Test: Korg Electribe 2 Wave
Korg baut seine Apps der Electribe-Serie weiter aus. In der aktuellen „Wave“-Version wartet der Schatz mit einigen Raffinessen beim Sequencing auf. Perfekter Einstieg in die Electribe-Welt?
Raffinesse beim Sequencing
Korg mischt in der App-Szene stark mit. Neben der iDAW Korg Gadget begeistern die Japaner insbesondere mit der Electribe-Serie. Hiervon gibt es zwei Varianten. Bei der virtuell-analogen Beatbox „iElectribe“handelt es sich um eine Nachbildung der Electribe-R. Die neue „Electribe 2 Wave“legt den Fokus wiederum auf die Synthese-Fähigkeiten, da neben üblichen PCM-Samples auch Wavetables-Samples bei den Oszillatoren bereitstehen. Mit der Korg (i)Wavestation ergeben sich aber nur zufällig Ähnlichkeiten. Das (Motion)-Sequencing der Electribe zielt klar auf elektronische Tanzmusik ab.
Auf einen Blick
Der Factory Content spricht eine klare Sprache. Vor allem die 80 Patterns geben einen Einblick: Ob Future Bass, Trap, Dubstep, EDM oder House – es sind dichte und druckvolle Groove-Arrangements. Es klingt alles rund und die Mischung profitiert von dem klanglich passablen Effektsystem. Von ausführlichen Wavetable-Fahrten oder rhythmischen Wave-Sequenzen ist aber kaum etwas zu hören, was angesichts des Beinamens „Wave“etwas überrascht. Die softeren Gangarten wie Ambient oder Chillout kommen leider zu kurz. Mehr Vorlagen in weiteren Stilistiken wären sinnvoll.
Die farblich ansprechende Benutzeroberfläche ist zwar vollgepackt mit virtuellen Bedienelementen, bietet aber stets einen guten Überblick, so auch beim schnellen Wechsel zwischen einzelnen Seiten (Mixer, Sound, Sequence, Motion, etc.). Dank Kaoss-Pad und anderer Eingabemedien lässt sich alles auf dem Bildschirm erledigen. Schon vor dem kreativen Spaß freue ich mich, dass es die App erlaubt, komplette Grooves wie auch Einzelspuren als Audio-Dateien zu exportieren. Sogar als Ableton Live Projekt lassen sich komplette Spuren und Songs an den Desktop-Rechner weitergeben und dort weiter bis zum finalen Mix arrangieren.
Soundpotenzial
Mit der Version 2 erfüllt Korg nun einen immens wichtigen Update-Wunsch: Eigene Samples lassen sich in maximal 512 Slots bis zu einer Gesamtgröße von 64 MB einbinden. Die Dateien sind per iTunes oder von anderen Apps per AudioCopy und AudioShare übertragbar. Netterweise spendiert Korg ein kostenfreies Sample Pack, das Sounds aus der Doncamatic (Korgs erste Drummaschine überhaupt) und der Electribe enthält. Der Klangfundus ist per In-App-Kauf mühelos erweiterbar. Momentan erhältlich sind die beiden Packs „Solid“und „Atmospheric“mit jeweils 30 Wavetables, 55 Programs und 16 Patterns. Wer mehr Retro-Synthesizer-Touch mag, sollte hier zuschlagen. Das Preset-Angebot ist überschaubar: Rund 20 überwiegend elektronische Drumkits stehen zur Auswahl. Unter den tonal spielbaren Sounds finden sich gelungene Standards, die wie auch die Drums im Arrangement gut funktionieren. An die Qualität erstklassiger Software-Instrumente reichen sie nicht heran, was man aber auch von keiner virtuellen Groovebox erwartet. Sehr gut: Auf Basis der Wellenformen, 70 Wavetables sind bereits mitgeliefert, können Sie komplett eigene Klänge schrauben. Bereits die Oszillator-Sektion zeigt sich sehr modulativ und erzeugt je nach Programmierung sehr bewegungsreiche Synthesizerklänge.
Animierte Phrasen
Mit acht Takten pro Pattern und der Verkettung einzelner Patterns zu Songs laufen Sie bei Electribe 2 Wave keineswegs in Gefahr von kurzatmigen Phrasen. Im Gegenteil, das Kreieren von langen und modulativen Phrasen macht bei dieser App richtig viel Spaß. Zwei besondere Features inspirieren und beschleunigen die Arbeit: „Groove Type“und „Motion Sequence“. In die Praxis geschaut: Sie wischen bei einem Drum-Part über die 16 Lauflicht-Tasten, dynamisieren die Noten individuell mit einem Groove-Muster (Conga, Off Beat, Laidback, etc.) und lassen sich von den Ergebnissen begeistern. Beim Motion-Sequencing sind mehrere Parameter, neben Lautstärke und Hüllkurven auch Effekt-Parameter, steuerbar. Auf diese Weise entstehen durchaus spektakuläre Drum- und Synth-Phrasen.
Fazit
Korg Electribe 2 Wave liefert generell viel Spiel- und Klangspaß, ohne es speziell mit Wavetables oder gar mit Wave-Sequencing übertreiben zu müssen. Dies gilt nur für Anwender, die sich in Sachen digitaler Musikproduktion schon ein wenig auskennen. Sie finden einen schnellen Einstieg. Für den Profi ist die App ein erfrischender Quickie zur DAW auf dem Studiorechner. Tatsächlich liefert sie Inspiration und natürlich originelle Beats, die sich direkt mit Ableton Live oder mit einem Programm weiterverarbeiten lassen. Korg Electribe 2 Wave ist ein Tool, das beim Erstellen von Sequenzen und Patterns mit eigenen Samples überzeugt ist und sich zweifelsfrei einen festen Platz auf dem Musiker-iPad verdient.