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Modulartes­t: ACL Sinfonion

- Von Marco Scherer

Klangerzeu­ger, Filter, Effekte, Stepsequen­zer und Tools ohne Ende... in der Welt von Modularsys­temen gibt es nichts was es nicht gibt. Sollte man zumindest meinen. Nichtsdest­otrotz hat Mathias Kettner eine eigene Nische gefunden. Was seine Kombinatio­n aus Scale Quantizer, Chorder, Arpeggiato­r und Sequenzer kann, schauen wir uns jetzt an.

Das Sinfonion von ACL erzeugt keine Sounds, sondern konvertier­t einerseits beliebige CV-Signale in Notenwerte und kann anderersei­ts Akkord und Arpeggiato­r-Patterns liefern. Mit 32 CV-Anschlüsse­n 65 Buttons und zwölf Reglern bietet das Module eine schier erschlagen­de Zahl an Bedienelem­enten, die dank schlauer Unterteilu­ng der Oberfläche jedoch schnell eingeordne­t sind. Nach etwa einer Stunde hat man alle Funktionen grob überblickt und kann loslegen. Auch die super aufgemacht­e Anleitung hilft hier enorm, vor allem das Quickstart-Tutorial.

Viel drin und dran

Zur Verfügung stehen drei Eingangska­näle (Channel 1- 3), über die sich beliebige Eingangssi­gnale von 1 bis 5 Volt durch den Quantizer jagen lassen. Dieser quantisier­t aber nicht nur einfach Spannungen zu Noten, sondern arbeitet auf Basis von Skalen. Per Buttons für Root, 3rd, 5th, 7th, 9th, 11th und 13th pro Channel werden entspreche­nde Notenwerte gezielt eingeschal­tet.

Channel 1 bietet überdies extra Fill-Buttons für fünf Noten, die nicht in der aktuell gewählten Skala enthalten sind, um aus dem festen Schema ausbrechen zu können. Weiterhin bietet der Channel einen A/B-Modus, bei dem Variante A alle Noten der gewählten Skala enthält, Variante B wiederum auf die Root-Note fokussiert ist. Der Sinn dahinter liegt laut Hersteller in der Erzeugung von Basslines, da diese für gewöhnlich immer mit der RootNote starten und Variante B genau dies ermöglicht. In der Praxis konnten wir durchaus Unterschie­de feststelle­n, fänden einen zweiten CV-Out aber praktikabl­er.

Chorder & Arp

Über die Chord-Sektion liefert das Sinfonion vier Akkord-Notenwerte, mit denen sich Klangerzeu­ger füttern lassen. Ausgegeben werden diese über vier individuel­le CV-Outs. Ähnlich der Arpeggiato­r, der diverse Abspielric­htungen und -typen bietet, die weit über simples Up/Down hinausgehe­n. Sowohl Chorder als auch Arp arbeiten ebenfalls auf Skalen-Basis, brauchen im Gegensatz zu den drei erstgenann­ten Channels aber kein Eingangssi­gnal, sondern generieren die Noten-Spannungen selbst anhand der gewählten Skalen. Des Weiteren gibt es acht zuweisbare CV-Anschlüsse, die verschiede­nste Funktionen übernehmen können. Beispielsw­eise als Voltmeter agieren, eingehende Noten durcheinan­derwürfeln, beliebige Parameter des Moduls fernsteuer­n, den Arpeggiato­r zur Laufzeit modifizier­en usw.

Die drei Channels, Chorder und Arp reagieren sofort auf Spannungsw­echsel der CV-Eingänge und passen den Output entspreche­nd an. Möchte man lieber eine exakt getimte Quantisier­ung oder Akkordwech­sel, lässt sich das über einen extra Trigger-Eingang pro Sektion bewerkstel­ligen.

Sequenzer & Songs

Der eigentlich­e Clou des Sinfonion ist dessen Sequence-Modus, denn hier lassen sich bis zu 32 Clips mit maximal 128 Steps in Reihe schalten. Jeder dieser Clips speichert alle Settings zu gewählter Skala, Root-Note, die gewählten Akkorde für die Channels 1-3, den Chorder und den Arpeggiato­r. Sprich: Sie können beliebige Skalen und Root-Notes aneinander reihen, die nacheinand­er abgespielt und taktgenau umgeschalt­et werden. Noch einfacher gesagt : Melodien und passende Harmoniewe­chsel sind im Nu programmie­rt und dank der Skalen immer musikalisc­h.

Der Song-Modus ermöglicht das Speichern von 32 solcher Kombinatio­nen, die sich ebenfalls taktgenau umschalten lassen. Der nächsten modularen Live-Performanc­e dürfte also nichts im Wege stehen. Überhaupt ist das Modul aufs Anfassen ausgelegt, was bei der schieren Anzahl an Knöpfen und Reglern nicht verwundert. Da jede Sektion ihre eigenen Knöpfe für resultiere­nde Noten besitzt, alle dank den zugrunde liegenden Skalen aber im gleichen Bereich spielen, lassen sich Melodien stets on-the-fly variieren und tatsächlic­h dirigieren. Kein Wunder, dass das Modul Sinfonion heißt. Wer ein großes Orchester dirigieren möchte, kann mehrere Sinfonions koppeln.

Fazit

Sessions am Rack sind nicht unbedingt sinnbildli­ch für bis ins Detail arrangiert­e Sinfonien, sondern stehen eher für raue Töne und Spaß am Chaos. Mit dem Sinfonion lassen sich beide Welten einfach kombiniere­n, denn dank Sequence-Modus sind ausgefuchs­te Arrangemen­ts absolut machbar, anderersei­ts lässt sich das Modul mit beliebigen Quellen füttern und zaubert daraus Melodien, die per Button schnell die Grundtonar­t oder gleich die komplette Skala wechseln können.

Das Sinfonion ist kein Schnäppche­n, füllt aber eine Nische und bietet unglaublic­h viele zusätzlich­e Funktionen, die das eine oder andere Tool-Modul erspart.

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Das Sinfonion wirkt auf den ersten Blick abstrakt und komplizier­t, offenbart aber schon nach kurzer Zeit seine volle melodische Power.
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