Test: RetroMod
Noch ein ROMpler? Aber ja!
Unter dem Namen „RetroMod“versammelt Tracktion fünf Plug-ins mit jeweils eigenem klanglichen Schwerpunkt. Hierfür wurden Synthesizern der letzten vier Dekaden gesampelt. Klassiker von Moog, Korg und Roland sind ebenso vertreten, wie auch aktuellere Geräte von Arturia, Behringer und vielen anderen. Nach einer etwas umständlichen Installation von knapp 30GB befinden sich insgesamt gut 1800 Presets auf der Platte.
Aufbau
Der Aufbau der schlichten Bedienoberfläche ist bei allen Plug-ins praktisch identisch und man findet sich schnell zurecht. Ein Preset-Browser soll das Finden der Sounds erleichtern. Leider tragen viele der Klänge keine markanten Namen und die Sortierung ist über die Plug-ins hinweg nicht konsistent. Schade! Ein Effekt-Rack bietet die Möglichkeit, vier Instanzen mit einer Auswahl von neun Standardeffekten wie Chorus, Delay oder Reverb zu bestücken. Zusätzlich gibt es einen 4-Band-EQ.
Klang
Bei allen Plug-ins dieser Serie werden die Samples durch mehrere Filter, Oszillatoren und Effekte geformt. Die beiden „ LoFreq“-Plug-ins haben zusätzlich einen einfachen Arpeggiator an Bord. Die Bearbeitungsmöglichkeiten gehen dabei über die Fähigkeiten der zum Teil betagten Originale hinaus und erlauben es dadurch, ganz neue klangliche Facetten aus den Samples herauszuholen. Außergewöhnlich sind dabei die Möglichkeiten, Klänge per Ringmodulation und FM zu bearbeiten. Zusammen mit der bis zu 16-stimmigen Unison-Funktion entstehen so richtig fette Sounds.
Toll ist auch das X/Y-Pad, das die gleichzeitige Veränderung von mehreren Parametern ermöglicht. Damit kann man interessante Klangverläufe erstellen, die sich in der DAW auch automatisieren lassen. Leider wird die MIDI-Lernfunktion für Hardware-Controller von RetroMod nicht unterstützt. Viele der Presets wirken dünn und flach. Der direkte Vergleich mit den Plug-ins der Mitbewerber verstärkt diesen Eindruck. Wir hätten uns gewünscht, dass Tracktion bei den mitgelieferten Presets die vorhandenen Möglichkeiten besser ausgenutzt hätte und ab Werk mehr inspirierende Sounds mitliefern würde. Wer Spaß am Kreieren eigener Klänge hat, kann aber schnell aus einem der Presets tolle Sounds für seine elektronische Musik zaubern. Nachteilig: Leider fehlt eine Möglichkeit, Patches direkt im Plug-in zu layern.
Positiv fällt aber auf, dass die Presets erfreulich schnell laden. Die internen Effekte klingen solide und sind ein wichtiger Baustein beim Klangdesign, deutlich bessere Ergebnisse erzielt man aber mit spezialisierten Effekt-Plug-ins. Die beiden „LoFreq“-Module liefern leider ausschließlich Bass-Sounds, die anderen Plug-ins sind etwas breiter aufgestellt und haben u.a. auch Pad-, Synth- und Keysounds mit an Bord. Uns gefällt die Sammlung von Nord-Lead-Sounds im „RetroMod Lead“am besten. Viele der Patches erinnern an Songs aus den 90ern, ergänzt durch einige Drumkits.
Mitbewerber
Einen ähnlichen Ansatz wie Tracktion verfolgen beispielsweise IK Multimedia mit „Syntronik“oder UVI mit „ Vintage Vault 2“. Diese ROMpler-Sammlungen bieten aber deutlich mehr Presets als RetroMod und sie klingen auch besser. Zudem gibt es dort flexiblere Möglichkeiten zur Klanggestaltung, zum Beispiel durch das Layern von Instrumenten, zahlreichere und hochwertigere Effekte und programmierbare Arpeggiatoren. Einen etwas anderen Weg geht Arturia mit der „V Collection 6“. Anstatt auf Samples zu setzen, wurden hier analoge Schaltungen virtuell nachgebaut. Die Klänge lassen sich in allen Aspekten bearbeiten, zum Teil umfangreicher als bei den Vorbildern. Wem es reicht, nur an einer Auswahl von Parametern schrauben zu können, bekommt mit Arturias „Analog Lab 3“eine riesige und hervorragend klingende Library mit fast 7000 Presets analoger Synthesizer.
Fazit
Wir hätten uns anstelle von fünf getrennten Plug-ins lieber ein Instrument mit universeller Bedienoberfläche gewünscht, das sich durch separat erhältliche Expansions erweitern lässt. Dies wäre insgesamt benutzerfreundlicher und man hätte alle Sounds kompakt im Zugriff. RetroMod bietet zwar viele spannende Möglichkeiten, den Klang zu bearbeiten, die meisten der Presets haben uns aber enttäuscht. Die Sammlung ist daher auch keine Empfehlung für Preset-Junkies. Selbst Soundtüftler stoßen beispielsweise durch den fehlenden Multimode schnell an die Grenzen. Das gilt auch für die Effekte. Den beworbenen „zeitgemäßen Dreh“erreicht man am ehesten durch die FM und Ringmodulation. Wir empfehlen in jedem Fall, RetroMod gegen die zahlreichen und teilweise deutlich besseren Mitbewerber zu vergleichen.