Nachgefragt:
Eduardo Tarilonte, geistiger Vater von Dark ERA, im Gespräch mit Beat
Beat / Was hat dich zu Dark ERA inspiriert?
Eduardo / Wie du weißt, bin ich ein großer Fan historischer Instrumente. Instrumente wie Tagelharpas, Lyren, Knochenflöten oder Hauttrommeln, die viel in der Musik der Wikinger sowie Pagan-Folk verwendet wurden, wollte ich schon immer mal samplen. Ich habe nur auf den richtigen Moment gewartet. Durch die TV-Serie „Vikings“sind sie nun viel populärer. Das Musikprojekt Wadruna war eine große Inspiration und ich hatte das Glück, Einar Selvik als Endorser zu gewinnen. Ich finde diese Instrumente unheimlich reizvoll und inspirierend. Ihr Klang versetzt dich sofort in längst vergangene Zeiten zurück. Dark ERA ergänzt die ERA-Serie perfekt und fügt der Klangpalette mehr Farbe hinzu. Diese Instrumente transportieren ein ganz anderes Gefühl als die, die man in anderen ERA-Kollektionen findet.
Beat / Welche Instrumente und Artikulationen beinhaltet Dark ERA?
Eduardo / Dark ERA umfasst fast 60 verschiedene Instrumente, die in Kategorien unterteilt sind, darunter mit einem Bogen angespielte und gezupfte Streichinstrumente, Blasinstrumente (wie z. B. das hölzerne Kriegshorn Lur) mit True Legato und Percussion. Die Liste der Artikulationen und Instrumente ist so lang, sodass es sich empfiehlt, das Handbuch herunterzuladen [1]. Mit Key-Switches kannst du dabei zwischen den verschiedenen Artikulationen umschalten. Darüber hinaus bietet Dark ERA zwei Arten von Soundscapes sowie rhythmische Pads. Diese sind so gestaltet, dass du mit der linken Hand einen Rhythmus und mit der rechten Hand eine Melodie spielen kannst. Diese Klangtexturen sind aus den Original-Samples entstanden, darüber hinaus habe ich nur für das Sounddesign einige Extraaufnahmen gemacht. Dies war der Teil der Produktion von Dark ERA, der mir am meisten Spaß gemacht hat. In dieser Sounddesign-Sektion findest du auch 20 epische Loops, die mit dem Percussion-Instrument aus Dark ERA erstellt wurden. Diese sind sehr kraftvoll und gleichzeitig flexibel editierbar, da du auf der Mixer-Seite jedes einzelne Element im direkten Zugriff hast.
Beat / Wie verlief der Produktionsprozess und was waren dabei die größten Herausforderungen?
Eduardo / Ich habe bereits 2016 mit der Produktion begonnen. Das war die bisher längste Produktionszeit für eine meiner Sample-Librarys. Die Instrumente sind schwer zu bekommen und es gibt auf der ganzen Welt nur wenige versierte Musiker, die diese spielen. Eine weitere Herausforderung war, die Instrumente in mein Aufnahmestudio zu bringen. Ich bin bei Aufnahmen sehr pedantisch und muss Klangquellen dort aufnehmen, wo ich weiß, dass der Sound perfekt sein wird. Die richtigen Leute zu finden, hat ebenfalls eine lange Zeit gedauert. Nach vielen Recherchen habe ich Benjamin Simao kontaktiert, der ein Meister des Instrumentenbaus ist. Er ist auch ein sehr erfahrener Spieler, also verbrachten wir zwei Wochen damit, einige seiner schönen Instrumente aufzunehmen, einschließlich mit Bogen gespielter und gezupfter Saiteninstrumente. Auch die Aufnahmen der Percussion- und Blasinstrumente fielen sehr aufwendig aus. Um den bestmöglichen Sound zu erhalten, haben wir viele verschiedene Tests in Bezug auf die Mikroplatzierung und Audioeinstellungen, etc. gemacht. Einige dieser Instrumente, wie z. B. die Tagelharpa, sind sehr klein und eher eingeschränkt. Auf der anderen Seite ist es aufgrund ihrer Stimmung und der Art, wie sie gespielt werden, aber sehr schwer, sie zu samplen. Also musste ich mir viel überlegen, wie wir bei den Aufnahmen vorgehen, damit man die Instrumente später auf der Tastatur spielen kann. Ich habe etliche Tests gemacht, bis ich den besten Weg gefunden habe. Das waren ein paar wirklich harte Tage: Aufnehmen, bearbeiten und immer wieder testen. Aber es gibt keinen einfachen Weg, großartige Dinge zu tun (lacht). Unter dem Strich bin ich mit dem Klang der Library sehr zufrieden. Die ganze zusätzliche Arbeit hat sich wirklich ausgezahlt.
Beat / Was sind für dich die spannendsten Features von Dark ERA?
Eduardo / Das ist echt schwer zu sagen, da es so viele gibt. Die mit dem Bogen gespielten Streichinstrumente klingen einfach traumhaft und die Blasinstrumente fallen nicht minder eindrucksvoll aus. Ich mag auch die Percussion-Sounds sehr: Sie haben viel Druck im tiefen Frequenzbereich und dennoch kannst du fühlen, wie der Drumstick die Haut der Trommeln trifft. Auch die Stimmen sind fantastisch, vor allem der unglaubliche Kehlkopfgesang. Dadurch, dass du die Obertöne mit dem Modulationsrad steuern kannst, lassen sich die Stimmen ausdrucksstark spielen und sehr musikalisch einsetzen. Ohne Zweifel kann ich sagen, dass Dark Era meine Lieblingsbibliothek ist.