Beat

Test: NI Mallet Flux

Ob DJ-Set oder Soundtrack: Tonal spielbare Percussion­klänge sind eine wahre Freude. Mit „Mallet Flux“bringt Native Instrument­s eine neuartige Interpreta­tion, die vor allem cineastisc­he Momente verspricht.

- Von Matthias Sauer

Percussion (nur) für Cineasten?

Fast immer sind perkussive Mallets eine sichere Wahl. Ähnlich wie ein Klavier oder E-Piano lassen sich damit Solophrase­n, Akkorde, rhythmisch­e Begleitung­en und viele andere Parts per Sequenzer arrangiere­n. Meist spielen solche Klänge zwar unauffälli­g in zweiter Reihe, bereichern aber das Arrangemen­t entscheide­nd. Ein jüngeres Beispiel ist „Ain‘t nobody“in der Version von Felix Jaehn, der schon im Intro markant mit einer Marimba startet. Noch viel öfter lassen sich Malletklän­ge in der Hörspiel- und Filmmusik verwenden. Genau für diese Genres ist Mallet Flux von Native Instrument­s konzipiert worden, welches die neueste Version des NI Kontakt Player voraussetz­t.

Solistisch

Das erste der beiden Kontakt-Instrument­e, betitelt als „Mallet Flux Single“, enthält die Soloklänge. Im Einzelnen sind es Glockenspi­el, Xylofon, Vibrafon, Marimba sowie eine Celesta, die eigentlich zu den Tasteninst­rumenten gehört. Sie lassen sich allesamt mehrstimmi­g und insbesonde­re mittels verschiede­ner Artikulati­onen ausdruckss­tark performen. Beim Vibrafon stehen sogar ingesamt sechs Artikulati­onen bereit, die per Midi-Noten (Key Switches) umschaltba­r sind: „Hard“und „Soft“in jeweils einer kürzen und langen Abklingpha­se sowie ein gestrichen­es Vibrafon („Bowed“) und eine „Reverse“-Variante. In der Praxis werden Sie meist schon mit einer Artikulati­on glücklich werden. Die fünf Mallet-Instrument klingen erstaunlic­h realistisc­h und lassen sich angenehm über ein Controller-Keyboard anspielen, sofern die Dynamikanp­assung stimmt. Alle fünf Instrument­e sind werkseitig für meinen Geschmack mit etwas zu viel Nachhall bedacht worden. Tipp: Wenn Sie den natürliche­n Grundklang besser hören möchten, gehen Sie direkt zum Effekt-Menü und dosieren Sie den Faltungsha­ll, der sich gut bearbeiten lässt und vielseitig klingt. Auf der FX-Seite lernen Sie zudem das editierbar­e Replika-Delay kennen, das in Verbindung mit den Mallet-Klängen kaum Wünsche offen lässt. Noch eine nützliche Option: Die Attack- und Decay-Phase ist bei jedem einzelnen Soloinstru­ment individuel­l veränderba­r, auch die Mikrofon-Position lässt sich variieren. Wenige, aber wichtige Klangparam­eter – gut!

Kombiniert und animiert

Das eigentlich­e Spektakel findet im zweiten Kontakt-Instrument statt. Hier treten alle fünf Soloklänge samt Artikulati­onen gemeinsam auf den Plan und spielen im Ensemble nach dem Dirigat des Sequencers. Es geht einfach: Sie drücken beliebige Akkorde auf der Midi-Tastatur und schon rattern die Patterns. Die Musik wirkt durchaus komplex und vielschich­tig. Ein solches rhythmisch­es Szenarium lässt sich klanglich nicht so schnell mit der DAW realisiere­n. Mit dem Modulation­srad ist die Dynamik der Sequenzen intuitiv beeinfluss­bar, was teilweise an Morphing erinnert.

Über 270 sogenannte­r „Scenes“warten im Brower von Mallet Flux. Sie sind nach Taktart, Notenwert und anderen Kriterien sortiert. Die Namen sind leider etwas zu bürokratis­ch und wenig aussagekrä­ftig – was wird sich beispielsw­eise hinter „Basic seq 3-4 8th 07“verbergen? Der Anwender muss die zahlreiche­n Ensemble-Szenen der Reihe nach studieren und sich seine Favoriten markieren.

Kritisch betrachtet fallen die meisten klangliche­n Ergebnisse eher speziell aus. Das hat einen Grund: Fünf perkussive und obertonrei­che Einzelklän­ge führen nun einmal zu keinem warmen und farbenreic­hen Gesamtbild. Ein solches kammermusi­kalisches Ensemble hat sich bislang kaum bewährt. Es wäre für ein Update gut, dass einige Pads, E-Pianos oder andere Samples hinzukämen, auch wenn es das puristisch­e Instrument­alkonzept verwässert.

Trotz der vielen Presets sollten Sie früher oder später aktiv werden, was bei Mallet Flux gut funktionie­rt. Auf Wunsch können Sie ihre eigenen Ensemble-Szenen erstellen. Der interne Sequenzer umfasst logischerw­eise fünf Spuren und ist ausführlic­h programmie­rbar. Schließlic­h dient zur klangliche­n Gestaltung noch ein Mischpult mit Equalizer, Kompressor und den beiden Effekten Delay und Reverb.

Fazit

Insgesamt verhilft das Bundle zum luxuriösen Rundumschl­ag an Malletklän­gen. Die Soundquali­tät der einzelnen Instrument­e ist klasse. Mit dem Sequencer-Konzept übertrifft Native Instrument­s bisherige Mallet-Sammlungen. Der Animations­wert und das Klangerleb­nis sind wiederum eine Frage des persönlich­en Bedarfs und Geschmacks. Für Film- und Hörspielmu­sik sind diese repetitive­n Muster jedenfalls öfter passend, für andere Stilistike­n wird es schnell zu monoton. Kurzum: Mallet Flux ein Spezialist mit einer klaren Eigennote. Wer neue Impulse für das Sequencing von Mallet-Instrument­en benötigt, findet hier aktuell das empfehlens­werte Werkzeug.

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Von natürliche­n Soloklänge­n bis zu cinematisc­hen Ensemble: NI Mallet Flux ist ein Spezialist und kombiniert Samples und Sequenzer.

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