Test: Arturia OB-Xa
Die fotorealistische Oberfläche des neuesten Arturia-Plug-ins verspricht eine akribische Software-Nachbildung des legendären Oberheim OB-Xa. Doch weiß die Emulation auch klanglich zu überzeugen?
Überzeugende Oberheim-Emulation mit Extra-Features
Wer kennt ihn nicht, den legendären Oberheim OB-Xa, der in Songs von Queen, Prince, The Police, Billy Idol und vor allem Van Halens „Jump“Musikgeschichte geschrieben hat? Während das Hardware-Vorbild als vier-, sechs- und achtstimmige Version angeboten wurde, ist Arturias Emulation 16-stimmig spielbar. Dabei bildet das Plug-in die Synthesearchitektur im Detail nach.
Back to the 80s!
Die beiden Oszillatoren bieten die Wellenformen Sägezahn und Rechteck, die sich auch gleichzeitig aktivieren lassen. Bei der Software lässt sich alternativ die Dreieckswellenform anwählen. Die Oszillatorsynchronisation liefert die klassischen schneidenden Klänge, während mittels Crossmodulation metallische und disharmonische Sounds möglich sind, die an Ringmodulation erinnern. Auch die Pulsweitenmodulation klingt sehr musikalisch. Darüber hinaus ist ein Rauschgenerator an Bord. Bei dem Filter können Sie wie bei dem Vorbild zwischen dem obertonreichen 2-PolSEM-Filter und einem 4-Pol-Filter umschalten. Letztgenanntes eignet sich besonders für druckvolle Bass-Sounds. Ganz originalgetreu besitzt das Plug-in zwei ADSR-Hüllkurven und einen LFO. Moderner Komfort: Während man bei dem Oberheim OB-Xa das Gehäuse öffnen musste, um die Unisono-Parameter einzustellen, sind diese bei dem Plug-in auf der Bedienoberfläche zugänglich.
Extra-Features
Wie man es von Arturia gewohnt ist, hat sich der Hersteller es nicht nehmen lassen, seinem virtuellen OB-Xa einige spannende neue Features zu spendieren: einen erweiterten LFO, eine Vibrato-Sektion und einen einfachen, aber effektiven Arpeggiator. Breite Stereo-Sounds gefällig? Dreht man den Spread-Regler auf, erhöht sich der Versatz der Oszillatorstimmung, Filterfrequenz und LFO-Phase zwischen dem linken und rechten Kanal.
Unter der Haube
Richtig spannend wird es, wenn man das virtuelle Bedien-Panel aufklappt : Hier erwarten Sie eine Modulationsmatrix, vier Funktionsgeneratoren und eine Effektsektion. In der Matrix lassen sich die Modulationsquellen Velocity, Keytracking, Aftertouch, Modulationsrad sowie die Filterhüllkurve mit sechs beliebigen Syntheseparametern verknüpfen. Ein echtes Highlight ist die Modulation-Sektion: Hier können Sie mit vier Multisegmenthüllkurven komplexe Verläufe und lebendige Klangvariationen erzeugen. Die Hüllkurven können dabei auch als Hüllkurven, LFOs und Step-Sequenzer fungieren. Moduliert man die Lautstärke, sind zerhackte Rhythmen möglich, durch Modulation der
Filterfrequenz im Loop-Modus gelingen lebendige Grooves. Die Effektsektion ist bereits aus anderen Arturia-Synthesizern bekannt : Für drei Effekt-Slots stehen jeweils neun verschiedene Typen zur Auswahl. Neben Delay, Reverb und Modulationseffekten finden sich hier Overdrive, Bitcrusher, ein Kompressor und ein Multimode-Filter.
Synth-Klassiker im Plug-in-Format?
Analoge Standards wie kraftvolle Bässe, Unisono-Leads, üppige Flächen und Drones, expressive Brass-Sounds sowie lebendige Effektklänge sind für den OB-Xa V ein Kinderspiel. Dank des Arpeggiators und der umfangreichen Modulationsoptionen lassen sich dem virtuellen Oberheim auch hypnotische Sequenzen und rhythmische Texturen entlocken. Die Emulation klingt dabei etwas höhenreicher als ihr Vorbild, während das Original einen dumpferen und wuchtigeren Sound besitzt. Aufgrund der feinen Schwankungen der Stimmung der Oszillatoren und der übrigen Bauteile klingt ein echter OB-Xa noch etwas lebendiger und auch unberechenbarer. Mit geschickter Programmierung lässt sich dieses Klangverhalten allerdings erstaunlich originalgetreu nachbilden. Schade nur, dass das Plug-in nicht die Möglichkeit des Vintage-Vorbilds bietet, Split-Sounds aus zwei verschiedenen Klängen zu erzeugen.
Fazit
Arturias OB-Xa V fängt den kraftvollen und voluminösen Sound des Vintage-Synthesizers mit seinen charakteristischen Klangschwebungen überzeugend ein. Auch die Crossmodulation klingt ausgezeichnet. Neue Features machen das Plug-in dabei noch mächtiger und vielseitiger. So sind vor allem die gut klingenden Effekte und die flexiblen Modulationsmöglichkeiten eine echte Bereicherung. Mit einer skalierbaren Benutzeroberfläche, einem komfortablen Preset-Browser und einer History-Funktion sichert sich das Plug-in zudem Pluspunkte für einen hohen Bedienkomfort. Ein weiterer Gewinner aus dem Hause Arturia!