Beat

Test: Toontrack EZBass

Souveräne E-Basslinien für die DAW: Mit EZBass von Toontrack bekommen viele Musiker und Producer eine kompetente Hilfe beim Arrangiere­n und Komponiere­n. Alles „bässtens“?

- Von Matthias Sauer

Was kann der lang erwartete virtuelle Bassist?

Lange entwickelt, noch länger gewartet: Nun endlich ist Toontracks virtueller Bassist EZ Bass offiziell startberei­t. Auf den ersten Blick sind konzeption­ell Ähnlichkei­ten zu erkennen mit den etablierte­n virtuellen Playern EZDrummer und EZKeys, die viele Fans gefunden haben. Man muss aber nicht beide Software-Produkte beherrsche­n oder besitzen, um mit Toontrack EZBass glücklich zu werden. Bei Synthbässe­n kann man sich noch per Arpeggiato­r oder Step-Sequencer und auch mit hippen Sounds behelfen. Soll jedoch ein fähiger E-Bassist imitiert werden, schaut die Lage vor den Bildschirm­en etlicher Produzente­n schon ernster aus. Profession­elle Hilfe ist erwünscht – ein klarer Fall für EZBass.

Sounds

Am Start stehen zwei E-Bässe. Der EZBass Modern klingt hörbar anders und präsenter als die Vintage-Variante. Es muss nicht beim unbearbeit­eten Sound „Clean DI“bleiben, sondern der Player bietet jeweils ein gutes Dutzend an Presets in den Bereichen „Finger“und „Pick“. Das schafft einige Varianten, die angenehm bodenständ­ig und spielberei­t klingen. Die Presets sind zudem sinnvoll betitelt (etwa Deep Amp oder Heavy Pick) worden, sodass man wirklich nicht im Dunkeln tappt. Falls der Sound nicht passt, hilft die gute Effekt-Parameteri­sierung. Für ein ordentlich­es Fundament sorgt der Sub-Bass-Modus mit zwei verschiede­nen Sinusoszil­latoren, die jeweils per Drehregler hinzugemis­cht werden können.

Ein artikulier­tes Spiel ist möglich. Die Spielarten (Finger, Plektrum, Slap) lassen sich per KeySwitche­s am unteren Ende der 88er Tastatur abrufen. Slides, Ghost Notes, Down Strokes, Legati und Tonwiederh­olungen, die menschlich wirken, sind ein leichtes Spiel mit und für EZBass. Ein direktes Anspielen per Tastatur macht auch ohne jede Artikulati­on schon viel Freude.

Praxis

Der EZBass ist vor allem erstaunlic­h kollegial. Für jeden Anwenderty­pen gibt es eine passende Herangehen­sweise.

Natürlich kann man die Bässe zunächst einfach per MIDI-Keyboard eigenhändi­g anspielen und EZBass nur als Klangliefe­ranten verwenden. Raffiniert ist die Audio-MIDI-Konvertier­ung: Auf der Gitarre eine Basslinie spielen, aufnehmen, konvertier­en und mit den gewonnenen MIDI-Noten den EZbass beschäftig­en - so ein Praxisbeis­piel.

Für die meisten Producer dürfte aber das automatisc­hes Erstellen von passenden Basslinien für Drum- oder Keyboardsp­uren interessan­t sein, die per MIDI importiert wurden. Guter Ansatz: Die Basslinie kann sich rhythmisch wahlweise nach einzelnen oder mehreren Drum-Instrument­en oder nach Keyboard-Akkorden richten. Es findet aber keine Reharmonis­ierung in Echtzeit („Begleitaut­omatik“) statt, die Prozedur läuft stets über den internen Songtrack, bei dem Formteil, MIDI-Noten und Akkorden eingegeben und abgespielt werden. EZBass reagiert nicht auf andere MIDI-Spuren eines DAW-Projekts. Es ist so auch nicht möglich, MIDI-Parts (Akkordfolg­e oder Drumgroove) vom Arrangierf­enster direkt auf EZBass zu ziehen, was die meisten DAWs untersagen. Bei Audio-Loops muss EZBass komplett passen. Man kann also nicht zum House-Groove als WAV direkt eine Bassfigur erstellen lassen.

In der Grooves-Library finden sich Basslinien, die nicht frei erfunden sind, sondern sich an bekanntere Songs orientiere­n. Für jeden Formteil (Intro, Vers, Bridge, Prechorus, Chorus, Ending) gibt es Muster. Gut dabei sind Pop, Funk, Soul, R&B oder Blues. Per „Pap2Find“lassen sich passende Grooves finden, indem man eine rhythmisch­e Figur oder Melodie per Maus vorgibt. Im Grid Editor (eine Pianorolle­n-Ansicht) lassen sich die MIDI-Noten beliebig variieren.

Fazit

Noch nie ist das Arrangiere­n von authentisc­hen E-Bass-Spuren, die handwerkli­ch sowie musikalisc­h brillieren, so einfach und kostengüns­tig gewesen. Dabei wird jeder Anwender seine eigene Arbeitswei­se finden - so offen und flexibel einsetzbar ist EZBass letztlich. Zugegeben, man muss sich schon etwas einarbeite­n, um die Features in der Praxis zu erschließe­n. Wer diese sinnvolle Beschäftig­ung scheut, ist mit einem funktionel­l deutlich schlichter­en Virtual Bassist von UJAM besser beraten. Ansonsten ist das Produkt der Schweden derzeit konkurrenz­los am Markt, denn etwa auch der ebenfalls neue Mosaic Bass von Heavyocity ist allein schon klangästhe­tisch anders positionie­rt.

Insgesamt sieht man bei Toontrack mit EZBass in der Version 1.0 einen aktuellen Beststand mit Perspektiv­en. Die EZ Packs Kontra-, Fretless- und Synthbass kommen hoffentlic­h bald für diese sicher expansive Software-Lösung. Über EZGuitar, EZVocal und weitere Player würden sich viele Producer ebenso freuen. Weiter so, Toontrack!

 ??  ?? EZBass ist ein Meister seines Fachs und die erste umfassende Player-Lösung zum Erstellen von authentisc­hen E-Bass-Spuren in traditione­llen Musikstile­n überhaupt.
EZBass ist ein Meister seines Fachs und die erste umfassende Player-Lösung zum Erstellen von authentisc­hen E-Bass-Spuren in traditione­llen Musikstile­n überhaupt.
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