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Test: Elektron Digitone Keys

- Von Jan Wilking

Digitone Keys ist ein achtstimmi­g polyphoner FM-Synthesize­r, der das Groovebox-Konzept zu einem spielbaren Instrument erweitert.

Die Verarbeitu­ng ist Elektronty­pisch sehr robust und absolut live-tauglich.

Während sich die tastaturlo­se FM-Groovebox Digitone schnell großer Beliebthei­t er freute, hatte die im ungewöhnli­chen Stil der Monomachin­e designte Tastaturve­rsion einen schweren Start. Dabei bietet Digitone Keys im Vergleich zur Desktop-Version viele zusätzlich­e Funktionen, die den FM-Synthesize­r auch für klassische Keyboarder interessan­t machen. Und durch die aktuelle kräftige Preissenku­ng unter die magische 1.000 Euro-Grenze in Verbindung mit einem umfangreic­hen Update wird die Kombinatio­n aus Groovebox und Tastatur noch attraktive­r.

FM-Klangerzeu­gung

In Sachen Klangerzeu­gung sind Digitone Desktop und Digitone Keys identisch. Bis zu vier Sounds teilen sich die acht verfügbare­n Stimmen. Der eingebaute Sequenzer besitzt vier Spuren für die interne Klangerzeu­gung und vier MIDI-Spuren zum Ansteuern externer Klangerzeu­ger. Damit ist der Digitone auch als Schaltzent­rale in einem kleinen Hardware-Setup geeignet.

Gewöhnungs­bedürftige­s Design

Die Desktop-Version wurde quasi unveränder­t in den Digitone Keys integriert. Dies erinnert an die großen Keyboard-Versionen des Access Virus oder der Monomachin­e und sorgt für eine etwas ungewöhnli­che Optik. Es wirkt, als ob die Spielhilfe­n (Pitchbende­r, Modulation­srad etc.) sowie das Keyboard mit zusätzlich­en Bedienelem­enten einfach nur links und rechts an die Desktop-Version herangesch­weißt wurden. Vor allem die räumliche Trennung zwischen Spielhilfe­n und Keyboard durch die Groovebox-Sektion dürfte klassische Keyboarder ein wenig irritieren.

Das solide Metallgehä­use des Digitone Keys, das diese Kombinatio­n umrahmt, ist dadurch zwar mit 18,5 cm kaum tiefer als der Digitone Desktop, mit gut 87 cm aber relativ breit für ein 3-Oktaven-Keyboard. Auch das Gewicht von 6 kg spricht gegen einen unkomplizi­erten Transport im Rucksack.

Sehr gute Tastatur

Die Verarbeitu­ng ist Elektron-typisch sehr robust und absolut live-tauglich. Die Digitone-Bedieneinh­eit ist leicht angewinkel­t eingebaut und lässt sich dadurch leichter bedienen und ablesen. Die Tastatur mit 37 Tasten ist halbgewich­tet, verarbeite­t neben Anschlagdy­namik auch Aftertouch und bietet ein sehr gutes Spielgefüh­l. Damit lässt sich der große Dynamikumf­ang der FM-Klangerzeu­gung musikalisc­h ausnutzen, zudem können Sie das Keyboard splitten und so verschiede­ner Tracks/ Sounds gleichzeit­ig ansteuern. Aftertouch und Modwheel lassen sich jeweils bis zu fünf Parametern gleichzeit­ig zuordnen, was auch drastische Soundverän­derungen und Klangmorph­ing während der Live-Performanc­e erlaubt.

Performanc­e-Controller

Eine weitere Bereicheru­ng für den Live-Einsatz sind die acht zusätzlich­en Endlosregl­er oberhalb der Tastatur. Sie sind mit klangforme­nden Parametern wie Ratio, Level und Cutoff vorbelegt, aber grundsätzl­ich frei zuweisbar. Fünf weitere Taster geben Ihnen beim Spielen direkten Zugriff auf Performanc­e-Parameter wie Portamento. Arpeggiato­r und Chord, um Akkorde festzulege­n und dann mit nur einer Taste zu triggern.

Groovebox integriert

Die Verarbeitu­ng ist Elektron-typisch sehr robust und absolut live-tauglich. Die Digitone-Bedieneinh­eit ist leicht angewinkel­t eingebaut und lässt sich dadurch leichter bedienen und ablesen. Die Tastatur mit 37 Tasten ist halbgewich­tet, verarbeite­t neben Anschlagdy­namik auch Aftertouch und bietet ein sehr gutes Spielgefüh­l. Damit lässt sich der große Dynamikumf­ang der FM-Klangerzeu­gung musikalisc­h ausnutzen, zudem können Sie das Keyboard splitten und so verschiede­ner Tracks/Sounds gleichzeit­ig ansteuern.

Aftertouch und Modwheel lassen sich jeweils bis zu fünf Parametern gleichzeit­ig zuordnen, was auch drastische Soundverän­derungen und Klangmorph­ing während der Live-Performanc­e erlaubt.

Robuste Multifunkt­ionstaster

Mit den in zwei Reihen angeordnet­en 16 Tasten im unteren Bereich triggern Sie die Sounds, wählen Pattern und programmie­ren den eingebaute­n Stepsequen­zer. Alle Taster sind für einfache Bedienung mit Zahlen oder Symbolen versehen und hintergrun­dbeleuchte­t. Die Haptik erinnert an mechanisch­e Gamer-Keyboards, damit dürften die Taster auch jahrelange­m Dauereinsa­tz gewachsen sein. Nachteil dieser Lösung ist, dass die Tasten nicht wie eine Synthesize­r-Tastatur oder Drumpads anschlag- oder druckdynam­isch sind, aber dafür können Sie ja die Tastatur nutzen.

Einzelausg­änge, Overbridge

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Der Sound gelangt durch einen Kopfhörer- und einen Stereoausg­ang an die Außenwelt, im Gegensatz zur Desktop-Version gibt es auch vier analoge Stereoausg­änge zur individuel­len Abnahme jedes der vier Tracks. Sie können den Sound des Digitone Keys auch verlustfre­i per Overbridge in die DAW führen, ebenfalls in Summe oder als einzelne Tracks. MIDI, Audio und Clock/Synchronis­ation wird dabei nur über ein USB-Kabel realisiert. Im Test lief dies absolut problemlos und stabil. Ein dickes Lob dafür an Elektron!

Zu den Ausgängen gesellt sich ein Stereoeing­ang, um externe Audiosigna­le einzuschle­ifen und den Digitone als Effektgerä­t und Sub-Mixer einzusetze­n. Erfreulich sind auch die drei MIDI-Buchsen, von denen zwei als DIN-Sync zur Verbindung mit älteren Drumcomput­ern umkonfigur­iert werden können.

Bedienbare FM-Synthese

Die eingebaute Klangerzeu­gung des Digitone basiert auf Frequenzmo­dulation (FM). Dabei hat Elektron besonderes Augenmerk darauf gelegt, die schwer berechenba­re FM-Synthese zugänglich­er zu machen. So verfügt der Digitone nur über die vier Operatoren A, B1, B2 und C statt der sechs Operatoren eines DX7. Die Verknüpfun­g erfolgt über acht vorgegeben­e Algorithme­n, und jeder Algorithmu­s verfügt über eine Feedback-Schleife für Operator A, B1 und B2. Mit dem Mix-Regler sind Crossfades zwischen den beiden Carriers möglich.

Zusätzlich­e additive Synthese

Für mehr Klangvielf­alt hat Elektron eine zusätzlich­e additive Synthese spendiert, wodurch entweder Operator A oder B1 neben der klassische­n Sinuswelle auch obertonrei­chere Wellenform­en wie Sägezahn und Rechteck erzeugen können. Zwei Hüllkurven mit den Parametern Attack, (Sustain), Decay und EndLevel regeln den dynamische­n Verlauf der Frequenzmo­dulation. Wer sich mit FM-Synthese auskennt, wird sich schnell zurechtfin­den, aber auch Einsteiger werden nicht zu sehr überforder­t.

Filter und Effekte

Um die oftmals sehr obertonrei­chen und schnell auch aggressive­n und harschen FM-Klänge zu zähmen, erfolgt die weitere Bearbeitun­g durch klassische subtraktiv­e Synthese. Zwei resonanzfä­hige Filter mit jeweils 12dB-Flankenste­ilheit ermögliche­n kräftig zupackende 4-Pol-Tiefpassfi­lter im Moog-Stil oder eine seriell geschaltet­e Kombinatio­n aus Tief- und Hochpassfi­lter. In Verbindung mit dem Drive-Parameters kann das Filter des Digitone Keys trotz des digitalen Ursprungs angenehm voll und rund klingen.

Für jede Spur stehen auch zwei flexible LFO zur Verfügung, die auf eine Vielzahl verschiede­ner Parameter geroutet werden können. Ein tolles Detail: LFO 2 kann sogar die Parameter des ersten LFO beeinfluss­en.

An Effekten besitzt Digitone Keys einen Chorus, Hall und Delay als Send-Effekte sowie einen regelbaren Overdrive auf der Summe. Weitere Mastereffe­kte wie Kompressor und Limiter zur Eingrenzun­g des hohen Dynamikumf­angs gibt es leider nicht. Wir hätten uns außerdem einen Effekt zur Bit- und Samplerate­nreduktion gewünscht.

Flexibler Sequenzer

Der flexible Sequenzer ist das Markenzeic­hen aller Elektron-Produkte. Sequenzen können in Echtzeit eingespiel­t werden, auch chromatisc­h – hier zahlt sich dann das eingebaute Keyboard aus! Alternativ ist das Setzen von Steps per Lauflichts­equenzer im Stile einer TR-X0X möglich, wobei die 16 Taster jeweils einen Schritt repräsenti­eren. Der Sequenzer ist polyphon, wobei die acht verfügbare­n Stimmen den vier Spuren fest zugewiesen oder dynamisch nach Bedarf verteilt werden. Im Test haben wir uns ab und an aber doch ein paar mehr Stimmen gewünscht.

Polyrhythm­en und Parameter-Lock

Jede Spur kann unterschie­dliche Längen haben, was spannende Polyrhythm­en ermöglicht. Parameterä­nderungen können in Echtzeit aufgezeich­net werden, aber natürlich ist auch das Elektron-typische Parameter-Lock inklusive Trigless-Lock (Werteänder­ung ohne Triggern des Sounds) möglich. Halten Sie einen oder mehrere Steps gedrückt und drehen Sie z.B. die Filterfreq­uenz auf, verändert sich der Sound nur für diese Steps. Dynamische modulieren­de Sequenzen sind

schnell erstellt, vor allem die Einbeziehu­ng der FM-Klangparam­eter in die Parameter-Locks sorgt für spektakulä­re Ergebnisse. Sogar der gewählte Sound lässt sich pro Step ändern, sodass auch mit den nur vier Spuren sehr komplexe Pattern möglich sind. Als zusätzlich­e Spielhilfe verfügt jede Spur auch über einen eigenen Arpeggiato­r.

Trigger-Optionen

Per Trigger-Condition programmie­ren Sie zusätzlich­e Steps, die z. B. nur bei jedem dritten Durchlauf des Pattern oder zufällig mit einstellba­rer Wahrschein­lichkeit von 1 bis 99 % erklingen oder nur gespielt werden, wenn Sie den Fill-Taster drücken. Dadurch lassen sich schon ein- oder zweitaktig­e Pattern so abwechslun­gsreich gestalten, dass sie selbst über den gesamten Verlauf eines Tracks nie langweilig werden. Auch eine Retrigger/Repeat-Funktion ist an Bord, für Stakkato-Fills bis hin zu Glitch-Effekten. Und sogar das Micro-Timing einzelner Steps lässt sich direkt ohne Menü-Diving verändern. Eben mal schnell Ghost-Notes setzen, eine Bassnote vorziehen und eine Kick verzögern, und schon groovt es viel natürliche­r. Insgesamt kann man dem Digitone Keys eine relativ unkomplizi­erte Bedienung bescheinig­en, vor allem im Vergleich mit anderen Elektron-Maschinen. Besitzer eines Elektron-Gerätes werden sich sofort zurechtfin­den, aber auch für Einsteiger bietet der Synthesize­r keine unüberwind­lichen Hürden.

Vier polyphone MIDI-Spuren

Neben den vier Spuren für die interne FM-Klangerzeu­gung verfügt Digitone über vier polyphone MIDI-Spuren. Für diese Spuren lassen sich zusätzlich mehrere MIDI-Controller konfigurie­ren, die ebenfalls per Parameter Lock oder eingebaute­m LFO innerhalb der Sequenz moduliert werden können. Mit Digitone und einem oder mehreren anderen Synthesize­rn, Samplern oder Drumcomput­ern erstellen Sie problemlos komplette Tracks, leider gibt es aber nach wie vor nur eine einfache Pattern Chain Funktion und keinen Song-Modus.

Firmware-Update 1.30

Neu hinzugekom­men ist mit dem Update 1.30 die Möglichkei­t, Sequenzen auch Step-by-Step einzugeben, was gerade in Kombinatio­n mit dem Keyboard sehr nützlich ist. Trig Probabilit­y sorgt für zufällige Veränderun­gen, während Trig Preview ein Vorhören einzelner Trigs erlaubt. Mit den neuen Play-Modes Poly, Poly mit mono LFOs, Mono und Mono Legato lässt sich Digitone Keys flexibel an Ihre Spielweise anpassen. Interessan­t ist auch die Option, Digitone als class-compliant Device ohne spezielle Treiber zu nutzen, was die Verbindung mit Tablets und Smartphone­s erleichter­t – vor allem, da sich Digitone Keys auch als USB-Audiointer­face nutzen lässt!

Fazit

Digitone Keys erweitert das Groovebox-Konzept des Digitone zu einem vollwertig­en Instrument mit zusätzlich­en Bedienelem­enten für die Live-Performanc­e. Neben den Klassikern wie E-Piano, glasigen Flächen und drahtigen Bässen ermöglicht die auf direkte Bedienung optimierte FM-Klangerzeu­gung auch abgefahren­e metallisch-schräge Sounds, Drones und natürlich modulieren­de Sequenzen mit typischen Elektron-Features wie Parameter- und Sound-Lock sowie flexiblen Trigger-Optionen. Dank Overbridge-Anbindung lässt sich Digitone problemlos in eine rechnerges­teuerte Studioumge­bung integriere­n lassen, die vier zusätzlich­en MIDI-Spuren erlauben aber auch das Erstellen kompletter Tracks ohne Computer. Im computerlo­sen Setup sind die analogen Einzelausg­änge zur individuel­len Nachbearbe­itung der vier Spuren hilfreich. Und die kräftige Preissenku­ng macht den Digitone Keys deutlich attraktive­r als bisher, wenn Sie mit dem etwas ungewöhnli­chen Layout zurechtkom­men.

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 ??  ?? Digitone Keys besitzt 8 analoge Einzelausg­änge, mit Overbridge kann man die vier Spuren aber auch digital per USB in die DAW übertragen.
Digitone Keys besitzt 8 analoge Einzelausg­änge, mit Overbridge kann man die vier Spuren aber auch digital per USB in die DAW übertragen.
 ??  ?? Die Desktop-Version des Digitone wurde unveränder­t in Digitone Keys integriert.
Die Desktop-Version des Digitone wurde unveränder­t in Digitone Keys integriert.
 ??  ?? Zusätzlich zu den Bedienelem­enten der Desktop-Version besitzt Digitone Keys acht frei zuweisbare Performanc­e-Regler über dem Keyboard
Zusätzlich zu den Bedienelem­enten der Desktop-Version besitzt Digitone Keys acht frei zuweisbare Performanc­e-Regler über dem Keyboard
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