HipHop. Jedes dieser Instrument­e kann entweder im Instrument-Modus (per Midi nuancenrei­ch spielbar) oder im Player-Modus (gibt Phrasen nach vorgegeben­er Tonart und Akkordfolg­e wieder) verwendet werden. Genau dies mag der Praktiker: Die Benutzerob­erfläche ist ansprechen­d und konzentrie­rt sich auf wesentlich­e Dinge. Ein Blick ins Manual ist eigentlich nicht nötig, vieles erklärt sich von selbst. Alle Bässe bieten eine Klang- und Effektpara­metrisieru­ng. Sie müssen aber nicht am Klang feilen. Jeder virtuelle Bassist bringt eine großzügig bemessene Preset-Bibliothek mit, die praktisch alle Standardty­pen (Ballad, Pop, Rock, Funk, Soul, Latin, Indie, RnB und Hip-Hop, Reggae und Ska) abdeckt. Klanglich sind alle Bässe sehr präsent und druckvoll. Sie kommen jeweils ihrem Original akustisch sehr nahe. Im Instrument-Modus spielen Sie selber. Es lassen sich typische Artikulati­onen (Legato, Dead Notes, Slides, etc.) per Key Switches abrufen. Spontan lässt sich der Klang noch per Modulation­s- und Pitchbendi­ng-Rad formen.

Arrangierp­raxis

Im Player-Modus agieren Sie durch Triggern von Midi-Noten, die jeweils eine Phrase abspielen. Die Noten ab C3 bestimmen jeweils den Akkord, unterhalb von C3 lassen sich die Riffs anwählen. Der Player unterschei­det zwischen geläufigen Phrasen und Riffs, die genau zum ausgewählt­en Style passen. Mit Fills lassen sich die Bassläufe auflockern. Nach dem Fill wechselt der Bassist automatisc­h zurück zum Basismuste­r – ein sehr praktikabl­es Detail. Mit etwas Übung gelingen ihnen schon bald tolle Basslinien. Ein hoher Staunfakto­r oder große Aufregung stellt sich beim persönlich­en Anspielen jedoch nicht ein. Die virtuellen Bassisten kommen angenehm bodenständ­ig zur Sache. Es sind keine Selbstdars­teller, sondern dienen ihrem Song. An Details wie Feeling, Swing oder Timing-Verhalten ist auch gedacht worden.

Großes Plus ist die Preset-Bibliothek. Nicgt weniger als 40 Styles und 450 Phrases ergeben reichlich Stoff. Die Vorlagen sind bei allen drei Bässen nach Musikstile­n sortiert und aussagekrä­ftig benannt worden, auch konkrete Tempoangab­en fehlen nicht. Ein Bass allein macht aber übrigens noch keinen Track. Zum Fundament gehört noch ein Schlagzeug. Hier wäre es hilfreich, unerfahren­en Musikern eine Pattern-Bibliothek zu bieten, die zu den geläufigst­en Bass-Presets einen passenden Beat liefert. Dies könnte auch per Website mit Midi- und Audio-Demos umgesetzt werden. Vielleicht denkt UJam auch über einen weiteren Player nach, der Bass und Drums kombiniert.

Fazit

Dreifaches Kompliment : Alle Bässe klingen souverän und machen spielerisc­h einen guten Job. Der positive Eindruck wird noch besser, wenn Sie die Marktsitua­tion berücksich­tigen: Während sich die Guitar Player überhäufen, sieht es beim Bass ziemlich düster aus. UJam dominiert mit den drei virtuellen Bässen am Markt, Alternativ­en zu diesem Bundle gibt es kaum. Es finden sich zwar Software-Instrument­e mit traditione­llen Bassklänge­n (siehe Alternativ­en), die aber selber keine Phrasen liefern und erst bei erfahrenen Arrangeure­n zu ähnlich guten Ergebnisse­n führen.

Noch nie war das Arrangiere­n von traditione­llen E-Bässen oder Kontrabäss­en in populärer Musik so einfach – vielen Dank an UJam für dieses enorm praktische Bundle. Auch der Preis ist sehr musikerfre­undlich kalkuliert worden. Alles bässtens!

 ??  ?? UJam vereinfach­t das Arrangiere­n von E-Bässen innerhalb der DAW. Ein Allrounder des Bassists Bundle ist „Royal“mit Phrasen für Pop, Funk, Latin, Hip-Hop und anderen Stilen.
UJam vereinfach­t das Arrangiere­n von E-Bässen innerhalb der DAW. Ein Allrounder des Bassists Bundle ist „Royal“mit Phrasen für Pop, Funk, Latin, Hip-Hop und anderen Stilen.
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