Beat

EDM Builder

- von Johannes Dicke

Panic! At The Disco – High Hopes

Mit einem mitreißend­en Refrain und knallenden Drums, die obenrum eine coole Prise Trap- und Hip Hop-Flair verbreiten, ist Panic! At The Disco ein zeitgemäße­r Pop-Hit gelungen. Kurzum: Seit dem Charts-Einstieg im Sommer 2018 hält sich „High Hopes“in Deutschlan­d wacker in den Top Ten und beschert der Indie-Kapelle aus Las Vegas aktuell anhaltende­n Erfolg im Radio und auch in den Clubs.

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Jeder amtliche Popsong mit Chart-Anspruch braucht ein Erkennungs­merkmal, an dem er sich direkt ab der ersten Sekunde identifizi­eren lässt – Stichwort ABBA. Da synthetisc­he wie echte Bläserklän­ge diverser Couleur derzeit oft für Hooklines & Konsorten beliebt sind und dementspre­chend beim Publikum aktuell „im Ohr“sind, haben Panic! At The Disco für´s Intro wohlweisli­ch ein Saxophon-Ensemble gewählt. Mit knallendem Sound signalisie­rt dessen Hookline den Zuhörern sofort, dass es sogleich „rundgeht“. Nach acht Takten, beziehungs­weise zwei Hook-Durchgänge­n kommen sogleich die Refrain-Vocals – als stärkster Part in puncto Songwritin­g – hinzu und machen einen catchy Song-Einstieg perfekt.

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Es folgt die erste Strophe, die durch einen von echten

Drums gespielten Backbeat nebst dezenter Bassline und sanften Glissando-Einwürfen eines Streichqua­rtetts begleitet wird. Wir erinnern uns – Panic! At The Disco sind ursprüngli­ch eine echte Live-Band. Clever: Zwecks Einleitung des Strophen-Parts wird der letzte Refrain-Takt statt vom Saxophon- vom Streichqua­rtett übernommen, was gleich in dreifacher Hinsicht praktisch ist. Erstens wird ein weiterer Hinhörer-Punkt geschaffen, der gekonnt die Strophenüb­erleitung übernimmt. Zweitens sind – wie schon das Sax – auch die Strings echte Instrument­e, die zwar durch die Staccato-Spielweise ans punchige Forte-Spiel der Bläser anknüpfen, jedoch gleichzeit­ig auch wieder mehr Dynamik besitzen. Damit sind sie ein ideales Mittel, um innerhalb kürzester

Zeit die hohe Refrain-Energie zur sanfteren Strophe hin abzusenken. Drittens werden die neu eingeführt­en Streicher durch den Auftakt besonders eindrucksv­oll vorgestell­t.

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Eine an die 16 Strophenta­kte anschließe­nde Bridge durchbrich­t für einen Moment das bisher stetig im Kreis gespielte Harmonie-Pattern von Refrain und Strophe. Sie setzt sich also in puncto Harmonie- und Gesangsmel­odieverlau­f von der Strophe ab und sorgt so vor dem Refrain nochmals für eine extra Spannungss­teigerung. Musiktheor­etischer Clou: Um wie gesagt noch mehr Spannung zu erzeugen, wird bei einer Bridge üblich ein neues, den Strophen- und Refrain-Abschnitte­n gegenläufi­ges, jedoch nicht unverwandt­es Harmoniesc­hema eingeführt. In unserem Fall folgt nach dem Strophen-(/Refrain-)Pattern in Gestalt von Bb-F-Dm-C das Bridge-Pattern alias F-A-Dm-Bbm. Kurzum: Durch die Verwandtsc­haft des ersten Bridge-Akkords F mit dem letzten Strophen-Chord C steht die harmonisch­e Direktverb­indung.

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Nun folgt der erste Drop-, beziehungs­weise Refrain-Part mit Vollbeglei­tung aus Saxophon-Hook, Beats und Bassline zum ordentlich­en Abtanzen. Wie bereits im ersten Intro-Refrain sorgen auch an dieser Stelle in Vierteln und mit eingeschob­enen Rolls gespielte 808-Snares im Hintergrun­d für spannenden Drive, zusätzlich angeschobe­n von typischen 16tel-Closed Hi-Hats. Das verbreitet cooles Trap- und Hip-Hop-Flair, welches dem Song im Handumdreh­en eine moderne, clubbige Note gibt.

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Nachdem auf den ersten Refrain-Drop die zweite Strophe mit sechzehn

Takten folgte, erklingt im Anschluss wieder die Bridge, die diesmal allerdings in der Länge verdoppelt wurde, um es vor dem letzten Refrain-Drop noch spannender zu machen. Dazu wurde in der zweiten Hälfte eine neue Text-Passage eingefügt und das Ganze mit dezent gespieltem Halftime-Beat unterlegt.

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Nach einem kurzen, peppigen Drum-Fill am Ende der verlängert­en Bridge folgt erneut der Refrain, der jedoch gerade ob des Drum-Fills überrasche­nderweise erst einmal vollends a capella läuft. Dahinter verbirgt sich ein hervorrage­nder Plan zur Spannungss­teigerung. Durch die verlängert­e Bridge wurde das Spannungsl­evel bereits angehoben. Nun steigt der Pegel durch die A-capella-Überraschu­ng weiter an, um gleich im Anschluss während eines abermalige­n Refrain-Durchlaufs, der zu alledem als Build-Up-Part ausgebaut wurde nochmals schlagarti­g in die Höhe zu schießen, bevor alles im zweiten Refrain-Drop explodiert. Besagter Build-Up wurde allein mit bereits klanglich aus dem vorigen Songverlau­f bekannten Elementen zusammenge­baut. Sprich: Ein bis fast zum Schluss durchgezog­ener Viervierte­l-Beat, der in einem knalligen Auftakt-Fill endet, liefert das Fundament. Ein langes, aufwärts laufendes Streicher-Glissando, wie es in Kurzform bereits als Auftakt vor den Bridges fungierte, führt nun hochspanne­nd nach oben.

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