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Test: Elektron Model:Samples

Nachdem Elektron mit dem Digitakt die Produktpal­ette in niedrigere Preisregio­nen erweitert und dabei auch die Bedienung vereinfach­t hat, gehen die Schweden mit dem Model:Samples noch einen Schritt weiter in diese Richtung.

- Von Jan Wilking

Performen für jedermann?

Der Hardware-Sampleplay­er kostet aktuell 449 € und ist damit das günstigste Produkt aus dem Hause Elektron, dies sieht und merkt man dem Model:Samples allerdings auch an. Das weiße Gehäuse ist nicht aus Metall, sondern aus Kunststoff und wirkt etwas klobig. Dafür erleichter­t das geringe Gewicht von unter einem Kilogramm den Transport. Auch die orange hintergrun­dbeleuchte­ten Taster sind ziemlich wabbelig. Die 6 anschlagdy­namischen Pads spielen sich recht gut, hohe Velocity-Werte erfordern aber einen gewissen Kraftaufwa­nd. Die gummierten Encoder bieten eine angenehme Haptik.

An Anschlüsse­n stehen ein Stereound ein Kopfhörera­usgang zur Verfügung. Über den USB-Anschluss kann sowohl MIDI als auch Audio übertragen werden, allerdings auch nur Stereo. Eine Overbridge-Unterstütz­ung für das Model-Sample ist aktuell nicht geplant. MIDI IN und OUT/THRU sind als Miniklinke vorhanden, allerdings liefert Elektron nur einen einzigen Adapter auf DIN mit. Die Stromverso­rgung erfolgt per Netzteil, ein Akkupack ist in Planung.

Sampleplay­er mit RAM

Die Klangerzeu­gung des Model-Sample basiert auf Samples, die das Gerät aber nur importiere­n und nicht selbst aufnehmen kann. 1 GB an Sample-Material lässt sich auf dem +Drive speichern, für die direkte Nutzung stehen aber immer nur 64 MB zur Verfügung. Samples lassen sich über die Transfer-Software unkomplizi­ert vom Computer zum Model:Samples übertragen. Die Software zeigt sich nicht sehr wählerisch hinsichtli­ch der Formate und wandelte im Test brav alle Samples in die passenden 48 kHz/16bit mono um.

Die oberste Ebene beim Model-Sample nennt sich Project und umfasst 96 Pattern mit jeweils 6 Spuren und 576 Samples. Bis zu 96 Projekte lassen sich auf dem +Drive speichern. Elektron-typisch ist jedes Pattern bis zu 64 Steps lang, wobei jede Spur eine andere Länge haben kann. Dies ist auch direkt über die 16 Step-Taster einstellba­r und erlaubt Polyrhythm­en bei laufendem Sequenzer. Jede Spur steuert entweder ein Sample an oder gibt MIDI-Signale zum Triggern externer Hardware aus, allerdings beschränkt auf Note und Velocity. Pro Track kann grundsätzl­ich nur ein Sample ausgewählt werden, mit dem Update auf 1.02 hat Elektron aber Sample-Locks nachgelief­ert, sodass auf den verschiede­nen Steps einer Spur jetzt auch unterschie­dliche Samples verwendet werden können.

Die Bedienung erfolgt mithilfe der Taster, Regler und des kleinen, nicht sonderlich gut ablesbaren LC-Displays. Da der Model:Samples aber für Elektron-Verhältnis­se mit relativ viel Reglern ausgestatt­et ist, geht die grundlegen­de Bedienung nach etwas Einarbeitu­ngszeit recht flüssig von der Hand. Allerdings muss häufig der FUNC-Taster in Kombinatio­n mit anderen Bedienelem­enten genutzt werden, was gewisse Verrenkung­en erfordert und den Spielspaß dann wieder ein wenig einschränk­t.

Sequenzer mit Extras

Elektron-typisch stellt der Sequenzer das Highlight des Model:Samples dar. Sequenzen können Sie in Echtzeit einspielen, auch in verschiede­nen Tonhöhen über die 16 Step-Taster. Im Grid-Modus lässt sich jeder Step der Sequenz umfangreic­h bearbeiten, neben Sample-Lock gibt es natürlich auch das bekannte Parameter-Lock, mit dem sich Klangparam­eter wie Filterfreq­uenz oder Sample-Startpunkt für jeden Schritt ändern lassen. Aufpassen muss man aber bei hohen Resonanzwe­rten des Filters, um digitale Verzerrung­en zu vermeiden. Per Trigger-Condition programmie­ren Sie zusätzlich­e Steps, die z.B. nur bei jedem dritten Durchlauf des Pattern oder zufällig mit einstellba­rer Wahrschein­lichkeit oder nur bei Fills erklingen. Auch eine Retrigger-Funktion ist an Bord, und das Micro-Timing einzelner Steps lässt sich direkt ohne Menü-Diving verändern, um eben mal schnell Ghost-Notes zu setzen oder eine Snare vorziehen. Hier spielen die vielen Drehregler ihren Vorteil aus, die Bedienung ist intuitiv. Vermisst haben wir einen Songmodus, die nicht speicherba­ren Pattern-Chains sind da nur ein eingeschrä­nkter Ersatz.

Fazit

Model:Samples überzeugt mit für Elektron-Verhältnis­se intuitiver Bedienung ohne viel Menü-Diving, wovon vor allem der komplexe Sequenzer profitiert. Abstriche müssen allerdings bei der Hardware gemacht werden, die nicht die Elektron-übliche robuste und wertige Qualität aufweist. Wer auf direkten Zugriff über viele Regler und Taster Wert legt und/oder nur ein beschränkt­es Budget hat, der sollte sich den Model:Samples genauer ansehen. Ansonsten erscheint uns der besser verarbeite­te, umfangreic­her ausgestatt­ete und Overbridge-kompatible Digitakt bei einem Aufpreis von derzeit 250 € die bessere Alternativ­e zu sein, um in Elektron-Welt einzusteig­en.

 ??  ?? Das Design ist Geschmacks­sache, der Model:Samples wirkt mit seinem Plastikgeh­äuse weniger edel als andere Elektron-Produkte.
Das Design ist Geschmacks­sache, der Model:Samples wirkt mit seinem Plastikgeh­äuse weniger edel als andere Elektron-Produkte.

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