Beat

Test: Zoom V6 Vocal Processor

- Von Jan Wilking

Das Effektgerä­t V6 ist als Bodentrete­r konzipiert und hat sich auf die Bearbeitun­g von Gesang spezialisi­ert, mit klarem Schwerpunk­t auf der Live-Performanc­e.

Der Gesangseff­ekt Zoom V6 will sich mit intuitiver, direkter Bedienung und einem neuartigen Expression-Pedal zur Formanten-Bearbeitun­g von der Konkurrenz absetzen. Das relativ kompakte Gehäuse ist zwar bis auf die Aluminium-Bodenplatt­e aus Plastik gefertigt, macht aber einen robusten Eindruck. Auch die 6 Fußschalte­r und das Pedal wirken stabil und dürften auch rauen Bühnenallt­ag überstehen. Die Regler und Schalter sind sehr flach und dadurch beim Transport und Gig gut geschützt, dafür fehlt es ein wenig an der Griffigkei­t. Im unteren Bereich ist die Memory/Looper-Abteilung angesiedel­t. Per Fußtaster wählen Sie zwischen 40 internen Werks-Presets oder den 100 Speicherpl­ätzen. Ein kleines Display im oberen Bereich des V6 zeigt das gewählte Preset an. Die Funktionen des Loopers sind rudimentär, auf Quantisier­ung oder Ähnliches müssen Sie verzichten. Dafür ist die Bedienung kinderleic­ht und die maximale Looping-Zeit mit 3:30 Minuten sehr großzügig gewählt.

Pitch- und Harmonieef­fekte

Das Eingangssi­gnal wird zunächst mit einer praktische­n Kombinatio­n aus Kompressor und Enhancer (EQ/De-Esser) zur weiteren Bearbeitun­g mit den Stimmen-Effekten optimiert. Zur Auswahl stehen 12 unterschie­dliche Stimmen-Effekte: Pitch-Correct, Unisono, Octave Up, Octave Down, Child, Deep, Talkbox, Vocoder, Whistle und Robot. Mit dem Adjust-Regler lässt sich ein vorgegeben­er Parameter steuern, der sich je nach Effekt unterschei­det. Leider ist es beim Vocoder nicht möglich, ein externes Carriersig­nal zu verwenden oder den internen Carrier per MIDI zu spielen. Die Pitchkorrk­ektur arbeitet wahlweise chromatisc­h oder in einer wählbaren Tonart. Die passende Tonart lässt sich mit einem eigenen Regler steuern, denn Zoom setzt beim V6 konsequent auf direkten Zugriff und verzichtet im Gegensatz zu Konkurrenz­produkten auf Menüsteuer­ung. Dieser KEY-Regler ist nicht ohne Grund genau zwischen den beiden Sektionen VOICE und HARMONY platziert. HARMONY fügt Ihrer Stimme

Harmoniest­immen hinzu, angepasst an die gewählte Tonart. Über fünf Taster aktivieren Sie neben dem Grundton die weiteren Stimmen, die Sie eine Quinte/ Sexte sowie eine Terz ober- und unterhalb des gesungenen Tons gesanglich begleiten. Die Harmoniest­immen lassen sich stufenlos Ihrer Stimme hinzumisch­en.

Hall, Delay & Co.

In der EFFECT-Sektion finden sich neben Hall, Delay und Chorus auch Verzerrer, Telefon-Effekt und Beat Box. Letzteres betont die Transiente­n und macht kurze tonale Laute druckvolle­r. Dies ist vor allem beim Beatboxing, also der Nachbildun­g von Drum-Grooves mit der Stimme, sinnvoll einsetzbar. Grundsätzl­ich lässt sich immer nur ein Effekt anwählen, Beat Box lässt sich also nicht Delay oder Hall kombiniere­n. Als Ausnahme gibt es eine Kombinatio­n aus Delay und Hall, eine durchaus übliche Konfigurat­ion für Gesangsspu­ren. Wie die VOICE-Abteilung verfügt auch EFFECT über einen Adjust-Regler, der einen vorgegeben­en Parameter des gewählten Effekts anpasst. Die Effekte sind zwar stereo ausgelegt, dies lässt sich aber nur über Kopfhörer genießen, da der Line-Ausgang des V6 nur mono ist.

Fußpedal, Mikrofon

Den Abschluss bildet das große Fußpedal, mit dem Sie direkten Einfluss auf die Formanten und damit die Stimmchara­kteristik nehmen können, ohne dass sich dabei die Tonhöhe ändert. Dies ist ein

Novum bei portablen Gesangseff­ekten und ermöglicht sowohl subtile als auch drastische Eingriffe in den Gesang. Sie können Ihre Stimme mit einer Fußbewegun­g weiblicher oder männlicher machen, aber auch in Richtung Mickey-Maus oder Darth Vader morphen. Schade, dass sich das Pedal nicht für andere Zwecke wie z. B. Vibrato nutzen lässt. Im Lieferumfa­ng befindet sich auch ein speziell auf das V6 abgestimmt­es Gesangsmik­rofon namens SGV-6. Das Besondere daran ist die Hyperniere­n-Richtchara­kteristik, die präzise auf den Sänger gerichtet ist, und Umgebungsg­eräusche ausblendet. Das ist praktisch und völlig ausreichen­d für den Bühneneins­atz.

Fazit

Zoom hat mit dem V6 ein interessan­tes Paket aus Gesangseff­ekt, Looper und Mikrofon geschnürt, das vor allem Straßenkün­stler und Bühnenmusi­ker bei ihrer Live-Performanc­e unterstütz­en kann. Der Bodentrete­r bietet eine gute Mischung aus konvention­ellen und ungewöhnli­chen Effekten, wobei das eingebaute Pedal neue Impulse zum etwas ausgelutsc­hten Extrem-Autotune-Effekt geben kann. Hinzu kommt eine direkte, intuitive Bedienung. Gewisse Einschränk­ungen bei der Klangquali­tät und der Latenz der Pitch-Effekte sind bei diesem Anwendungs­gebiet verschmerz­bar.

 ??  ?? Statt des mitgeliefe­rten Netzteils können unterwegs auch Batterien die Stromverso­rgung übernehmen.
Statt des mitgeliefe­rten Netzteils können unterwegs auch Batterien die Stromverso­rgung übernehmen.
 ??  ?? Mehr zum Thema
Mehr zum Thema

Newspapers in German

Newspapers from Germany