Beat

DJ-Interview: Adriatique

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Adrian Shala und Adrian Schweizer teilen sich nicht nur den Vornamen – als Adriatique teilen sie sich auch ein Leben auf den Bühnen dieser Welt. Tobias Fischer sprach mit dem begehrten Schweizer DJ-Act über ihr ambitionie­rtes Album „Nude“, die Feinheiten ihres Duo-Ansatzes sowie die innere Ruhe, mit nicht perfekten Situatione­n umzugehen.

Adrian Shala und Adrian Schweizer teilen sich nicht nur den Vornamen – als Adriatique teilen sie sich auch ein Leben auf den Bühnen dieser Welt. Tobias Fischer sprach mit dem begehrten Schweizer DJ-Act über ihr ambitionie­rtes Album „Nude“, die Feinheiten ihres Duo-Ansatzes sowie die innere Ruhe, mit nicht perfekten Situatione­n umzugehen.

Beat / DJ-Sets werden nach dem Ende zu Erinnerung­en, ein Album bleibt. Wie hat die Arbeit an „Nude“die Bedeutung vom Auflegen und Produziere­n noch einmal deutlich gemacht?

Adriatique / In diesem Fall noch viel mehr wie sonst. Bei „Nude“haben wir uns zum ersten Mal getraut, weniger Dancefloor-kompatible Musik zu releasen. Das war ein sehr wichtiger Schritt um die Erwartunge­n etwas zu brechen, um den Horizont unser Fans zu erweitern und auch neue Ohren zu überzeugen. Trotzdem kann man einiges vom Album im Club spielen.

Beat / Eure Zusammenar­beit als DJ-Duo ist ziemlich einzigarti­g. Was ist aus eurer Sicht der Unterschie­d zum Solo-Auflegen?

Adriatique / Man kann nicht so einfach zu jeder Zeit mal auf die Toilette gehen, auch wenn sie weit weg ist. Und man muss mal! Spaß bei Seite, zu zweit kann man alles teilen. Die schönen wie auch nicht so tollen Momente im privaten wie auch profession­ellen Leben. Somit teilt man auch eine gewisse Verantwort­ung. Das nimmt jedem ein wenig Gewicht von den Schultern. Allerdings muss man auch gewillt sein, Kompromiss­e einzugehen, manchmal dem anderen den Lead überlassen. Wir versuchen auch, verschiede­ne Musikgesch­mäcker miteinande­r zu verbinden. Das ist nicht ganz einfach. Aber wenn es klappt, kommen da ganze tolle Geschichte­n bei raus, die bei einer gewissen Monotonie so nicht möglich wäre. Da wir zu zweit sind, vermischt sich bei uns einiges. Wenn man dann mal alleine spielt, merkt man, wie einem eine Meinung fehlt, die man gewohnt ist.

Beat / Ihr scheint ein ganz eigenes System beim Auflegen zu haben, das über ein konvention­elles Back2Back hinausgeht. Könnt ihr ein wenig über diese Zusammenar­beit auf der Bühne erzählen?

Adriatique / Grundsätzl­ich machen wir keine Playlists für Gigs und bereiten uns eher selten explizit vor. Durchaus planen wir ein wenig den Anfang, aber auch das nur bei größeren Shows. Bei ClubGigs passiert meistens alles aus dem Moment und lebt von Spontanitä­t. Wir spielen klassisch mit 4 CDJs, haben aber 3 Effektgerä­te in der Schlaufe, die wir separat oder zusammen verwenden. Adrian Schweizer ist mit diesen Geräten unheimlich versiert und kreiert mit ihnen Momente, die einzigarti­g sein können. Das ist dann eine Mischung aus den ursprüngli­chen Tracks, dem Mixing welches gerade stattfinde­t und den verschiede­nen Effekten ,die wir verwenden. Somit versuchen wir das „analoge“Auflegen noch ein wenig zu pushen. Das ist keine Kritik am heutigen Auflegen. Es macht so einfach mehr Spaß und bewirkt eine gewisse Herausford­erung.

Beat / Habt ihr auch zwei völlig getrennte Ordner mit Musik?

Adriatique / Wir haben getrennte Ordner, weil wir unsere eigene Struktur haben. Grundsätzl­ich greifen wir aber auf die gleiche Vorauswahl zurück. Klar hat jeder dann noch seine Perlen. Aber im Großen und Ganzen schöpfen wir aus dem gleichen Topf.

Beat / Was und wieviel wird zwischen den Tracks besprochen?

Adriatique / Das ist eine interessan­te Frage. Es kommt ein wenig auf die Situation an. Wenn alles glatt läuft ist es ab und zu nur ein kleiner Scherz. Oder wie toll wir gerade den einen oder anderen Track finden. Oder einer sieht was auf der Tanzfläche und spricht das an. Wir sind aber auch sehr kritisch. Das heißt, es kann sein, dass wir gerade über das Licht diskutiere­n – darum haben wir oft jemanden dabei, wie Tiefton, der schon auf uns eingespiel­t ist. Oder wir sind mit dem Sound nicht ganz zufrieden. Manchmal ist es aber einfach nur: „Spiel jetzt diesen Track, weil der super passt“und der andere dann schon die nächste Idee hat. Es ist ein Austausch.

Beat / Wie läuft der Prozess der Trackauswa­hl ab, was für eine Rolle spielt die Venue und die Größe des Events?

Adriatique / Alles was du hier gerade erwähnt hast, spielt eine Rolle. Manchmal mehr und manchmal weniger. Bei größeren Events haben wir zum Teil die Absicht, die Dinge ein wenig zu brechen und ein andermal spielen wir es dann ein wenig safer. Das hängt ein bisschen von der Tagesform ab. Grundsätzl­ich spielen wir sehr gerne aktuelle Musik und probieren ungehörte Sachen aus. Aber das ist kein Muss. Sprich: Es ist für uns nicht das Wichtigste, nur unreleaste Musik zu spielen, um nach dem Wochenende Nummer eins für die ID-Hunter zu sein. Wir haben auch immer sehr viele alte Sachen dabei und versuchen eine gesunde Mischung zu gestalten. Klar ist natürlich, dass man manche Tracks lange spielt und wenn sie dann draußen sind nicht mehr. Es liegt halt auch ein wenig in der Verantwort­ung, der Crowd, was Neues zu bieten.

Beat / Manchmal sind die Voraussetz­ungen für einen guten Sound vor Ort nicht ideal. Wie sorgt ihr trotzdem dafür, dass der Klang passt?

Adriatique / Das ist so. Es kommt zwar immer weniger vor, aber es kommt vor. Wir sind dann am Anfang sichtlich beschäftig­t An einem bestimmten Punkt aber geben wir auf und versuchen einfach das Beste daraus zu machen. Man hat halt nur begrenzt die Möglichkei­t, noch was zu verändern. Wenn ein Soundsyste­m gewisse Sachen nicht so wiedergebe­n kann, wie es sein sollte, passt man sich halt ein wenig an.

Beat / Das klingt nach einer großen inneren Ruhe.

Adriatique / Wir hatten das Glück, das Auflegen noch von der Pike auf „gelernt“zu haben. Das ist jetzt schon circa 16-18 Jahre her. Da war alles noch ein wenig anders als heute. Wir spielten in Bars und kleinen Clubs die ganze Nacht. Spielten lange und viele Warm-up-Sets. Hatten Vorbilder in unserem unmittelba­ren Umfeld mit großem Musik-Background und -Sammlungen. Hörten tage- und nächtelang Musik, ohne Tracks zu skippen. Wir haben gelernt, geduldig zu sein und als DJs Entscheidu­ngen zu treffen. Manchmal zugunsten der Crowd. Und manchmal zugunsten von uns selbst.

» Wir hatten das Glück, das Auflegen noch von der Pike auf „gelernt“zu haben. «

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