Desktop-Audio
Trotz kompakter Abmessungen und kleinem Preis bietet das USB-Audiointerface großen Sound.
EVO 4 ist wirklich sehr kompakt, gerade einmal 14 cm breit und knapp 7 cm lang und hoch ist das Plastikgehäuse mit abgerundeten Ecken und mit 360g ein Leichtgewicht. Mit knapp über 100 Euro Straßenpreis belastet es auch das Konto nicht sonderlich.
Das USB-Audiointerface bietet jeweils 2 Ein- und Ausgänge gleichzeitig. Die 24bit-Wandler erlauben bis zu 96 kHz, der Dynamikumfang ist mit 113 dB im professionellen Bereich. Die beiden Eingänge sind rückseitig als XLR/Klinke-Kombibuchsen ausgelegt, hierüber können Sie Mikrofone- oder Line-Signale aufnehmen. Auf der Vorderseite gibt es neben dem Kopfhörerausgang noch einen weiteren Eingang für Instrumente wie E-Gitarre oder Bass. Er ist ebenfalls dem ersten Eingang zugeordnet und deaktiviert automatisch den hinteren Eingang, sobald ein Kabel eingesteckt wird. Das ist praktisch gelöst, so erspart man sich das Umstecken. Weniger praktisch fanden wir, dass der Kopfhörer über keinen eigenen Lautstärkeregler verfügt und bei eingestecktem Kabel die rückseitigen Monitorausgänge deaktiviert. Monitorboxen und Kopfhörer gleichzeitig geht also nicht. Zudem muss man aufpassen und die Lautstärke herunterdrehen, bevor man das Kopfhörerkabel herausnimmt, da sonst direkt die Boxen losbrüllen. Da es aber bestimmt auch Nutzer gibt, die dieses automatische Abschalten hilfreich finden, bewerten wir es nicht als Minuspunkt.
Die beiden Monitorausgänge auf der Rückseite sind als symmetrische Klinkenbuchsen ausgelegt. EVO 4 ist class compliant, benötigt also keine speziellen Treiber und funktioniert auch an iOS-Devices (je nach Device mit zusätzlicher Stromversorgung). Die Latenzen sind absolut praxistauglich.
Großer Pegelregler
Zentral auf der Oberseite angeordnet befindet sich das universale Bedienelement in Form eines leicht gerasterten Endlos-Drehreglers, der dank Metallbeschwerung einen sehr angenehmen Drehwiderstand bietet. Er ist allerdings nicht mit dem Gehäuse verschraubt, sollte also nicht zu brutal malträtiert werden. Der Regler ist umgeben von einem Kranz aus 19 weißen LEDs, die den Pegel des ausgewählten Kanals anzeigen. Mit dem Regler passen Sie den Level der beiden Preamps, der Ausgänge und des Direct-Monitoring an, die Kanalwahl erfolgt über vier Taster. Über die Taster lassen sich auch Kanal 1 und 2 zu einem Stereokanal verknüpfen und Kanäle stummschalten. Ein weiterer Taster dient zur Aktivierung der 48V-Phantomspeisung für Mikrofone.
Gespannt waren wir auf die Smart-Gain-Funktion, die mit dem großen grünen Taster aktiviert wird. Sie soll eine intelligente Pegelanpassung erlauben. In der Praxis ist das aber unspektakulärer als erwartet. Smart Gain analysiert das Audiosignal für 12 Sekunden und passt die Lautstärke entsprechend an. Das ist nützlich bei Material mit überschaubarem Dynamikumfang, wenn aber nach diesen 12 Sekunden noch lautere Passagen auftreten, fehlt Ihnen der Headroom und es kann zur Übersteuerung kommen. Da ist man dann mit der manuellen Einstellung im Endeffekt doch schneller auf der sicheren Seite. Leider bietet EVO 4 keinen Speicher für diese Einstellungen.
Per Software lässt sich noch ein Loopback-Kanal aktivieren, um z. B. den Ton aus Youtube-Videos in der DAW aufzunehmen.
Professioneller Klang
Klanglich hat uns die kleine Kiste nachhaltig beeindruckt. Bei der Wiedergabe von Referenzstücken bot EVO 4 eine Räumlichkeit und Stereoweite, die durchaus mit deutlich teureren und größeren Audiointerfaces vergleichbar war. Auch die transparenten Höhen und der Detailreichtum sucht man bei kompakten Interfaces dieser Preisklasse meist vergebens. Der Bass ist trocken und präzise, auch wenn hier aufgrund der USB-Stromversorgung das letzte Quentchen Energie fehlt. Auch die Preamps überzeugen. Sie verrichten nüchtern, rauschfrei und ohne große Färbung oder Frequenzeinbußen ihren Dienst. Bei pegelschwachen Mikrofone kommen sie allerdings an Ihre Grenzen.
Fazit
Kleines Interface, großer Sound! Es ist schon erstaunlich, was man aktuell für weniger als 200 Euro an Klangqualität in kompakter Form bekommt. Nachdem uns im letzten Monat das MOTU M2 mit professionellem Sound positiv überrascht hat, kontert das EVO 4 für einen noch günstigeren Preis und muss sich nur in Sachen Verarbeitung geschlagen geben. Praxisnahe Ausstattung, direkte Bedienung und vor allem der mehr als überzeugende Klang sowohl der Ein- als auch Ausgänge machen EVO 4 zu einer echten Empfehlung für das Desktop-Studio oder für unterwegs am Laptop oder iOS-Device.