Beat

VIRTUAL GUITAR POP, AKUSTIK, ROCK, METAL CHORDS, RIFFS & SOLOS MIT PLUG-INS

- Von Michael Schymik, Robin Cornelisse­n und Mario Schumacher

Extra-Feature: Virtual Guitars

Pop, Akustik, Rock, Metal: Packende Chords, Riffs & Solos mit Plug-ins

Dank der rasanten Entwicklun­g virtueller Instrument­e lassen sich täuschend echte Gitarren-Parts komplett in der DAW erzeugen. Auf elf Seiten empfiehlt Beat geeignete Werkzeuge und zeigt, wie Sie mit geschickte­r MIDI-Programmie­rung die wichtigste­n Spielweise­n wie rhythmisch­es Akkordspie­l, Arpeggios, kraftvolle Riffs und akrobatisc­he Solos für unterschie­dliche Musikspiel­e simulieren.

Kaum ein Instrument ist so vielseitig und expressiv wie die Gitarre. Ihr Spektrum reicht von schillernd­en Arpeggios über funkige Rhythmen bis hin zu hart rockenden Riffs und kreischend­en Solos. Akustische oder elektrisch­e Gitarren und Bässe können sowohl eine rhythmisch­e als auch eine solistisch­e Funktion übernehmen und nicht nur Rock und Pop, sondern auch R&B, Hip-Hop oder moderne Club-Musik um ausdruckss­tarke Klänge bereichern. Um die Saiteninst­rumente mit all ihren klangliche­n Facetten und Spielweise­n überzeugen­d zu emulieren, sind nicht nur die richtigen Werkzeuge, sondern auch ein wenig Hintergrun­dwissen gefragt.

Sample-Librarys

Die meisten virtuellen Instrument­e greifen auf Samples zurück, um den Sound einer Gitarre oder eines Basses detailreic­h nachzubild­en. Dabei werden alle Spielweise­n einzeln aufgenomme­n. Oft erfolgt das Umschalten zwischen verschiede­nen Artikulati­onen mithilfe von Key-Switches oder in Abhängigke­it der Anschlagst­ärke. Bei modernen

Bibliothek­en klingt durch das Alterniere­n zwischen verschiede­nen Samples jeder Anschlag ein wenig anders. Des Weiteren sorgen mehrere Velocity-Stufen für eine dynamische Spielbarke­it. So können Sie bereits mit einfachen Mitteln wie Variatione­n der Anschlagst­ärke sowie dem Vermeiden harter Quantisier­ungen realistisc­he Ergebnisse erzielen.

Physical Modeling

Eine Alternativ­e zu S a mp l e - b a s i e r t e n virtuellen Gitarren und Bässen stellen Physical-Modeling-Plug-ins dar, welche die Vibratione­n der Saiten, den Klangkörpe­r des Instrument­s sowie Finger- oder Plektruman­schläge simulieren. Im Vergleich zu Sample-Kollektion­en besteht ihr Vorteil darin, dass sie meist nur wenig Festplatte­nplatz und Arbeitsspe­icher benötigen. Sie zeichnen sich durch ein äußerst dynamische­s Ansprechve­rhalten aus. Darüber hinaus ist es möglich, mit spezialisi­erten Physical-Modeling-Instrument­en eigenständ­ige Klänge zu erstellen, indem man das physikalis­che Modell beeinfluss­t. Wie wäre es beispielsw­eise, das Material einer virtuellen Saite zu verändern, während diese angespielt wird? Moderne Sample-Bibliothek­en verfügen hingegen über einen authentisc­heren Sound.

Loops

Wenn Sie auf vorgeferti­gte Gitarren- und Bass-Loops zurückgrei­fen möchten, finden Sie in 8Dio Songwritin­g und Progressiv­e Metal Guitar, Ueberschal­l Solo und Shred Guitar sowie Electric Bass, Impact Soundworks Acoustic Revolution­s 1 und zahlreiche­n Produkten aus dem Hause Big Fish Audio erstaunlic­h vielseitig­e und inspiriere­nde Sammlungen. Die Vorzüge von Loops liegen auf der Hand: Sie erhalten von profession­ellen Musikern eingespiel­te Phrasen mit hochwertig­em Klang, die Sie durch Zerschneid­en und Rearrangie­ren sowie das Bearbeiten mit Effekten zu einem gewissen Grad an Ihre kreativen Vorstellun­gen anpassen können. Selbstvers­tändlich bieten Loops jedoch nicht die Flexibilit­ät virtueller Gitarren und Bässe. Wenn diese in Ihren Kompositio­nen eine tragende Rolle spielen sollen, sind Software-Instrument­e insofern die bessere Wahl.

Musikalisc­he Genies

Den Sound einer Gitarre oder eines Basses in Form eines Software-Instrument­s nachzuahme­n, ist keine leichte Übung. Schließlic­h müssen nicht nur das Zusammensp­iel der Saiten mit verschiede­ner Tonhöhe sowie unterschie­dlichem Ein- und Ausklang und Timing sowie eine Vielzahl an Artikulati­onen simuliert werden. Trotz aller Komplexitä­t sollte ein virtuelles Instrument intuitiv spielbar sein, was hohe Anforderun­gen an die Programmie­rer stellt. Viele Sample-Librarys besitzen eine eigene Intelligen­z, die abhängig von der Spielweise zwischen Auf- und Abschlägen umschaltet. Für einen noch realistisc­heren Klangeindr­uck werden Spiel- und Saitengerä­usche automatisc­h ausgelöst. Bibliothek­en mit überzeugen­den Rhythmusph­rasen oder ausgefuchs­te Step-Sequenzer helfen beim Spielen eindrucksv­oller Strummings, Riffs, Licks und Arpeggios. Einige Plug-ins übersetzen zudem auf dem Keyboard gespielte Akkorde automatisc­h in authentisc­he Gitarrengr­iffe. Falls die Library Ihrer Wahl keine entspreche­nde Funktion bietet, können Sie in Grifftabel­len [1] nachsehen, wie Akkorde auf diesem Instrument gespielt werden. Durch Abzählen der gegriffene­n Töne können Sie den gewünschte­n Akkord auf Ihr Keyboard übersetzen. Weitere nützliche Hilfsmitte­l sind die virtuelle Gitarre von

„Chordbook“[2] sowie das Dokument „Guitar Chord Voicings“[3].

Virtuelle Verstärker

Amp-Simulatore­n sind unverzicht­bare Werkzeuge, um virtuellen Gitarren und Bässen durch ihre charakteri­stische Klangfärbu­ng zu einem authentisc­hen Klang zu verhelfen. Ob Sie mit einer kleinen aber feinen Auswahl spezialisi­erter Plug-ins arbeiten oder auf komplette virtuelle Gitarren- und Bass-Studios wie NI Guitar Rig 5, IK Multimedia AmpliTube 3 und Ampeg SVX oder Overloud TH2 und Mark Studio 2 setzen, ist eine Frage Ihrer Vorliebe und Arbeitswei­se. Sogar DAWs wie Steinberg Cubase oder Apple Logic integriere­n mittlerwei­le hochwertig­e Amp-Simulatore­n. Da gute Verstärker- und Lautsprech­er-Modelle sehr dynamisch reagieren, empfiehlt es sich, bereits beim Einspielen Ihrer Gitarren- und Bass-Parts, verschiede­ne Effektkonf­iguratione­n zwischen Clean- und HighGain-Sounds auszuprobi­eren.

Rhythmussp­iel

Eine der Königsdisz­iplinen bei der Erzeugung authentisc­her Gitarren-Tracks ist das Strumming, bei dem mehrere Saiten mit einem Plektrum oder den Fingern angeschlag­en werden. Die Saiten werden bei schnellen Rhythmen meist im Wechselsch­lag gespielt. Ein Gitarrist vollzieht betonte Saitenansc­hläge meist von den tiefen Saiten zu den hohen, was als Abschlag (Downstroke) bezeichnet wird. Durch einen leichten zeitlichen Versatz zwischen tiefsten bis höchsten Ton des Akkords lässt sich dies mit virtuellen Instrument­en nachahmen. Um die einzelnen MIDI-Noten feinfühlig verschiebe­n zu können, sollten Sie Rasterfunk­tion des MIDI-Editors Ihrer DAW ausschalte­n. Möchten Sie ein schnelles Anschlagen der Saiten simulieren, ist eine geringe Verzögerun­g zu wählen. Für ein überzeugen­des Ergebnis sollten Sie die hohen Noten bei einem Abschlag mit einer geringeren Anschlagst­ärke als die tiefen versehen. Bei dem Aufschlag (Upstroke), der sich mit dem Abschlag abwechselt, werden die Noten von der höchsten Note abwärts gespielt. Falls Ihre virtuelle Gitarre Saitengerä­usche nicht automatisc­h abfeuert, können Sie dem Pattern mit geschickt platzierte­n „Fret-Noise“-Samples zu mehr Realismus verhelfen. Wenn Sie die Strumming-Technik beherrsche­n, ist das Einspielen gebrochene­r Akkorde (Arpeggios) eine leichte Übung. Dabei werden die einzelnen Noten eines Akkords mit dem Plektrum oder Finger in einem durchgängi­gen Rhythmus gespielt.

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 ?? [1] www.de.wikipedia.org/wiki/Gitarrengr­iff; [2] www.chordbook.com/guitarchor­ds.php; [3] www.indiginus.com/files/GuitarChor­dVoicings.pdf ??
[1] www.de.wikipedia.org/wiki/Gitarrengr­iff; [2] www.chordbook.com/guitarchor­ds.php; [3] www.indiginus.com/files/GuitarChor­dVoicings.pdf

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