Test: W.A. Insta-Series
Selbst virtuose Musiker drehen sich bei Akkorden und Phrasen öfter im Kreis. Wer beim Songwriting mit der DAW einmal neue Wege beschreiten möchte, freut sich über diese zwei smarten neuen Plugs.
Beim Producing können Sie locker starten. Oft genügen Presets oder Loops, die zu neuen Tracks inspirieren. Früher oder später werden Sie sich aber noch mit einigen passenden Akkordfolgen und Phrasen beschäftigen müssen. Fein heraus sind Keyboarder, die schon einen Fundus an Dreiklängen parat haben und flink ein paar Standards einspielen können. Doch auch sie werden letztlich viel entspannter sein, wenn auf MIDI-Ebene kleine Hilfen warten. Für das iPad finden sich bereits einige Apps zum schnellen Harmonisieren. Nun haben sich einige Entwickler den etablierten DAWs angenommen und spezielle Plug-ins herausgebracht.
Mit der Insta Series liefert die kleine tschechische Firma W.A. Production zwei Plug-ins, die das Auffinden von Chords und Skalentönen vereinfachen sollen. Beide Tools werden als MIDI-Effekt in einer Instrumenten-Spur aufgerufen. Sie transformieren die einkommenden MIDI-Noten in Echtzeit, ohne die CPU des Rechners nennenswert zu belasten. Ein Klang wird also nicht erzeugt, dies übernimmt ein ausgewähltes VST-Instrument. Zum ersten analytischen Kennenlernen beider MIDI-Assistenten empfiehlt sich übrigens ein perkussiver E-Piano-Sound.
Akkorde
Auf den ersten Blick erinnert das GUI von Instachord wie eine Tabellenkalkulation. Die Funktionsweise einfach erklärt: Sie füllen insgesamt 24 Zellen (Chords A und B) mit verschiedenen Akkordtypen (Dur, Moll 7/9, etc.) auf, die über die MIDI-Tastatur angespielt werden können. Dabei können Sie automatisch ein „Strumming“(wie bei Gitarre und anderen Saiteninstrumenten) erzeugen oder mit einem „Picking“arbeiten, wobei jeweils einzelne Akkordtöne getriggert werden. Mit den Keyboardtasten im unteren Bereich lassen sich intuitiv die Akkordtypen aufrufen. Natürlich brauchen Sie nicht selber um eine Zusammenstellung von Akkorden zu kümmern. Im Angebot sind rund 30 Presets. Hier kommen vor allem Producer auf ihre Kosten, die sich an der Jazzharmonik orientieren möchten. Für EDM und Co schießen die Akkorde übers Ziel hinaus.
Während das Strumming bei der Simulation akustischer Instrumente hilft, gefällt mir insbesondere das Picking weit öfter. Sie spielen auf der MIDI-Tastatur und entlocken zufällig Akkordkombinationen, die auch ein kreativer Tastenvirtuose nicht so spielen würde. Dies vermittelt ein neues Spielgefühl und führt zu einer neuen Arbeitsweise, auf die Sie sich relativ zügig einlassen können. Klasse ist es, dass Sie mühelos zwischen verschiedenen Voicings wechseln können. Zugegeben, mein Repertoire ist ohne weiteres Pauken einer Harmonielehre beachtlich erweitert worden. Allerdings wird das theoretische Verständnis nicht besser und es bleibt die größere Herausforderung, diese inspirierenden Chords ins nächste Studioprojekt zu verwenden.
Skalen
Nicht nur zur Gestaltung pfiffiger Akkordfolgen, auch beim Auffinden von einzelnen Tönen bietet W.A. Production das passende Werkzeug. Mit InstaScale verwandeln sich einzelne Noten in eine mixolydische, phrygische oder in eine andere exotische Skala, die sich unter den 30 Presets findet. Bei Bedarf lassen sich sogar eigene Skalen definieren. Das Spielkonzept von Instascale ist etwas gewöhnungsbedürftig, da einzelne Skalentöne abgespielt werden, indem Sie dem Keyboard wiederholt die gleiche Taste anschlagen. Im Vergleich zu Instachord ist Instascale in der Praxis schwieriger zu verstehen. Sie sollten also gern experimentieren und keine schnellen fertigen Ergebnisse erwarten.
Fazit
Mit beiden Plug-ins von W.A. Production entdecken Sie den Tonsatz erfrischend anders. Es macht wirklich Spaß, sich mit diesen Tools inspirieren zu lassen. Einen pädagogischen Wert oder die Garantie auf perfekte Harmonien und Hooklines liefern sie aber nicht. Beste Grundkenntnisse und ein feines Gespür bringen Sie idealerweise bereits mit.
Die funktional eingeschränkte Demoversion von Insta Series sollten Sie unbedingt testen und auch Alternativen, insbesondere „Cthulhu“von Xfer Records, probieren. Noch ein Tipp: Es lohnt sich, Rabattaktionen auf dem Schirm zu haben. PluginBoutique und andere Webshops bieten die Produkte von W.A. Production manchmal zu stark reduzierten Preisen. Spätestens dann sollten Sie zuschlagen!