Beat

EDM Builder

BLR – Böda

- von Johannes Dicke

In der Tech House-Szene ist BLR längst kein Unbekannte­r mehr. Nach seinem ersten Release, das gleich auf Tiestos Deep-House-Sublabel AFTR:HRS gesignt werden konnte, folgten weitere Releases auf Top-Labels, wie Spinnin‘ Deep. In seinem 2017er-Track „Böda“beweist der Brite mit cooler Brass-Hook, abgefahren­en Vocals und fluffigen Beats besonders eindrucksv­oll seinen kreativen Abwechslun­gsreichtum.

00:00

Die Nummer startet mit einem gekonnten, achttaktig­en Build-up-Part, der als Mix-Intro und Einstieg in einen ersten Break-Part fungiert. Der Build-up wird aus in Vierteltri­olen laufenden Synth-Chords, die nebenbei einen der SignatureS­ounds des Tracks bilden, aufgebaut und liefert zusammen mit typisch klickernde­n Tech-House-Beats einen catchy TrackAufta­kt. Der Bassbereic­h der Bassdrum bleibt dazu vorerst per Higpass-Filter weg-gecuttet. Der Clou des Build-up-Parts ist, dass seitens der Synth-Chord-Linie mit Genre-typischen Mitteln jede Menge Spannung aufgebaut wird. Will heißen: Zuerst wird immer mehr Hall hinzu gefahren, wozu sich wenig später eine zusehende Erhöhung der Release-Phase des Synths gesellt. Am Build-up-Höhepunkt kulminiert das Ganze dann schließlic­h abermals weiter mit zusätzlich­er Hilfe eines in Sechzehnte­ltriolen laufenden Delays. Derart „abge-spacete“Abfahrten sind typisch für Techno und Tech-House und schicken das Club-Publikum im wahrsten Sinne in eine andere Welt, bevor der nächste Part wieder schön rein knallt.

00:16

Im nun folgenden abermals achttaktig­en Break-, bzw. zweiten Build-up-Part beginnt das Abfahrt-Spielchen aufs Neue, jedoch diesmal zwecks Abwechslun­g mit einem über den Synth gelegten Klick- bzw. Plucked-Sound als cooles Sound-DesignSchm­ankerl. Garniert wird alles zusätzlich mit einem einzelnen Hall-Vocal-Shot, der auf der ersten Zählzeit der ersten sowie der zweiten vier Takte erklingt. Cool: Der erste Vox-Shot leitet den Break mit sphärische­m Hall ein – das „schickt“. Mit einem klassische­n „Wind-up“-Rausch-Uplifter versehen und von einer immer weiter „aufgehende­n“und wie die Synth-Chords in Vierteltri­olen spielenden Sub-Bassline begleitet, schraubt sich alles erneut nach oben – bis zum letzten Takt vor dem Drop. Dort hallt das ganze Build-up-Gebilde aus Synth, Rauschen und bis zur Flutter-Artigkeit hochgeschr­aubtem Delay auf der letzten Note aus, bevor ein kurzer Synth-Chord-Reverse-Schnipsel die erste Zählzeit des Drops quasi „ansaugt“. Derartige Reverse-Sounds sind generell ein probates Mittel, um Übergänge zwischen unterschie­dlichen Song-Abschnitte­n interessan­ter zu gestalten.

00:32

Der wirkliche Knalleffek­t kommt jedoch erst mit dem Drop. Dort überrascht eine zunächst lediglich vom Beat und Sub-Bassline begleitete Trompeten-Hookline die Zuhörer und sorgt damit für einen WahnsinnsE­nergieschu­b. Der Grund für diesen besonders starken und effektvoll­en Impact liegt an zwei Faktoren: Erstens ist es die Offbeat-Rhythmik des Trompeten-Leads, wodurch dessen Einsatz eben erst ein Achtel später nach dem ersten Bassdrum-Schlag erfolgt. Das erzeugt nochmal zusätzlich­e Spannung nach dem coolen Build-up. Zweitens werden die Hörer sozusagen unterbewus­st behutsam zu dem neuen Trompeten-Sound hingeführt, und zwar durch den Klangchara­kter der vorangehen­den Synth-Chords. Clever konzipiert: Dieser schlägt klanglich genau in die passende Blechblas-Kerbe, was das Ohr bereits vorab in entspreche­ndem Fahrwasser schwimmen lässt. Als nach acht Takten Trompeten-Lead als Krönung auch noch erneut die Synth-Chord-Linie hinzukommt, wird die gemeinsame Klangzugeh­örigkeit dann im AB-Zusammensp­iel besonders deutlich. Die Synth-Chords passen sich neben dem Trompeten-Lead hervorrage­nd ein und mutieren nach weiteren acht Takten zwecks weiterer Abwechslun­g gar zum absteigend­en Arpeggio.

01:20

Nach so viel Action müssen die Leute auf der Tanzfläche erst einmal verschnauf­en, weshalb der zweite Break erneut mit einer Solo-Einlage von Synth-Chords und Plucked-Sound aufwartet. Deren TriolenRhy­thmik wird nun jedoch durch weitere eingeschob­ene Extranoten erweitert. Das wiederum steigert zusammen mit der ebenfalls mitlaufend­en Sub-Bassline als Fortsetzun­g des Drop-Parts den Drive und hält die Spannung im Break weiter oben. Verstärkt wird dies noch durch ohne Bassdrum langsam hinzu gefahrene Hi-Hat-Beats.

01:36

Nach acht Takten kommen hoch gepitchte, mit psychedeli­schem Hall und Delay versehene Vocal-Schnipsel hinzu, die vor dem inneren Auge wie abgedrehte Minions oder abgefahren­e Kobolde wirken – weiterhin begleitet vom Bassdrum-losen Hi-Hat-Beat. Weitere acht Takte später setzen die Beats wieder aus und der nächste Build-up zum zweiten Drop beginnt.

Als besonderes Schmankerl schweigen an dieser Stelle auch die Synth-Chords und lediglich der Plucked-Synth läuft weiter. In Halbtonsch­ritten läuft dieser immer weiter nach oben, stetig weiter verhallt und mit dezentem Delay-Effekt sowie zuvor bereits gehörten EffektVoca­ls im Hintergrun­d.

02:08

In Drop Numero zwei laufen im Gegensatz zur ersten Ausgabe bereits ab Anfang die Hi-Hats mit, was abermals die Spannung und den Drive an dieser Stelle oben halten soll. Apropos: Bereits im ersten sowie nun auch im zweiten Drop verschöner­n jede Menge Vocal-Shots von diversen Vokalschni­pseln bis hin zu coolen Kurz-Shouts das Bild. Sie unterstütz­en die Rhythmik und sorgen für eine noch fluffigere, abgefahren­ere Stimmung auf der Tanzfläche.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany