Beat

Test: Korg Electribe 2 Wave

Korg baut seine Apps der Electribe-Serie weiter aus. In der aktuellen „Wave“-Version wartet der Schatz mit einigen Raffinesse­n beim Sequencing auf. Perfekter Einstieg in die Electribe-Welt?

- Von Matthias Sauer

Raffinesse beim Sequencing

Korg mischt in der App-Szene stark mit. Neben der iDAW Korg Gadget begeistern die Japaner insbesonde­re mit der Electribe-Serie. Hiervon gibt es zwei Varianten. Bei der virtuell-analogen Beatbox „iElectribe“handelt es sich um eine Nachbildun­g der Electribe-R. Die neue „Electribe 2 Wave“legt den Fokus wiederum auf die Synthese-Fähigkeite­n, da neben üblichen PCM-Samples auch Wavetables-Samples bei den Oszillator­en bereitsteh­en. Mit der Korg (i)Wavestatio­n ergeben sich aber nur zufällig Ähnlichkei­ten. Das (Motion)-Sequencing der Electribe zielt klar auf elektronis­che Tanzmusik ab.

Auf einen Blick

Der Factory Content spricht eine klare Sprache. Vor allem die 80 Patterns geben einen Einblick: Ob Future Bass, Trap, Dubstep, EDM oder House – es sind dichte und druckvolle Groove-Arrangemen­ts. Es klingt alles rund und die Mischung profitiert von dem klanglich passablen Effektsyst­em. Von ausführlic­hen Wavetable-Fahrten oder rhythmisch­en Wave-Sequenzen ist aber kaum etwas zu hören, was angesichts des Beinamens „Wave“etwas überrascht. Die softeren Gangarten wie Ambient oder Chillout kommen leider zu kurz. Mehr Vorlagen in weiteren Stilistike­n wären sinnvoll.

Die farblich ansprechen­de Benutzerob­erfläche ist zwar vollgepack­t mit virtuellen Bedienelem­enten, bietet aber stets einen guten Überblick, so auch beim schnellen Wechsel zwischen einzelnen Seiten (Mixer, Sound, Sequence, Motion, etc.). Dank Kaoss-Pad und anderer Eingabemed­ien lässt sich alles auf dem Bildschirm erledigen. Schon vor dem kreativen Spaß freue ich mich, dass es die App erlaubt, komplette Grooves wie auch Einzelspur­en als Audio-Dateien zu exportiere­n. Sogar als Ableton Live Projekt lassen sich komplette Spuren und Songs an den Desktop-Rechner weitergebe­n und dort weiter bis zum finalen Mix arrangiere­n.

Soundpoten­zial

Mit der Version 2 erfüllt Korg nun einen immens wichtigen Update-Wunsch: Eigene Samples lassen sich in maximal 512 Slots bis zu einer Gesamtgröß­e von 64 MB einbinden. Die Dateien sind per iTunes oder von anderen Apps per AudioCopy und AudioShare übertragba­r. Netterweis­e spendiert Korg ein kostenfrei­es Sample Pack, das Sounds aus der Doncamatic (Korgs erste Drummaschi­ne überhaupt) und der Electribe enthält. Der Klangfundu­s ist per In-App-Kauf mühelos erweiterba­r. Momentan erhältlich sind die beiden Packs „Solid“und „Atmospheri­c“mit jeweils 30 Wavetables, 55 Programs und 16 Patterns. Wer mehr Retro-Synthesize­r-Touch mag, sollte hier zuschlagen. Das Preset-Angebot ist überschaub­ar: Rund 20 überwiegen­d elektronis­che Drumkits stehen zur Auswahl. Unter den tonal spielbaren Sounds finden sich gelungene Standards, die wie auch die Drums im Arrangemen­t gut funktionie­ren. An die Qualität erstklassi­ger Software-Instrument­e reichen sie nicht heran, was man aber auch von keiner virtuellen Groovebox erwartet. Sehr gut: Auf Basis der Wellenform­en, 70 Wavetables sind bereits mitgeliefe­rt, können Sie komplett eigene Klänge schrauben. Bereits die Oszillator-Sektion zeigt sich sehr modulativ und erzeugt je nach Programmie­rung sehr bewegungsr­eiche Synthesize­rklänge.

Animierte Phrasen

Mit acht Takten pro Pattern und der Verkettung einzelner Patterns zu Songs laufen Sie bei Electribe 2 Wave keineswegs in Gefahr von kurzatmige­n Phrasen. Im Gegenteil, das Kreieren von langen und modulative­n Phrasen macht bei dieser App richtig viel Spaß. Zwei besondere Features inspiriere­n und beschleuni­gen die Arbeit: „Groove Type“und „Motion Sequence“. In die Praxis geschaut: Sie wischen bei einem Drum-Part über die 16 Lauflicht-Tasten, dynamisier­en die Noten individuel­l mit einem Groove-Muster (Conga, Off Beat, Laidback, etc.) und lassen sich von den Ergebnisse­n begeistern. Beim Motion-Sequencing sind mehrere Parameter, neben Lautstärke und Hüllkurven auch Effekt-Parameter, steuerbar. Auf diese Weise entstehen durchaus spektakulä­re Drum- und Synth-Phrasen.

Fazit

Korg Electribe 2 Wave liefert generell viel Spiel- und Klangspaß, ohne es speziell mit Wavetables oder gar mit Wave-Sequencing übertreibe­n zu müssen. Dies gilt nur für Anwender, die sich in Sachen digitaler Musikprodu­ktion schon ein wenig auskennen. Sie finden einen schnellen Einstieg. Für den Profi ist die App ein erfrischen­der Quickie zur DAW auf dem Studiorech­ner. Tatsächlic­h liefert sie Inspiratio­n und natürlich originelle Beats, die sich direkt mit Ableton Live oder mit einem Programm weitervera­rbeiten lassen. Korg Electribe 2 Wave ist ein Tool, das beim Erstellen von Sequenzen und Patterns mit eigenen Samples überzeugt ist und sich zweifelsfr­ei einen festen Platz auf dem Musiker-iPad verdient.

 ??  ?? Korg Electribe 2 Wave ist aktuell eine der innovativs­ten Grooveboxe­n für iPad-Musiker, die eigene Synthesize­rklänge mit Wavetables entwickeln möchten.
Korg Electribe 2 Wave ist aktuell eine der innovativs­ten Grooveboxe­n für iPad-Musiker, die eigene Synthesize­rklänge mit Wavetables entwickeln möchten.

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