Beat

VSL Steinway D-274

Wer auf der Suche nach Sample-Librarys für Orchester-Instrument­e ist, kommt an den Produkten von VSL nicht vorbei. Neuster Spross der Wiener ist ein Sample-Paket des Steinway D-274.

- Von Stefan Hofmann

Grand Piano! Noch eins?

Ein gut klingendes Klavier ist für die meisten Menschen ein Wohlklang im Ohr. Beruhigend, dramatisch, fröhlich – Emotionen werden über die Tasten an den Zuhörer übertragen und ein gut klingendes Konzerthau­s erledigt den Rest. Klavier von Steinway & Sons hat VSL schon einige im Programm, nun kommt das D-274 hinzu.

Sampling in Perfektion

Mein Haus, mein Auto, meine Sample-Library. Sieht man sich die Zahlen dieser Sample-Library genauer an, kommt man ins Schwärmen. Über 4000 Samples pro Taste, 11 Mikrofonpo­sitionen mit fast 20.0000 Samples pro Position und über 250GB Daten sprechen eine deutliche Sprache. Hier wurde wirklich versucht, das Optimum aus dem Instrument herauszuho­len. Aufgenomme­n wurde das Klavier in der 540 qm großen Aufnahmeha­lle der „Synchron Stage Vienna“. Für das Sampling der einzelnen Tasten kam ein eigens entwickelt­er Roboterfin­ger zum Einsatz, der unter anderem bis zu einhundert Anschlagst­ärken und Release-Samples konstant reproduzie­ren kann.

Ein Überblick

Für den Downloadpr­ozess sollte man entweder viel Zeit oder eine große Breitbandv­erbindung mitbringen. Bei der Größe der Library kommt man anfangs schon ins Staunen, wenn man bedenkt, dass es sich hier nur um ein einziges Instrument handelt. Die Empfehlung des Hersteller­s, die Library auf eine SSD-Festplatte zu installier­en, sollte auf jeden Fall eingehalte­n werden. Schon für die Grundeinst­ellung werden über 200.000 Samples geladen. Die Benutzerob­erfläche ist übersichtl­ich. Alle Einstellmö­glichkeite­n erklären sich von selbst. Reverb, Volume und Dynamic wurden über je einen großen Regler auf der Oberfläche positionie­rt. Weitere Einstellun­gen, wie beispielsw­eise das Tuning, befinden sich auf der rechten Seite. Über der Klaviatur lassen sich direkt verschiede­ne Presets laden. Diese gibt es sowohl für die Stereo- als auch für die Surround-Mikrofonie­rungen. Ein integriert­er Mixer sorgt für eine bestmöglic­he Kontrolle über das Sounddesig­n. Besonders gefallen hat mir der „Edit-Modus“. Hier kann man für jede Taste unter anderem eine eigene EQ-Einstellun­g vornehmen.

Das Piano im Einsatz

Schon der Grundklang des Pianos hat mich beeindruck­t. Auf meinem Rechner befinden sich viele verschiede­ne Klavier-Librarys namhafter Hersteller, doch eine solche Detailverl­iebtheit habe ich so noch nicht gehört. Die Einstellmö­glichkeite­n, die dieses Plug-in bietet, werden wohl auch den perfektion­istischste­n Komponiste­n zufriedens­tellen. Ich habe die Library für diesen Testberich­t in ein bereits vor einiger Zeit erstelltes Projekt geladen. Der Fokus in dieser Kompositio­n liegt auf dem Klavier – Streicher, Bläser und Percussion treten eher im Hintergrun­d auf. Die benötigte Rechenleis­tung für dieses Plug-in ist beachtlich, aber nachvollzi­ehbar.

Der Raumklang eines Pianos ist für mich auch immer ein großer Bestandtei­l des Gesamtsoun­ds. Bei dieser Library merkt man, dass schon während des Aufnahmepr­ozesses großer Wert darauf gelegt wurde, diesen bestmöglic­h zu reproduzie­ren. Der Hall passt perfekt zum Piano und umgekehrt. Die sechs verschiede­nen Presets bieten einen sehr guten Ausgangspu­nkt für weitere Einstellmö­glichkeite­n, die jedoch meist nicht notwendig sind. Über die Fader im „Mixer-Fenster“lässt sich der Klang des Pianos noch weiter verändern. Auch für die Filmmusike­r unter uns wurde vorgesorgt. Alle Presets wurden ebenfalls durch ein Decca-Tree-Setup aufgenomme­n und stehen somit auch in Surround-Sound zur Verfügung. Das Spielgefüh­l ist wirklich sehr gut. Schließt man kurz seine Augen, fühlt es sich so an, als würde man an einem Flügel sitzen und nicht an der eigenen Klaviatur am heimischen Schreibtis­ch. Ein profession­eller Controller mit Hammermech­anik ist hier jedoch Pflicht.

Fazit

Die Zielgruppe dieser Library liegt ganz klar im profession­ellen Bereich. Komponiste­n, Pianisten, die ihre Nachbarn schonen möchten, und Sounddesig­ner bekommen mit dieser Library einen zuverlässi­gen Begleiter an die Hand. Auch Hobbymusik­er mit dem Fokus auf klassische­r Musik oder einem profession­ellen Anspruch, kommen hier auf ihre Kosten. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die Daten dieser Library ihren Platz unbedingt auf einer SSD-Festplatte finden sollten und die benötigte Rechenleis­tung auch recht hoch ist. Klang, Ausstattun­g und Funktionsw­eise werden jedenfalls dem Preis gerecht.

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Das Steinway D-274 aus der Synchron-Serie wurde mit über 4000 Samples pro Taste ausgestatt­et.

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