Test: Audient iD44
Das neue USB-Audio-Interface des britischen Herstellers ist deutlich umfangreicher ausgestattet als es Name und Oberfläche vermuten lassen.
Referenz-Interface zum kleinen Preis
Das kompakte Gehäuse ist komplett aus Metall gefertigt und macht einen äußerst soliden und langlebigen Eindruck. Die Regler aus Aluminium fassen sich gut an und bieten einen angenehmen Widerstand, die Drucktaster haben einen deutlichen Druckpunkt. Die kleinen und strammen Kippschalter sind zwar nicht jedermanns Geschmack, werden in der praktischen Anwendung aber wohl nur selten verstellt werden. Mit einem Gewicht von fast 2 Kilogramm steht das iD44 fest auf dem Schreibtisch, es gehört aufgrund der großzügigen Abstände zwischen den Bedienelementen auch nicht zu den kompaktesten Geräten.
Zum schnellen und unkomplizierten Anschluss von Instrumenten und Kopfhörern befinden sich zwei D.I.-Eingänge sowie zwei Kopfhörerausgänge auf der Vorderseite des Gerätes. Rückseitig bietet das iD44 vier weitere analoge Eingänge, die über XLR/Klinke-Kombibuchsen sowohl Mikrofone als auch Line-Signale aufnehmen. Die ersten beiden Kanäle verfügen über eigene Send-Return-Buchsen, um beispielsweise einen externen Kompressor oder Limiter einzuschleifen. Die vier analogen Ausgänge sind allesamt als symmetrische 6,3mm-Klinkenbuchsen ausgelegt. Hier wären alternativ auch XLR-Anschlüsse schön gewesen. Dank digitaler Ein- und Ausgänge lässt sich das Interface mit Hilfe passender Wandlereinheiten um zusätzliche 16 Eingänge und Ausgänge erweitern, hierfür stehen insgesamt vier ADAT-Anschlüsse sowie ein Word
clock-Ausgang zur Verfügung. Die Verbindung mit dem Computer erfolgt über eine USB-C-Buchse. Zum Betrieb des Audio-Interface ist zwingend der Anschluss des externen Netzteils erforderlich.
Controller mit Scroll-Funktion
Alle Bedienelemente befinden sich auf der Oberseite des Gerätes und haben ausreichend Abstand zueinander. Die vier Mikrofon/Line-Eingänge verfügen über einen Regler zum Einpegeln des Signals. Individuell je Kanal zuschaltbar ist über die oben bereits erwähnten Kippschalter eine 48V-Phantomspeisung, eine -10dB Dämpfung sowie ein Hochpassfilter zum Entfernen von Trittschall und anderen tieffrequenten Störgeräuschen. Das korrekte Einpegeln wird durch ein 8-mal-2LED-Meter optisch unterstützt.
Mit dem großen Endlosregler mit Klickfunktion regeln Sie die Gesamtlautstärke und können ihn nach Druck auf die iD-Taste als Scrollrad benutzen. Der Regler übernimmt dann die Funktion eines Mausrades und regelt den Parameter, über dem sich der Mauszeiger gerade befindet. Vor allem in Verbindung mit dem Laptop ist das eine tolle Funktion, da flüssige Parameterfahrten mit einem Touchpad schwierig sind. Mit dem DIM-Taster senken Sie das Ausgangssignal kurzzeitig um einen per Software wählbaren Dezibel-Bereich ab, mit CUT schalten Sie es komplett stumm. Die drei F-Taster können per Software frei mit verschiedenen Funktionen belegt werden, unter anderem stehen eine Monoschaltung und ein Umschalten zwischen zwei Monitorwegen zur Auswahl. Zusammen mit der integrierten Talkback-Funktion dient das iD44 damit auch als relativ flexibler Monitor-Controller.
Toller Klang
Das Interface wurde von unserem Rechner problemlos erkannt. Eine spezielle Mixersoftware erlaubt neben der Programmierung der Taster verschiedene interne Routings und stellt hierfür auch acht Return-Channel der DAW zur Verfügung.
Die Class-A Mikrofonvorverstärker werden auch in den deutlich teureren HiEnd-Consolen verbaut und klingen entsprechend sauber und detailreich, geben dem Signal aber auch einen angenehmen Schuss Wärme. Die D.I. Anschlüsse mit JFET-Technologie färben das eingehende Signal ebenfalls auf eine angenehme Weise ein wenig. Auch die Wandler haben uns überzeugt, das Ausgangssignal klingt hochauflösend, detailreich, mit angenehmen Höhen und druckvollen Bässen.
In Sachen Performance kann Audient allerdings nicht ganz mit den optimierten Treibern einer RME-Karte mithalten und reiht sich diesbezüglich eher im Mittelfeld ein. Die Latenz geht in Ordnung, ist aber nicht überragend niedrig. Zudem scheinen einige Nutzer Probleme mit den Treibern zu haben, bei uns lief das Interface während des Tests auf zwei Rechnern aber ohne große Probleme.
Fazit
Klanglich gehört das Audient iD44 zur absoluten Spitzenklasse bei Interfaces unter 600 €. Darüber hinaus verfügt das Audio-Interface mit vier ADAT-Schnittstellen zur flexiblen Erweiterung, einem als Scrollrad nutzbaren Endlosregler sowie erweiterten Monitor-Controller-Fähigkeiten über eine sehr umfangreiche Austattung und empfiehlt sich damit sowohl für Einsteiger als auch für semi-professionelle Studios.