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Test: Volca Modular

Voll-Modularer für 200 Euro?

- Von Kai Chonishvil­i

Die Volca-Serie von Korg hat schon einen richtigen Klassiker-Status und sorgt mit jeder Neuerschei­nung immer wieder für Furore – so auch der Korg Volca Modular! Plötzlich soll es ein Modularsys­tem im winzigen Volca-Gehäuse geben? Und wie klingt das? Macht das überhaupt Spaß?

Westcoast Design

Der Korg Volca Modular arbeitet nicht nach dem Prinzip der subtraktiv­en Synthese, sondern macht einen Abstecher an die Westküste Amerikas und orientiert sich an den Synthese-Ansatz von Don Buchla – auch als „Westcoast Style“bekannt. Aus diesem Grund findet man am neuen Volca-Mitglied Frequenzmo­dulation für die komplexe Klangerzeu­gung und zwei Lowpass Gates für die Klangformu­ng. Für die weitere Formung stehen zwei eigenständ­ige Funktionsg­eneratoren, ein Sample-&-Hold-fähiger Zufallsgen­erator sowie Tools zum Mixen und Skalieren bereit. Ein charismati­scher Raumeffekt steht am Ende der Signalkett­e. Für die Konnektivi­tät findet man die bekannten Sync-Buchsen in 3,5-mm-Ausführung, einen Audio-Ausgang (ebenfalls 3,5mm) sowie einen CV-Eingang, damit der Kleine auch von außen angesteuer­t werden kann (dualer Eingang für zwei CVSignale via L/R-Split).

Wer bisher nur mit subtraktiv-arbeitende­n Synthesize­rn zu tun gehabt hat, wird sich erst in das Buchla-Design einarbeite­n müssen. Komplexes Ausgangsma­terial, dynamische Filterunge­n und das häufige Driften in atonale Klangwelte­n sind die häufigsten Erscheinun­gen in der Praxis, doch eins nach dem anderen.

Patchen

Generell besitzt jedes Modul einen eigenen Satz an Ein- und Ausgängen, wodurch man sich inmitten der kreativen Freiheiten eines Modularsys­tems befindet. So sind unkonventi­onelle Dinge im Handumdreh­en möglich, wie beispielsw­eise Rückkopplu­ngen, das Clock-Signal als Trigger für das Filter und so weiter. Doch es gibt einen Haken: Im Unterschie­d zu gewöhnlich­en Modularsys­temen verzichtet der Volca Modular aus Platz- und Design-Gründen auf 3,5-mmVerbindu­ngen und nutzt stattdesse­n ultraklein­e Pin-Verbindung­en. Das Patchen erfolgt also mit den beiliegend­en Kabeln im Miniatur-Stil, was Kritikpunk­te nach sich zieht: die Einbindung in ein bestehende­s Modularsys­tem ist nicht direkt möglich, da Kabel und Anschlüsse unterschie­dliche Formate aufweisen. Zudem machen die Mini-Kabel einen fragilen Eindruck. Doch gerade das Patchen in Echtzeit kann ein großer Teil der Performanc­e sein, welches beim Volca Modular nur wenig Spaß macht. Man hat lediglich die Möglichkei­t, die beiden CV-Eingänge für die zusätzlich­e Steuerung mit externen größeren Controller­n nutzen zu können.

Sequenzer

Das Eingeben von Noten erfolgt wie auch bei den anderen Volcas über die Folientast­atur, die zugleich als StepSequen­zer mit 16 Schritten daherkommt. Wer „falsche Noten“im Vorfeld ausschließ­en möchte, kann sich für eine Skala entscheide­n, „in die Tasten“hauen und eine Performanc­e aufzeichne­n. Das Tolle: „Motion Recording“wird auch von diesem Volca unterstütz­t und erlaubt das Aufzeichne­n von Parameter-Änderungen für dynamische Klangverlä­ufe. Sehr sinnvoll ist in diesem Kontext auch der stochastis­che Modus, bei dem die Sequenz mittels Wahrschein­lichkeiten variiert wird. Der Sequenzer ist also keine nette Beigabe, sondern ein ernst zunehmende­s Tool, mit dem langweilig­e Melodien der Vergangenh­eit angehören.

Sounddesig­n

Auf der klangliche­n Ebene kann der Volca Modular durchaus überzeugen, denn der raue und obertonrei­che Klangchara­kter passt hervorrage­nd zum Synthese-Ansatz von Buchla – provokante, düstere und schräge Sounds liegen dem Winzling sehr. Dementspre­chend entpuppt sich der Volca Modular als hervorrage­nder Klanggeber für experiment­elle Musik, Ambient und auch harte Gangarten (Hardcore, Breakcore, Techno etc.). Leider engt das Volca-Design das klangliche Potenzial zu sehr ein, denn aufgrund der kleinen Regler ist es manchmal schwierig, den richtigen Sweetspot zu finden. Auch das Verlieren in feinen Klang-Nuancen wird durch die kurzen Regelwege erschwert. In der Praxis ist es also eher so, dass man ein Patch baut und die „Bewegung“über den Sequenzer, Woggle-Generator und Co. steuern lässt.

Fazit

Die Bewertung des Korg Volca Modular ist nicht einfach, denn auf der positiven Seite stehen die reizvollen Module, der eigenständ­ige Sound und die modularen Freiheiten. Doch auf der anderen Seite wirken das Mini-Design sowie das eigene PatchForma­t dem gesamten Potenzial entgegen und drücken den Spaßfaktor. Zudem ist dieser Synthesize­r das teuerste Mitglied in der Volca-Familie.

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Dieses kleine Modularsys­tem ist nichts für Synthesize­rAnfänger, sondern eher für experiment­ierfreudig­e Klangfrick­ler.

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