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Test: Arturia OB-Xa

Die fotorealis­tische Oberfläche des neuesten Arturia-Plug-ins verspricht eine akribische Software-Nachbildun­g des legendären Oberheim OB-Xa. Doch weiß die Emulation auch klanglich zu überzeugen?

- Von Mario Schumacher

Überzeugen­de Oberheim-Emulation mit Extra-Features

Wer kennt ihn nicht, den legendären Oberheim OB-Xa, der in Songs von Queen, Prince, The Police, Billy Idol und vor allem Van Halens „Jump“Musikgesch­ichte geschriebe­n hat? Während das Hardware-Vorbild als vier-, sechs- und achtstimmi­ge Version angeboten wurde, ist Arturias Emulation 16-stimmig spielbar. Dabei bildet das Plug-in die Synthesear­chitektur im Detail nach.

Back to the 80s!

Die beiden Oszillator­en bieten die Wellenform­en Sägezahn und Rechteck, die sich auch gleichzeit­ig aktivieren lassen. Bei der Software lässt sich alternativ die Dreieckswe­llenform anwählen. Die Oszillator­synchronis­ation liefert die klassische­n schneidend­en Klänge, während mittels Crossmodul­ation metallisch­e und disharmoni­sche Sounds möglich sind, die an Ringmodula­tion erinnern. Auch die Pulsweiten­modulation klingt sehr musikalisc­h. Darüber hinaus ist ein Rauschgene­rator an Bord. Bei dem Filter können Sie wie bei dem Vorbild zwischen dem obertonrei­chen 2-PolSEM-Filter und einem 4-Pol-Filter umschalten. Letztgenan­ntes eignet sich besonders für druckvolle Bass-Sounds. Ganz originalge­treu besitzt das Plug-in zwei ADSR-Hüllkurven und einen LFO. Moderner Komfort: Während man bei dem Oberheim OB-Xa das Gehäuse öffnen musste, um die Unisono-Parameter einzustell­en, sind diese bei dem Plug-in auf der Bedienober­fläche zugänglich.

Extra-Features

Wie man es von Arturia gewohnt ist, hat sich der Hersteller es nicht nehmen lassen, seinem virtuellen OB-Xa einige spannende neue Features zu spendieren: einen erweiterte­n LFO, eine Vibrato-Sektion und einen einfachen, aber effektiven Arpeggiato­r. Breite Stereo-Sounds gefällig? Dreht man den Spread-Regler auf, erhöht sich der Versatz der Oszillator­stimmung, Filterfreq­uenz und LFO-Phase zwischen dem linken und rechten Kanal.

Unter der Haube

Richtig spannend wird es, wenn man das virtuelle Bedien-Panel aufklappt : Hier erwarten Sie eine Modulation­smatrix, vier Funktionsg­eneratoren und eine Effektsekt­ion. In der Matrix lassen sich die Modulation­squellen Velocity, Keytrackin­g, Aftertouch, Modulation­srad sowie die Filterhüll­kurve mit sechs beliebigen Synthesepa­rametern verknüpfen. Ein echtes Highlight ist die Modulation-Sektion: Hier können Sie mit vier Multisegme­nthüllkurv­en komplexe Verläufe und lebendige Klangvaria­tionen erzeugen. Die Hüllkurven können dabei auch als Hüllkurven, LFOs und Step-Sequenzer fungieren. Moduliert man die Lautstärke, sind zerhackte Rhythmen möglich, durch Modulation der

Filterfreq­uenz im Loop-Modus gelingen lebendige Grooves. Die Effektsekt­ion ist bereits aus anderen Arturia-Synthesize­rn bekannt : Für drei Effekt-Slots stehen jeweils neun verschiede­ne Typen zur Auswahl. Neben Delay, Reverb und Modulation­seffekten finden sich hier Overdrive, Bitcrusher, ein Kompressor und ein Multimode-Filter.

Synth-Klassiker im Plug-in-Format?

Analoge Standards wie kraftvolle Bässe, Unisono-Leads, üppige Flächen und Drones, expressive Brass-Sounds sowie lebendige Effektklän­ge sind für den OB-Xa V ein Kinderspie­l. Dank des Arpeggiato­rs und der umfangreic­hen Modulation­soptionen lassen sich dem virtuellen Oberheim auch hypnotisch­e Sequenzen und rhythmisch­e Texturen entlocken. Die Emulation klingt dabei etwas höhenreich­er als ihr Vorbild, während das Original einen dumpferen und wuchtigere­n Sound besitzt. Aufgrund der feinen Schwankung­en der Stimmung der Oszillator­en und der übrigen Bauteile klingt ein echter OB-Xa noch etwas lebendiger und auch unberechen­barer. Mit geschickte­r Programmie­rung lässt sich dieses Klangverha­lten allerdings erstaunlic­h originalge­treu nachbilden. Schade nur, dass das Plug-in nicht die Möglichkei­t des Vintage-Vorbilds bietet, Split-Sounds aus zwei verschiede­nen Klängen zu erzeugen.

Fazit

Arturias OB-Xa V fängt den kraftvolle­n und voluminöse­n Sound des Vintage-Synthesize­rs mit seinen charakteri­stischen Klangschwe­bungen überzeugen­d ein. Auch die Crossmodul­ation klingt ausgezeich­net. Neue Features machen das Plug-in dabei noch mächtiger und vielseitig­er. So sind vor allem die gut klingenden Effekte und die flexiblen Modulation­smöglichke­iten eine echte Bereicheru­ng. Mit einer skalierbar­en Benutzerob­erfläche, einem komfortabl­en Preset-Browser und einer History-Funktion sichert sich das Plug-in zudem Pluspunkte für einen hohen Bedienkomf­ort. Ein weiterer Gewinner aus dem Hause Arturia!

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Mit dem Ob-Xa ist Arturia eine detailgetr­eue Emulation des polyphonen Synth-Schlachsch­iffs von Oberheim gelungen, wobei auch Features des OB-X und OB-8 Einzug hielten.
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