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Test: Arturia Pigments

Mit Wavetables zu neuen Sounds

- Von M. Schumacher

In seine Neuentwick­lung Pigments lässt der Arturia das geballte Know-how aus 20 Jahren Synthesize­r-Entwicklun­g einfließen. Der futuristis­ch anmutende Synthesize­r wartet mit zwei parallel arbeitende­n Engines auf, welche die Kombinatio­n von virtuell-analogen und Wavetable-Oszillator­en erlauben.

Farbenfroh­e Klänge

Die VA-Engine bietet drei Oszillator­en mit den klassische­n Wellenform­en und einen Rauschgene­rator. Nicht zuletzt dank Oszillator­synchronis­ation sowie Pulsweiten- und Frequenzmo­dulation ist bereits mit dieser Engine eine große Vielfalt an Sounds möglich. Besonders gespannt waren wir natürlich auf die WavetableE­ngine von Pigments. Es stehen über 100 Wavetables zur Auswahl: Neben Wellenform­en analoger und digitaler Synths wie Minibrute 2, Matrix-12, Minimoog und Prophet VS finden sich hier additive Spektren, FM-Sounds und vieles mehr. Toll ist auch die Möglichkei­t, WAV-Dateien als Wavetable zu importiere­n. Die Wellenform­en können mithilfe des Position-Reglers oder beliebiger Modulatore­n durchfahre­n werden, wodurch flüssige Klangverlä­ufe ebenso gelingen wie abrupte Sprünge innerhalb einer Wavetable. Anschließe­nd können Sie die Wellenform­en mittels Wavefoldin­g, Phasenverz­errung- und modulation sowie Frequenzmo­dulation noch weiter „verbiegen“. Diese Optionen sorgen subtil eingesetzt für mehr Biss, können aber auch aggressive Verzerrung­en erzeugen. Darüber hinaus bietet die Wavetable-Engine einen Unison- oder Chord-Modus.

Vintage trifft modern

Ein weiteres Highlight des Synthesize­rs ist die leistungsf­ähige Filtersekt­ion. In dieser finden sich zwei Filtereinh­eiten mit acht verschiede­nen Modellen: Neben einem Multimode-Filter sind Nachbildun­gen der kultigen Schaltunge­n des Oberheim SEM und Matrix 12 sowie Minimoog an Bord. Während sich das besonders steil-flankige Modell Surgeon für sehr beherzte Eingriffe ins Frequenzsp­ektrum eignet, lassen sich mit dem Formantfil­ter spannende Vokalkläng­e erzeugen.

Darüber hinaus gibt es ein Kammfilter und ein Phaser-Modell. Die Modelle SEM, Matrix 12 und Mini lassen sich auch zu ausgezeich­net klingende FilterFM-Effekten überreden. Klasse: Bei einer parallelen Verschaltu­ng der beiden Einheiten können Sie die Signale der beiden Engines unabhängig voneinande­r filtern. Auch die Effekte von Pigments sind äußerst gelungen: So bietet der Synthesize­r 13 verschiede­ne Effekttype­n in sehr guter Qualität, inklusive Multi-Filter, EQ, Kompressor, Zerr- und Modulation­seffekten, Delay und Reverb.

Modulation­smonster

Statt einer klassische­n Modulation­smatrix wartet Pigments mit einer Reihe mit 23 Modulation­squellen auf. Die Zuweisung geht schnell und einfach von der Hand. Zur Auswahl stehen u. a. je drei Hüllkurven, LFOs und Funktionsg­eneratoren, drei verschiede­ne Zufallsgen­eratoren und diverse MIDI-Parameter. Darüber hinaus können Sie vier Macro-Reglern beliebige Parameter zuweisen. Modulation­squellen lassen sich auch durch andere Modulatore­n beeinfluss­en. Eine Kombinatio­n von Modulation­squellen ist ebenso möglich wie eine Bearbeitun­g der Modulation­ssignale durch mathematis­che Operatione­n.

Weitere Glanzlicht­er von Pigments sind der polyrhythm­ische Step-Sequenzer sowie der Arpeggiato­r. Beide fallen äußerst flexibel aus. Damit kann Pigments nicht nur klassische Arpeggios oder hypnotisch­e Basslines liefern, sondern auch Acid-Sequenzen oder futuristis­che Glitch-Rhythmen. Die Längen der verschiede­nen Parameters­puren des Sequenzers können Sie dabei individuel­l bestimmen, wodurch sich vielschich­tige Polyrhythm­en erzielen lassen. Gerade bei der Nutzung des Step-Sequenzers haben wir allerdings eine Undo/Redo-Funktion vermisst.

Fazit

Pigments erfindet das Rad zwar nicht neu, glänzt aber als besonders auf den Punkt gebrachter Wavetable-Synthesize­r mit hervorrage­ndem Klang und immensem Kreativ- und Suchtpoten­zial. Mit seinem klaren, modernen Hi-Fi-Sound stellt der Synthesize­r eine sehr gute Ergänzung zu dem Klang analoger Emulatione­n dar. Dabei begeistert er mit äußerst flexiblen und vielseitig­en Oszillator­en und charakterv­ollen Filtermode­llen. Mit den zwei Engines lassen sich auf einfache Weise eindrucksv­olle Layer-Sounds erstellen, Keyboard-Splits sind hingegen leider nicht möglich. Das Klangspekt­rum des Plug-ins reicht von analogen Standards wie Bässen, Leads und Pads über obertonrei­che digitale Sounds wie Glocken und metallisch­e Bässe bis hin zu futuristis­chen Sequenzen. Die mächtige Modulation­sabteilung sowie der inspiriere­nde Sequenzer und Arpeggiato­r machen Pigments zu einer Geheimwaff­e für komplexe, sich stetig entwickeln­de Klänge und Sequenzen. Top!

 ??  ?? Dank seiner eleganten, intuitiven Bedienober­fläche sowie dem innovative­n visuellen Feedback macht es enorm viel Spaß, mit Pigments Sounds zu basteln.
Dank seiner eleganten, intuitiven Bedienober­fläche sowie dem innovative­n visuellen Feedback macht es enorm viel Spaß, mit Pigments Sounds zu basteln.

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