Test: Waves Flow Motion
FM-Synth mit Wow-Effekt
Die bisherigen Synthesizer des EffektSpezialisten Waves waren zwar solide, aber eher unspektakulär. Bei Flow Motion signalisiert dagegen schon die ungewöhnliche Oberfläche, dass hier alles etwas anders ist. Im Kern übernehmen vier Oszillatoren die FM-Klangerzeugung, die dann mit einem Multimodefilter und Equalizer gezähmt werden kann. Außergewöhnlich ist der Snapshot-Sequenzer, der verschiedene Soundvariationen temposynchron ändern kann. So lassen sich auch aus bestehenden Presets völlig neue Klangwelten erschaffen. Des weiteren findet man eine Vielzahl an LFOs und Hüllkurven, Sequenzer, Arpeggiator, Studio-Effekte und die Möglichkeit, das Plugin in der DAW oder auch Standalone zu betreiben. Dank der NKS-Unterstützung arbeitet das Plug-in direkt mit Native Instruments Maschine und Komplete Kontrol zusammen, inklusive passender Reglerbelegung und Vorhören der Presets.
FM mit 4 Operatoren
Die Klangerzeugung ist auf zwei Reiter verteilt. FLOW besitzt eine futuristisch wirkende Oberfläche, auf der die vier Oszillatoren in Kreisform angeordnet sind. Jeder Oszillator bietet die Standardwellenformen Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck sowie Rauschen. Sie können Flow Motion theoretisch also auch als ganz normalen VA-Synthesizer nutzen. Das Spannende an dem Synthesizer ist aber, dass sich die Oszillatoren gegenseitig modulieren können. Dafür sind sie bereits entsprechend vorverkabelt, und die Modulationsstärke kann durch vier Modulatoren dynamisch angepasst werden, die praktischerweise rechts im direkten Zugriff angeordnet sind. Jeder Modulator lässt sich zwischen Hüllkurve und LFO umschalten und selbst per Anschlagdynamik und Aftertouch beeinflussen. So wird aus Flow Motion ein klassischer FMSynthesizer, der zwar nur mit vier Operatoren ausgestattet ist (der DX7 hat sechs), die dafür aber frei verknüpfbar sind und zudem nicht nur über Sinuswellen verfügen. Das zentral angeordnete Oszilloskop ist dabei sehr hilfreich, da es die Auswirkungen der Frequenzmodulation auf die Wellenform in Echtzeit anzeigt. Die Zuordnung der Modulationsquellen erfolgt intuitiv per Drag-&-Drop, dank farbiger Kennzeichnung können Sie die Verknüpfungen auf einen Blick nachvollziehen.
Filter, EQ & Effekte
Unter dem Reiter MOTION finden Sie die typischen Elemente eines subtraktiven Synthesizers. Beginnend von oben passen Sie hier das Multimodefilter mit 12/24dB Flankensteilheit und eigener Hüllkurve an. Der grafische VierbandEqualizer hat uns schon bei den anderen Waves-Synthesizern wie Element gut gefallen, er packt an den richtigen Stellen an und kann den Klang ohne viel Aufwand in verschiedenste Richtungen formen. Das zusätzliche Hoch- und Tiefpassfilter ist hilfreich, um das weite Frequenzspektrum von FM-Klängen bei Bedar einzuschränken. Daneben liegt der Verstärker mit ADSR-Hüllkurve. Abgerundet wird das Fenster mit der umfangreichen Effektsektion, die ebenfalls klanglich überzeugt, sowie den globalen Einstellungen für Polyphonie, Unisono etc..
Snapshot-Sequenzer
Damit ist Flow Motion eigentlich schon ganz gut aufgestellt für ein SynthesizerPlug-in für unter 50 Euro, zumal die FMSounds auch klanglich mit Transparenz und Durchsetzungsfähigkeit überzeugen. Das wahre Highlight ist aber der Snapshot Sequenzer am unteren Rand der Bedienoberfläche. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein typischer 16-Step-Sequenzer, allerdings können Sie für jeden einzelnen Schritt der Sequenz einen eigenen Sound einstellen. Nehmen Sie beispielsweise einen FM-Bass aus der sehr umfangreichen, gut sortierten und programmierten Preset-Library für Step1. Diesen Sound können Sie dann komplett verdrehen und auf Step 2 legen, eine ganz andere Variation auf Step 3 und so weiter. Steps können kopiert und neu angeordnet werden, auch eine Zufallswiedergabe kann pro Step eingestellt werden. In Verbindung mit der flexiblen und dynamischen Klangerzeugung ist mit dem Snapshot-Sequenzer alles möglich, von leichten Änderungen für mehr Lebendigkeit bis hin zu experimentellen Klangorgien. Für noch mehr Bewegung verfügt Flow Motion zusätzlich über einen Arpeggiator und einen Notensequenzer mit ebenfalls 16 Schritten.
Fazit
Flow Motion ist nicht nur in Sachen Design ein sehr eigenständiger Synthesizer, der seinen Namen zu Recht trägt. Die hybride Klangerzeugung überzeugt vor allem mit sehr durchsetzungsfähigen FM-Klängen, die sich überraschend intuitiv programmieren und mit Filter und EQ anpassen lassen. Die vier flexiblen Modulatoren sorgen in Verbindung mit dem genialen Snapshot-Sequenzer für einzigartige dynamische und rhythmische Sounds.