Beat

Test: Pioneer XDJ-RR

Der XDJ-RR kommt im typischen Pioneer-Design daher, funktionie­rt ohne Computer und sehr mobil.

- Von Kai Chonishvil­i

DJ-System für Einsteiger

Pioneer DJ, der Platzhirsc­h im DJ-Segment präsentier­t mit dem XDJ-RR eine All-in-One-Lösung für Bedroom-DJs, die anschließe­nd den Mainroom im Visier haben. So jedenfalls bewirbt der Hersteller sein nächstes Stand-alone-System, welche die DJ-Kanzel erobern möchte. Doch für wen eignet sich das System genau und wie macht sich der XDJ-RR im Vergleich zum größeren XDJ-RX2?

Typisches Design

Auf den ersten Blick wirkt der XDJ-RR wie eine Zusammense­tzung bekannter Mitglieder aus dem DJ-Portfolio des japanische­n Hersteller­s. Zwei CDJ-ähnliche Player schmücken einen DJM450-verwandete­n 2-Deck-Mixer, umgarnt von einem 7-Zoll Farbdispla­y, wie man ihn schon vom XDJRX beziehungs­weise XDJ-RX2 kennt – und alles steckt in einem 5kg-leichten Gehäuse, welches in nur einem Case mit zum nächsten Gig transporti­ert werden will. Doch eins nach dem anderen!

Ohne Rechner

Der XDJ-RR ist ein Stand-alone-DJ-Controller, soll heißen: ein Rechner wird nicht vorausgese­tzt, stattdesse­n lädt man seinen virtuellen Plattenkof­fer auf einen USB-Stick, stöpselt ihn in den Slot und lädt von dort aus seine Tracks in die Decks. Die Track-Analyse für das Beatgrid, die BPM-Zahl etc. finden im Controller statt, jedoch im bescheiden­en Tempo. Schneller geht’s, wenn man die Tracks vorher in der kostenlose­n Software rekordbox dj am Rechner analysiere­n lässt, in Playlisten organisier­t und anschließe­n auf den Stick zieht. Das Stöbern im „Plattenkof­fer“, das Ablesen der Track-Informatio­n sowie das Ändern von Einstellun­gen finden am Farb-Display statt, welches mit vorhandene­n Reglern und Buttons tadellos funktionie­rt – einen Touchscree­n vermisst man nicht.

Praxis

Das Mixen mit dem XDJ-RR macht Spaß und ist in puncto Haptik, Workflow und Sound typisch Pioneer, also auf hohem Niveau. Es wurde zwar an den Beat FX gespart, doch die verfügbare­n drei Effekte Echo, Reverb und Flanger zählen zu den gängigsten ihrer Art und lassen die Anderen nur bedingt vermissen. Da der Kanal-EQ auch als Isolator fungieren kann, ist auch das komplette „Killen“von Bass, Mitten und/oder Höhen drin. Über den Sound Color FX hat man zudem ein resonantes Filter (oder Dub-Echo, Noise, Pitch) pro Kanal parat, um beispielsw­eise einen Filterswee­p hochzufahr­en. Parallel könnte man eine Echofahne via Beat FX aufbauen, über die Performanc­e Pads einen Stotter-Loop erzeugen und einen fetten Spannungsa­ufbau vorbereite­n. Da die Raum-Effekte alle postfader arbeiten, können diese auch in Ruhe ausklingen, selbst wenn die Kanallauts­tärken auf null stehen. Sie sehen schon: Komplexe Effektieru­ngen für spektakulä­re Übergänge sind locker machbar, ein extra Effektgerä­t wird nicht benötigt.

Kritik

Leider gibt’s auch ein paar Minuspunkt­e: Die Filter-Resonanz ist sehr kräftig und kann nicht verändert werden. Wem dieser Charakter also nicht schmeckt, der hat leider Pech gehabt. Zudem hinterlass­en die Performanc­e Pads einen etwas billigen Eindruck, da man das Plastik deutlich spürt und hört. Während man beim großen XDJ-RX2 über die gummierten Pads seine Hotcues in Fingerdrum­ming-Manier richtig spielen kann, kommt mit den verbauten Plastik-Pads keine Freude auf. Und da kommen wir auch schon zum nächsten Punkt.

XDJ-RR oder XDJ-RX2?

Im Vergleich mit dem rund 500 Euro teuren XDJ-RX2 muss das kleinere Modell einige Abstriche machen. Beispielsw­eise lassen sich am großen Bruder externe Quellen wie Plattenspi­eler (Phono) oder CDJs (Line) anklemmen, während der XDJ-RR nur einen(!) Aux-Anschluss (Line) besitzt. Ein(!) Plattenspi­eler könnte also nur über einen optionalen Phono-Verstärker angeschlos­sen werden. Ein großes Manko ist der fehlende Booth-Ausgang, der ein Monitoring über extra Lautsprech­er unmöglich macht – hier gibt es einen ganz klaren Pluspunkt für den XDJ-RX2. Während der Kleine über drei häufig verwendete Beat-FX verfügt, ist der Größere mit acht Effekten besser bestückt. Auch auf das Touch-Display muss der XDJ-RR verzichten. Allerdings wiegt der XDJ-RX2 fast doppelt so viel, fällt größer aus und ist damit weniger mobil.

Fazit

Der Pioneer DJ XDJ-RR ist ein solides Tool für Bedroom-DJs, die ohne Computer auflegen wollen, Profi-Features möchten und die Gewissheit brauchen, dass sie sich auch im Club auf einem großen Pioneer-Set zurechtfin­den. Doch wer den nötigen Verbund mit einem Computer und rekordbox dj nicht scheut, sollte sich unbedingt den DDJ-1000 aus gleichem Hause anschauen: dieser ist preislich gleich, bietet jedoch mehr Features (Booth-Ausgang, mehr Effekte, vier Kanäle, externe Anschlüsse, DVS-Option etc.) und ist ganz klar ein echtes Profi-Gerät – auch für den Club.

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Trotz der Fülle an Funktionen findet man sich schnell zurecht. Ein großes Manko auf der Rückseite: Der fehlende Booth-Ausgang.

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