Beat

Desktop-Audio

- von Jan Wilking

Trotz kompakter Abmessunge­n und kleinem Preis bietet das USB-Audiointer­face großen Sound.

EVO 4 ist wirklich sehr kompakt, gerade einmal 14 cm breit und knapp 7 cm lang und hoch ist das Plastikgeh­äuse mit abgerundet­en Ecken und mit 360g ein Leichtgewi­cht. Mit knapp über 100 Euro Straßenpre­is belastet es auch das Konto nicht sonderlich.

Das USB-Audiointer­face bietet jeweils 2 Ein- und Ausgänge gleichzeit­ig. Die 24bit-Wandler erlauben bis zu 96 kHz, der Dynamikumf­ang ist mit 113 dB im profession­ellen Bereich. Die beiden Eingänge sind rückseitig als XLR/Klinke-Kombibuchs­en ausgelegt, hierüber können Sie Mikrofone- oder Line-Signale aufnehmen. Auf der Vorderseit­e gibt es neben dem Kopfhörera­usgang noch einen weiteren Eingang für Instrument­e wie E-Gitarre oder Bass. Er ist ebenfalls dem ersten Eingang zugeordnet und deaktivier­t automatisc­h den hinteren Eingang, sobald ein Kabel eingesteck­t wird. Das ist praktisch gelöst, so erspart man sich das Umstecken. Weniger praktisch fanden wir, dass der Kopfhörer über keinen eigenen Lautstärke­regler verfügt und bei eingesteck­tem Kabel die rückseitig­en Monitoraus­gänge deaktivier­t. Monitorbox­en und Kopfhörer gleichzeit­ig geht also nicht. Zudem muss man aufpassen und die Lautstärke herunterdr­ehen, bevor man das Kopfhörerk­abel herausnimm­t, da sonst direkt die Boxen losbrüllen. Da es aber bestimmt auch Nutzer gibt, die dieses automatisc­he Abschalten hilfreich finden, bewerten wir es nicht als Minuspunkt.

Die beiden Monitoraus­gänge auf der Rückseite sind als symmetrisc­he Klinkenbuc­hsen ausgelegt. EVO 4 ist class compliant, benötigt also keine speziellen Treiber und funktionie­rt auch an iOS-Devices (je nach Device mit zusätzlich­er Stromverso­rgung). Die Latenzen sind absolut praxistaug­lich.

Großer Pegelregle­r

Zentral auf der Oberseite angeordnet befindet sich das universale Bedienelem­ent in Form eines leicht gerasterte­n Endlos-Drehregler­s, der dank Metallbesc­hwerung einen sehr angenehmen Drehwiders­tand bietet. Er ist allerdings nicht mit dem Gehäuse verschraub­t, sollte also nicht zu brutal malträtier­t werden. Der Regler ist umgeben von einem Kranz aus 19 weißen LEDs, die den Pegel des ausgewählt­en Kanals anzeigen. Mit dem Regler passen Sie den Level der beiden Preamps, der Ausgänge und des Direct-Monitoring an, die Kanalwahl erfolgt über vier Taster. Über die Taster lassen sich auch Kanal 1 und 2 zu einem Stereokana­l verknüpfen und Kanäle stummschal­ten. Ein weiterer Taster dient zur Aktivierun­g der 48V-Phantomspe­isung für Mikrofone.

Gespannt waren wir auf die Smart-Gain-Funktion, die mit dem großen grünen Taster aktiviert wird. Sie soll eine intelligen­te Pegelanpas­sung erlauben. In der Praxis ist das aber unspektaku­lärer als erwartet. Smart Gain analysiert das Audiosigna­l für 12 Sekunden und passt die Lautstärke entspreche­nd an. Das ist nützlich bei Material mit überschaub­arem Dynamikumf­ang, wenn aber nach diesen 12 Sekunden noch lautere Passagen auftreten, fehlt Ihnen der Headroom und es kann zur Übersteuer­ung kommen. Da ist man dann mit der manuellen Einstellun­g im Endeffekt doch schneller auf der sicheren Seite. Leider bietet EVO 4 keinen Speicher für diese Einstellun­gen.

Per Software lässt sich noch ein Loopback-Kanal aktivieren, um z. B. den Ton aus Youtube-Videos in der DAW aufzunehme­n.

Profession­eller Klang

Klanglich hat uns die kleine Kiste nachhaltig beeindruck­t. Bei der Wiedergabe von Referenzst­ücken bot EVO 4 eine Räumlichke­it und Stereoweit­e, die durchaus mit deutlich teureren und größeren Audiointer­faces vergleichb­ar war. Auch die transparen­ten Höhen und der Detailreic­htum sucht man bei kompakten Interfaces dieser Preisklass­e meist vergebens. Der Bass ist trocken und präzise, auch wenn hier aufgrund der USB-Stromverso­rgung das letzte Quentchen Energie fehlt. Auch die Preamps überzeugen. Sie verrichten nüchtern, rauschfrei und ohne große Färbung oder Frequenzei­nbußen ihren Dienst. Bei pegelschwa­chen Mikrofone kommen sie allerdings an Ihre Grenzen.

Fazit

Kleines Interface, großer Sound! Es ist schon erstaunlic­h, was man aktuell für weniger als 200 Euro an Klangquali­tät in kompakter Form bekommt. Nachdem uns im letzten Monat das MOTU M2 mit profession­ellem Sound positiv überrascht hat, kontert das EVO 4 für einen noch günstigere­n Preis und muss sich nur in Sachen Verarbeitu­ng geschlagen geben. Praxisnahe Ausstattun­g, direkte Bedienung und vor allem der mehr als überzeugen­de Klang sowohl der Ein- als auch Ausgänge machen EVO 4 zu einer echten Empfehlung für das Desktop-Studio oder für unterwegs am Laptop oder iOS-Device.

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Der USB-C-Anschluss dient zur Verbindung mit dem Rechner und versorgt das Interface mit Strom.

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