Modulartest: ACL Sinfonion
Klangerzeuger, Filter, Effekte, Stepsequenzer und Tools ohne Ende... in der Welt von Modularsystemen gibt es nichts was es nicht gibt. Sollte man zumindest meinen. Nichtsdestotrotz hat Mathias Kettner eine eigene Nische gefunden. Was seine Kombination aus Scale Quantizer, Chorder, Arpeggiator und Sequenzer kann, schauen wir uns jetzt an.
Das Sinfonion von ACL erzeugt keine Sounds, sondern konvertiert einerseits beliebige CV-Signale in Notenwerte und kann andererseits Akkord und Arpeggiator-Patterns liefern. Mit 32 CV-Anschlüssen 65 Buttons und zwölf Reglern bietet das Module eine schier erschlagende Zahl an Bedienelementen, die dank schlauer Unterteilung der Oberfläche jedoch schnell eingeordnet sind. Nach etwa einer Stunde hat man alle Funktionen grob überblickt und kann loslegen. Auch die super aufgemachte Anleitung hilft hier enorm, vor allem das Quickstart-Tutorial.
Viel drin und dran
Zur Verfügung stehen drei Eingangskanäle (Channel 1- 3), über die sich beliebige Eingangssignale von 1 bis 5 Volt durch den Quantizer jagen lassen. Dieser quantisiert aber nicht nur einfach Spannungen zu Noten, sondern arbeitet auf Basis von Skalen. Per Buttons für Root, 3rd, 5th, 7th, 9th, 11th und 13th pro Channel werden entsprechende Notenwerte gezielt eingeschaltet.
Channel 1 bietet überdies extra Fill-Buttons für fünf Noten, die nicht in der aktuell gewählten Skala enthalten sind, um aus dem festen Schema ausbrechen zu können. Weiterhin bietet der Channel einen A/B-Modus, bei dem Variante A alle Noten der gewählten Skala enthält, Variante B wiederum auf die Root-Note fokussiert ist. Der Sinn dahinter liegt laut Hersteller in der Erzeugung von Basslines, da diese für gewöhnlich immer mit der RootNote starten und Variante B genau dies ermöglicht. In der Praxis konnten wir durchaus Unterschiede feststellen, fänden einen zweiten CV-Out aber praktikabler.
Chorder & Arp
Über die Chord-Sektion liefert das Sinfonion vier Akkord-Notenwerte, mit denen sich Klangerzeuger füttern lassen. Ausgegeben werden diese über vier individuelle CV-Outs. Ähnlich der Arpeggiator, der diverse Abspielrichtungen und -typen bietet, die weit über simples Up/Down hinausgehen. Sowohl Chorder als auch Arp arbeiten ebenfalls auf Skalen-Basis, brauchen im Gegensatz zu den drei erstgenannten Channels aber kein Eingangssignal, sondern generieren die Noten-Spannungen selbst anhand der gewählten Skalen. Des Weiteren gibt es acht zuweisbare CV-Anschlüsse, die verschiedenste Funktionen übernehmen können. Beispielsweise als Voltmeter agieren, eingehende Noten durcheinanderwürfeln, beliebige Parameter des Moduls fernsteuern, den Arpeggiator zur Laufzeit modifizieren usw.
Die drei Channels, Chorder und Arp reagieren sofort auf Spannungswechsel der CV-Eingänge und passen den Output entsprechend an. Möchte man lieber eine exakt getimte Quantisierung oder Akkordwechsel, lässt sich das über einen extra Trigger-Eingang pro Sektion bewerkstelligen.
Sequenzer & Songs
Der eigentliche Clou des Sinfonion ist dessen Sequence-Modus, denn hier lassen sich bis zu 32 Clips mit maximal 128 Steps in Reihe schalten. Jeder dieser Clips speichert alle Settings zu gewählter Skala, Root-Note, die gewählten Akkorde für die Channels 1-3, den Chorder und den Arpeggiator. Sprich: Sie können beliebige Skalen und Root-Notes aneinander reihen, die nacheinander abgespielt und taktgenau umgeschaltet werden. Noch einfacher gesagt : Melodien und passende Harmoniewechsel sind im Nu programmiert und dank der Skalen immer musikalisch.
Der Song-Modus ermöglicht das Speichern von 32 solcher Kombinationen, die sich ebenfalls taktgenau umschalten lassen. Der nächsten modularen Live-Performance dürfte also nichts im Wege stehen. Überhaupt ist das Modul aufs Anfassen ausgelegt, was bei der schieren Anzahl an Knöpfen und Reglern nicht verwundert. Da jede Sektion ihre eigenen Knöpfe für resultierende Noten besitzt, alle dank den zugrunde liegenden Skalen aber im gleichen Bereich spielen, lassen sich Melodien stets on-the-fly variieren und tatsächlich dirigieren. Kein Wunder, dass das Modul Sinfonion heißt. Wer ein großes Orchester dirigieren möchte, kann mehrere Sinfonions koppeln.
Fazit
Sessions am Rack sind nicht unbedingt sinnbildlich für bis ins Detail arrangierte Sinfonien, sondern stehen eher für raue Töne und Spaß am Chaos. Mit dem Sinfonion lassen sich beide Welten einfach kombinieren, denn dank Sequence-Modus sind ausgefuchste Arrangements absolut machbar, andererseits lässt sich das Modul mit beliebigen Quellen füttern und zaubert daraus Melodien, die per Button schnell die Grundtonart oder gleich die komplette Skala wechseln können.
Das Sinfonion ist kein Schnäppchen, füllt aber eine Nische und bietet unglaublich viele zusätzliche Funktionen, die das eine oder andere Tool-Modul erspart.