Test: EastWest Spaces
Spaces II ist die Neuauflage von Quantum Leap Spaces und bietet wie sein Vorgänger jede Menge verschiedener Hallpresets, um trocken aufgenommenen Spuren wie Gesang, Drums oder akustischen Instrumenten eine realistisch klingende Räumlichkeit zu verpassen.
IR-Hall der Oberklasse
Spaces II beruht auf der Technik des Faltungshalles. Im Gegensatz zu einem logarithmisch arbeitenden Halleffekt, der einen künstlichen Nachhall berechnet, arbeitet ein Faltungshall mit akustischen Fingerabdrücken echter Räume oder auch existierender Hardware-Hallgeräte. Der Faltungshall ist also quasi der Sampler unter den Hallgeräten. Hierfür wird üblicherweise ein kurzer akustischer Impuls oder Sweep in den Raum geschickt und das Ergebnis per Mikrofon aufgenommen. Die aufgenommene Impulsantwort (Impulse Response oder kurz IR) wird anschließend von der Software verwendet, um das eingehende Audiosignal mit einem möglichst identisch klingenden Nachhall zu versehen.
Viele Presets
Vor allem die Erstellung gut klingender und individueller Impulsantworten erfordert einen beträchtlichen Aufwand. Hier hat EastWest keine Mühen gescheut, verschiedene Räume und Hallen auf der ganzen Welt mit Impulsen befeuert und das Ergebnis für Spaces II festgehalten. Sogar nach Deutschland hat es die Entwickler verschlagen, unter anderem wurde in der St. Michaelis Kirche in Hamburg und in einer Dortmunder Konzerthalle für Spaces II aufgenommen. Gegenüber Quantum Leap Spaces wurde der Umfang um satte 353 Impulsantworten erweitert, sodass Ihnen mehr als 1.000 übersichtlich kategorisierte Presets zur Verfügung stehen. Eine durchaus beeindruckende Zahl, da sollte eigentlich immer etwas Passendes dabei sein.
Für die Installation benötigen Sie ein Konto bei EastWest und können dann die Software komfortabel über das EastWest-Installations-Center auf Ihrem Rechner installieren. Der Kopierschutz erfolgt per iLok, entweder auf Hardware-Dongle oder softwarebasiert. Als Mindestanforderung gibt EastWest ein Intel Core 2 Duo System mit 2,7 GHz und 8 GB RAM an, also relativ geringe Anforderungen für einen Faltungshall. Für niedrige Latenzen darf es aber ruhig ein wenig mehr Rechenleistung sein. Ein 64bit-System ist Pflicht, eine schnelle SSD für die knapp 2 Gigabyte Soundmaterial empfehlenswert.
Flexibel Filter
Nach dem Start von Spaces II zeigt sich die Oberfläche extrem übersichtlich. In der Mitte befindet sich eine große Abbildung des aufgenommenen Raumes. So bekommt man direkt eine Vorstellung vom Klang. Bei Quantum Leap befand sich an gleicher Stelle eine detaillierte Beschreibung von dem Aufnahmeort und dem verwendeten Aufnahmeequipment, diese durchaus interessanten und oftmals hilfreichen Angaben sind leider in der Neuauflage weggefallen. Ansonsten sehen Sie in der Hauptansicht nur vier große Regler, angeordnet links und rechts vom zentralen Display. Hiermit stellen Sie den Eingangspegel, die Vorverzögerungszeit sowie das Verhältnis zwischen trockenem Signal und Effekt ein. Über das virtuelle Display lässt sich der Hall mit einem kombinierten Hoch-/ Tiefpassfilter weiter anpassen, um den Effekt zu dämpfen oder die tiefen Frequenzen auszudünnen. Sehr hilfreich ist der neu hinzugekommene Decay-Parameter, mit dem Sie Einfluss auf die Abklingzeit nehmen. So können Sie beispielsweise den Sänger in einen riesigen Raum stellen, die Abklingzeit aber so verkürzen, dass der Hall nicht den gesamten Musiktrack zumatscht.
Hochwertiger Klang
Neben Mono und Stereo bietet Spaces II auch eine TrueStereo-Option. Ist diese aktiviert, wird linker und rechter Eingangskanal mit unterschiedlichem Stereohall bearbeitet, für diese speziellen Presets wurden also Stereo-Impulsantworten von beiden Seiten des Original-Raumes aufgenommen. Der Realismus geht sogar so weit, dass bei einigen speziell für Orchesterinstrumente vorgesehenen Presets die übliche Position im Orchester/Konzertsaal berücksichtigt wurde. Und bei vielen Presets steht sowohl der vordere als auch der hintere Bereich des Raumes zur Auswahl, sogar einige 8-Kanal-Varianten für echten Surround-Klang bietet Spaces II.
Das klangliche Ergebnis ist äußerst überzeugend. Nahezu jedes Preset versorgt das Eingangssignal mit einem hochwertigen, edel klingenden Hallraum. Sei es eine Kathedrale, ein Studioraum, eine Höhle oder ein legendäres Hallgerät (Spaces liefert nicht nur IRs echter Räume), es klingt auf Anhieb realistisch und teuer.
Fazit
Edler Klang, unkomplizierte Bedienung und ein nahezu unendlicher Vorrat an hochwertigen Hallräumen bei moderaten Systemanforderungen: Spaces II bietet alles, was man sich von einem Faltungshall wünschen kann, inklusive TrueStereo-Option. Das virtuelle Hallgerät ist zwar nicht ganz billig, aber unserer Meinung nach jeden Cent wert.