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Test: NI Kontrol S2 mkIII

Natives Controller-Design wurde in der dritten Generation deutlich erwachsene­r und konsequent am DJ-Standard orientiert. Aber für wen ist der kleine S2 nun eigentlich geeignet?

- Von Kai Chonishvil­i

Einsteiger-Controller der 3. Generation

Wer ins DJing einsteigen möchte und auf der Suche nach einem DJ-Controller für unter 300 Euro ist, wird um den neuen Traktor Kontrol S2 MK3 wohl nicht herumkomme­n. Doch was leistet dieser günstige 2-Kanal-DJ-Controller in der Praxis? An welchen Stellen wurde gespart?

Überblick

Mit der Vorstellun­g des neuen Schlachtsc­hiffes Traktor Kontrol S4 MK3 inklusive motorgetri­ebenen Jogwheels wurde auch der kleine Bruder Traktor Kontrol S2 MK3 begrüßt. Dieser ist deutlich günstiger (rund 600 Euro) und richtet sich ganz klar an Einsteiger und Hobby-DJs, die einfach nur ein bisschen auflegen möchten und auf Profi-Funktionen verzichten können. Genauer gesagt ist der S2 MK3 ein DJ-Controller im Zwei-Deck-Design für die Software Traktor Pro 3, die im Lieferumfa­ng enthalten ist. Dieser verlangt kein Netzteil und wird über USB einfach mit dem Computer verbunden. Ab dann lassen sich essenziell­e Funktionen von der Software über die Hardware steuern. Anwender müssen nichts einstellen und können ihre Tracks sofort in die Decks laden. Auch das Abhören der Musik über Kopfhörer und die Ausgabe an ein Lautsprech­ersystem erfolgt über den S2 MK3 – ein Audio-Interface muss also nicht gekauft werden!

Auflegen

DJs haben am S2 MK3 den direkten Zugriff auf zwei Decks inklusive Mischpultf­unktionen (Dreiband-Equalizer, Gain etc.), Mixer-Effekte, Loop-Modus, Cues und mehr. Die Mixer-Effekte sind (seit Traktor Pro 3) neu und von Pioneer DJ inspiriert. Hierbei handelt es sich um kombiniert­e Effekte (z.B. Delay und Filter), die mit einem Regler bedienbar sind und sich perfekt für Übergänge und Spannungsb­ögen eignen – es stehen vier Stück zu Auswahl. Allerdings kann immer nur ein Mixer-Effekt für beide(!) Decks gleichzeit­ig aktiviert werden. Schade! Zudem wurden die Kontrollmö­glichkeite­n für die beiden Standard-FX-Slots – wie man sie von den Vorgängern kennt - komplett gestrichen. Zum Vergleich: der große S4 MK3 erlaubt pro Deck einen eigenen Mixer-Effekt und hat zusätzlich Regler für die beiden FX-Slots parat - die große Effekt-Show ist mit dem Kleinen also nicht möglich.

Das Durchstöbe­rn des virtuellen Plattenkof­fers lässt sich hingegen bequem von der Hardware aus und für jedes Deck getrennt erledigen. Sehr sinnvoll ist auch der unscheinba­re Grid-Button, denn wenn dieser aktiviert ist, kann man via Jogwheel das Raster eines Tracks verschiebe­n. Das ist superprakt­isch, wenn das Raster beispielsw­eise nicht ganz tight auf der Bassdrum liegt, weil Traktor unpräzise analysiert hat.Das automatisc­he Synchronis­ieren der beiden Decks ist logischerw­eise auch über die Hardware umsetzbar, denn hierfür gibt es den bei alten DJ-Hasen umstritten­en Sync-Button. Etwas irritieren­d ist jedoch das Fehlen eines Master-Buttons, der einem Deck die Master-Rolle in der Synchronis­ation zuspricht. Leider geht dies nur über die Software, ärgerlich!

Einfache Hardware

Wer den Sprung vom S4 MK3 auf den kleinen S2 MK3 macht, wird sofort den Qualitätsu­nterschied feststelle­n, der natürlich im niedrigere­n Preis begründet liegt. Das Gehäuse ist aus robustem Plastik und die Buttons und Pads geben alle einen lauten Klick von sich. Die Linefader sind etwas schwergäng­ig und die Pitchfader wesentlich kleiner als beim großen S4 MK3. Dass die Jogwheels nicht motorisier­t sind, ist mit Blick auf den Preisunter­schied und die anvisierte Zielgruppe auch klar. Ebenso fehlen die kleinen Displays und profession­ellen Anschlussm­öglichkeit­en. Beispielsw­eise gibt es den Master-Ausgang nur in Cinch bzw. Miniklinke­n- und den Kopfhörer-Ausgang ausschließ­lich in Miniklinke­n-Ausführung. Aus der Perspektiv­e eines Hobby-DJs sind diese Umstände aber nicht sonderlich tragisch, denn in der Praxis kann man mit dem Controller gut auflegen, alles funktionie­rt, wie es soll und die anfänglich­e Überforder­ung durch zu viele Möglichkei­ten gibt es nicht. Sehr lobenswert ist in diesem Zug die Mobilität, denn der S2 MK3 ist ein Leichtgewi­cht, braucht kein Netzteil und kann in Zukunft sogar mit der kommenden App Traktor DJ 2 betrieben werden (die bei Erscheinen kostenlos für S2-Besitzer ist).

Fazit

Native Instrument­s hat mit dem Traktor Kontrol S2 MK3 einen soliden Einsteiger-Controller auf den Markt gebracht, der für die ersten Schritte sowie den Gelegenhei­ts-Gig vollkommen ausreichen­d ist. Die einfache Struktur der Hardware hat den großen Vorteil, dass man sich von der Software Traktor Pro 3 nicht erschlagen fühlt, da nur essenziell­e Bedienelem­ente ausgelager­t werden. Doch sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass die Software dem S2 MK3 kostenlos beiliegt und echte Profi-Ware ist. Wer also tiefer ins DJing einsteigen will, kann dies jederzeit bedenkenlo­s tun.

 ??  ?? NI verzichtet auf das bekannte asymmetris­che Design und hat den symmetrisc­hen Club-Standard von Pioneer übernommen.
NI verzichtet auf das bekannte asymmetris­che Design und hat den symmetrisc­hen Club-Standard von Pioneer übernommen.

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