Nachgefragt:
Rob Papen, geistiger Vater von Quad, im Gespräch mit Beat.
Beat / Kannst du uns das Konzept von Quad kurz erläutern?
Rob / Ursprünglich wurde Quad nur als Rack Extension für Reason entwickelt. Die Reason Rack Extension ist wie ein virtueller Synthesizer im 19”-Rack-Format. Insofern ist der Platz auf dem Bildschirm begrenzt und auch in puncto Features gibt es einige Einschränkungen im Vergleich zu den bekannten Formaten VST, AU und AAX. Aber davon abgesehen hat die Rack Extension auch einzigartige Features wie die Anschlussmöglichkeiten auf der „Rückseite“. Quad verhält sich so wie ein echter Rack-Synthesizer und du kannst die CV- und Gate-Anschlüsse mit anderen Rack Extensions verbinden. Auch die Integration der Undo-Funktion von Reason hat dafür gesorgt, dass Rack Extensions bei den Benutzern von Reason Studio immer noch sehr beliebt sind.
Quad war unser erster dedizierter Synthesizer für Reason. Später haben wir auch Vecto geschaffen. Mit den Einschränkungen von Rack Extensions im Hinterkopf haben wir einen kreativen Synthesizer entwickelt, der über die subtraktive Synthese hinausging. Jon Ayres, mein Partner bei der Erstellung der Rob-Papen-Produkten, hat ein erstaunliches Talent in der DSP-Programmierung. Während ich mit BlueII spielte und jemandem den Wave Shaper und Phase Distortion erklärte und wie diese in BlueII funktionieren, kam mir die Idee, dafür eine X- und Y-Steuerung zu erstellen. Aus den nachfolgenden Gesprächen mit Jon wurde die Idee geboren, einen Synthesizer mit zwei Oszillatoren mit jeweils einem eigenen Phase-Distortion- und Wave-Shaper-Feld mit XY-Pads zu haben. Die beiden Parameter X und Y sollten von den Reason-Benutzern gesteuert werden können, auch durch die CV-Eingänge auf der Rückseite des Synthesizers. Nun haben wir das Konzept auf ein Plug-in in den gängigen Formaten übertragen.
Beat / Kannst du uns mehr über die Oszillatoren des Synthesizers erzählen?
Rob / Phase Distortion und Wave Shaping sind im Wesentlichen ältere Methoden, um eine Wellenform zu verändern oder zu modulieren. Wir haben beide kombiniert, mit regelbarer Intensität und einem XY-Pad. Unterschiedlichen Phase-Distortion- und Wave-Shaper-Typen sowie Modulationsquellen sorgen dafür, dass du bei beiden Methoden eine Vielzahl an Variationen hast. Auf diese Weise kannst du unendlich viele neue Wellenformen erzeugen und auch die X- und Y-Parameter modulieren.
Beat / Wodurch zeichnet sich Quad aus?
Rob / Quad kann ganz anders klingen als andere Synthesizer. Ich persönlich tendiere immer dazu, „hübsche“Klänge zu erzeugen, aber Quad kann auch sehr düster und bissig klingen. Ein gutes Beispiel ist die Dubstep-Bank mit düsteren Wobble-Sounds. Unser brillanter Sounddesigner JoMal hat auch mit diesem Synthesizer Presets erstellt, bei denen ich mich immer wieder frage, woher diese Sounds wohl kommen (lacht). Quad ist einfach zu bedienen und erzeugt durch die Kombination aus Phase Distortion und Wave Shaping sowie der beiden Filter, die verschiedene Routing-Modi bieten, einzigartige Klänge. Nicht unerwähnt bleiben soll das kleine „Easter Egg“mit dem Karplus-Strong-Saitenmodell von Oszillator 2.
Beat / Du bist ein sehr angesehener Sounddesigner. Welchen Ansatz verfolgst du, um originelle und ausdrucksstarke Synthesizer-Sounds zu erschaffen?
Rob / Es gibt zwei Arten von Sounds: Klänge, die großartig, aber musikalisch schwer zu verwenden sind, und Sounds, die zunächst langweilig erscheinen, aber in der Musik großartig sind. Als Sounddesigner neigen wir dazu, es zu übertreiben und dabei zu vergessen, dass ein Klang in einem Musikstück auch einfach und grundlegend sein kann. Sounds werden ausdrucksstark, wenn man sie durch die Anschlagstärke steuerbar macht und das Modulationsrad oder Aftertouch auf kreative Art und Weise einsetzt. Auch der Pitch-Bend-Controller kann auf verschiedene Weise kreativ genutzt werden. Probiere doch einmal die Wobble-Sounds aus der Dubstep-Bank von Quad aus. Bei diesen steuert Pitchbend die Geschwindigkeit des LFOs. Mit dem Pitchbend-Regler kannst du zwischen einer langsameren und schnelleren Rate umschalten, was sich von der Verwendung des Modulationsrads für diesen Zweck unterscheidet. Wenn Pitchbend also nicht für eine Modulation der Tonhöhe benötigt wird, kannst du interessante andere Dinge damit machen.