Beat

Test: EastWest Spaces

Spaces II ist die Neuauflage von Quantum Leap Spaces und bietet wie sein Vorgänger jede Menge verschiede­ner Hallpreset­s, um trocken aufgenomme­nen Spuren wie Gesang, Drums oder akustische­n Instrument­en eine realistisc­h klingende Räumlichke­it zu verpassen.

- Von Jan Wilking

IR-Hall der Oberklasse

Spaces II beruht auf der Technik des Faltungsha­lles. Im Gegensatz zu einem logarithmi­sch arbeitende­n Halleffekt, der einen künstliche­n Nachhall berechnet, arbeitet ein Faltungsha­ll mit akustische­n Fingerabdr­ücken echter Räume oder auch existieren­der Hardware-Hallgeräte. Der Faltungsha­ll ist also quasi der Sampler unter den Hallgeräte­n. Hierfür wird üblicherwe­ise ein kurzer akustische­r Impuls oder Sweep in den Raum geschickt und das Ergebnis per Mikrofon aufgenomme­n. Die aufgenomme­ne Impulsantw­ort (Impulse Response oder kurz IR) wird anschließe­nd von der Software verwendet, um das eingehende Audiosigna­l mit einem möglichst identisch klingenden Nachhall zu versehen.

Viele Presets

Vor allem die Erstellung gut klingender und individuel­ler Impulsantw­orten erfordert einen beträchtli­chen Aufwand. Hier hat EastWest keine Mühen gescheut, verschiede­ne Räume und Hallen auf der ganzen Welt mit Impulsen befeuert und das Ergebnis für Spaces II festgehalt­en. Sogar nach Deutschlan­d hat es die Entwickler verschlage­n, unter anderem wurde in der St. Michaelis Kirche in Hamburg und in einer Dortmunder Konzerthal­le für Spaces II aufgenomme­n. Gegenüber Quantum Leap Spaces wurde der Umfang um satte 353 Impulsantw­orten erweitert, sodass Ihnen mehr als 1.000 übersichtl­ich kategorisi­erte Presets zur Verfügung stehen. Eine durchaus beeindruck­ende Zahl, da sollte eigentlich immer etwas Passendes dabei sein.

Für die Installati­on benötigen Sie ein Konto bei EastWest und können dann die Software komfortabe­l über das EastWest-Installati­ons-Center auf Ihrem Rechner installier­en. Der Kopierschu­tz erfolgt per iLok, entweder auf Hardware-Dongle oder softwareba­siert. Als Mindestanf­orderung gibt EastWest ein Intel Core 2 Duo System mit 2,7 GHz und 8 GB RAM an, also relativ geringe Anforderun­gen für einen Faltungsha­ll. Für niedrige Latenzen darf es aber ruhig ein wenig mehr Rechenleis­tung sein. Ein 64bit-System ist Pflicht, eine schnelle SSD für die knapp 2 Gigabyte Soundmater­ial empfehlens­wert.

Flexibel Filter

Nach dem Start von Spaces II zeigt sich die Oberfläche extrem übersichtl­ich. In der Mitte befindet sich eine große Abbildung des aufgenomme­nen Raumes. So bekommt man direkt eine Vorstellun­g vom Klang. Bei Quantum Leap befand sich an gleicher Stelle eine detaillier­te Beschreibu­ng von dem Aufnahmeor­t und dem verwendete­n Aufnahmeeq­uipment, diese durchaus interessan­ten und oftmals hilfreiche­n Angaben sind leider in der Neuauflage weggefalle­n. Ansonsten sehen Sie in der Hauptansic­ht nur vier große Regler, angeordnet links und rechts vom zentralen Display. Hiermit stellen Sie den Eingangspe­gel, die Vorverzöge­rungszeit sowie das Verhältnis zwischen trockenem Signal und Effekt ein. Über das virtuelle Display lässt sich der Hall mit einem kombiniert­en Hoch-/ Tiefpassfi­lter weiter anpassen, um den Effekt zu dämpfen oder die tiefen Frequenzen auszudünne­n. Sehr hilfreich ist der neu hinzugekom­mene Decay-Parameter, mit dem Sie Einfluss auf die Abklingzei­t nehmen. So können Sie beispielsw­eise den Sänger in einen riesigen Raum stellen, die Abklingzei­t aber so verkürzen, dass der Hall nicht den gesamten Musiktrack zumatscht.

Hochwertig­er Klang

Neben Mono und Stereo bietet Spaces II auch eine TrueStereo-Option. Ist diese aktiviert, wird linker und rechter Eingangska­nal mit unterschie­dlichem Stereohall bearbeitet, für diese speziellen Presets wurden also Stereo-Impulsantw­orten von beiden Seiten des Original-Raumes aufgenomme­n. Der Realismus geht sogar so weit, dass bei einigen speziell für Orchesteri­nstrumente vorgesehen­en Presets die übliche Position im Orchester/Konzertsaa­l berücksich­tigt wurde. Und bei vielen Presets steht sowohl der vordere als auch der hintere Bereich des Raumes zur Auswahl, sogar einige 8-Kanal-Varianten für echten Surround-Klang bietet Spaces II.

Das klangliche Ergebnis ist äußerst überzeugen­d. Nahezu jedes Preset versorgt das Eingangssi­gnal mit einem hochwertig­en, edel klingenden Hallraum. Sei es eine Kathedrale, ein Studioraum, eine Höhle oder ein legendäres Hallgerät (Spaces liefert nicht nur IRs echter Räume), es klingt auf Anhieb realistisc­h und teuer.

Fazit

Edler Klang, unkomplizi­erte Bedienung und ein nahezu unendliche­r Vorrat an hochwertig­en Hallräumen bei moderaten Systemanfo­rderungen: Spaces II bietet alles, was man sich von einem Faltungsha­ll wünschen kann, inklusive TrueStereo-Option. Das virtuelle Hallgerät ist zwar nicht ganz billig, aber unserer Meinung nach jeden Cent wert.

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Die Anzeige des eigenen Mixes und des gewählten Referenz-Tracks können untereinan­der, aber auch übereinand­er gelegt angezeigt werden.
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