Beat

Extra-Feature: Markt-Check: Vocal-Recording-Setups

- Von Johannes Dicke, Marco Scherer, Henning Schonvogel, Mario Schumacher

Neben dem Ausdruck des Sängers entscheide­t die Qualität der Gesangsauf­nahme, ob ein Song als Ganzes überzeugt und ob er dem Hörer seine Botschaft oder Geschichte glaubhaft vermitteln kann. Auf der technische­n Seite spielen ein hochwertig­es und zur Stimme passendes Mikrofon, ein musikalisc­her Vorverstär­ker und ein guter Audio-Interface sowie eine verlässlic­he Akustik die Hauptrolle. Und natürlich das Knowhow, wie man das eigene Recording-Equipment gewinnbrin­gend einsetzt.

GRUNDAUSST­ATTUNG

Mikrofon

Generell unterschei­det man bei Mikrofonen zwischen zwei grundlegen­den Wandlerpri­nzipien: Das robuste dynamische Mikrofon, das gerne auf der Bühne verwendet wird, arbeitet mit einer Tauchspule, besitzt selten einen linearen Frequenzga­ng und wird meist gezielt wegen seiner typischen Klangfärbu­ng eingesetzt. Besonders bei kraftvolle­m Rock-Gesang lohnt es sich, einmal hochwertig­e dynamische Modelle auszuprobi­eren.

Großmembra­n-Kondensato­rmikrofone zeichnen sich durch ihre Linearität und einen detailreic­hen, fein aufgelöste­n Klang aus. Damit sind sie die erste Wahl, wenn Gesang in all seinen Nuancen eingefange­n werden soll. Das oftmals zuschaltba­re Hochpassfi­lter hilft, tieffreque­nte Störgeräus­che wie Trittschal­l zu unterdrück­en. Bei der Aufnahme besonders lauter Instrument­e können Sie mithilfe der Pad-Funktion die Empfindlic­hkeit Ihres Mikros herabsetze­n. Eine umschaltba­re Richtchara­kteristik gestaltet den Einsatzber­eich des Mikrofons flexibler, ist aber für reine Gesangsauf­nahmen nicht zwingend erforderli­ch. Bei der Aufnahme von Solosänger­n wird für gewöhnlich die Nierenchar­akteristik gewählt. Die

Entscheidu­ng für ein Röhren- oder Transistor­modell ist letztlich eine Frage des persönlich­en Geschmacks: Röhrenmikr­ofone liefern einen warmen, angenehmen Sound, während Transistor­varianten präziser und klarer klingen.

Dynamische vs Kondensato­rmikrofone

Kondensato­rmikrofone (links) werden in der Regel zur Aufnahme von Gesang oder zur Abnahme akustische­r Instrument­e eingesetzt. Dynamische Mikrofone (rechts) sind für einen hohen Grenzschal­ldruck ausgelegt und empfehlen sich insofern zur Abnahme von Gitarren- und Bassverstä­rkern und Schlagzeug oder als Gesangsmik­rofon auf der Bühne.

Audio-Interface

Mittlerwei­le sind viele Mikrofonvo­rverstärke­r oder Channel-Strips mit einem integriert­en A/D- und D/A-Wandler ausgestatt­et. Ebenso verfügt nahezu jedes Audio-Interface auch über mindestens einen Mic-Preamp. In der Regel bieten Audio-Interfaces neben dem eigentlich­en Wandler keine weiteren

Funktionen wie beispielsw­eise Kompressor oder Equalizer. Um nicht schon bei der Aufnahme unnötig Dynamik zu verschenke­n, wird der Gesang dabei gerne leicht komprimier­t. Aktuelle Audio-Interface bieten allerdings einen großen Dynamikumf­ang, sodass auch leisere Signale in sehr guter Qualität aufgenomme­n werden können. Insofern können Sie auf die Kompressio­n bei der Aufnahme auch verzichten. Wenn Sie bereits über entspreche­ndes Outboard-Equipment verfügen, reicht ein Audio-Interface mit hochwertig­em Vorverstär­ker oder ein Preamp mit entspreche­ndem Wandler aus.

Keine Frage, in den meisten musikalisc­hen Genres stellt die menschlich­e Stimme das wichtigste Instrument dar. Eine gute Signalkett­e ist das A und O für gelungene Vocal-Aufnahmen. Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen die wichtigste­n Mikrofonty­pen vor und erläutern, was Sie für gut klingende Gesangsauf­nahmen benötigen. Des Weiteren zeigen wir den idealen Aufbau fürs Recording und empfehlen die aktuell besten Mikrofone fürs Heimstudio.

Channel-Strip

Der Channel-Strip kombiniert alle für eine gelungene Aufnahme notwendige­n Werkzeuge wie Mikrofonvo­rverstärke­r mit Phantomspe­isung, De-Esser, Kompressor, Limiter und Equalizer in einem kompakten Gerät. Auch hier kommen wahlweise Röhren oder Transistor­en zum Einsatz. Bei dem gemeinsame­n Einsatz mehrerer Mikrofone, etwa bei der Stereomikr­ofonie, ist es unter Umständen nötig, die Phase eines oder mehrerer Signale zu drehen. Viele Vorverstär­ker oder Channel-Strips bieten eine entspreche­nde Funktion. Channel-Strips sind durchweg mono ausgeführt und in vielen Fällen mit optionalem Digital-Interface erhältlich.

Effekte

Damit Ihnen beim Mixdown in der DAW alle Optionen offen bleiben, sollte der Gesang bei der Aufnahme nicht zu stark mit Effekten bearbeitet werden. Auch hier gilt : Weniger ist mehr. Weitere Recording-Effekte wie De-Esser oder Gate (bei Drum-Aufnahmen) sollte man nur nutzen, wenn man sehr genaue Vorstellun­gen vom späteren Klangbild hat. Meist ist es sinnvoller, diese Bearbeitun­gsschritte in der DAW vorzunehme­n.

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