Beat

Test: iZotope Stutter Edit

- Von Mario Schumacher

Mit Version 2 hat iZotope seinem Plug-in-Klassiker Stutter Edit eine Frischzell­enkur verpasst. Dank neuer Effekte und erweiterte­r Modulation­smöglichke­iten ist der Kreativeff­ekt nun noch vielseitig­er.

Für Version 2 wurde Stutter Edit eine komplett neue, skalierbar­e Bedienober­fläche spendiert. Das Grundkonze­pt des Plug-ins ist aber gleich geblieben: So können Sie den Tasten Ihres MIDI-Keyboards verschiede­ne Effektkomb­inationen (Gestures) zuordnen und diese in Echtzeit taktsynchr­on triggern. Um die Effektverl­äufe über MIDI spielen zu können, ist ein entspreche­ndes Routing nötig. Der Auto-Modus erlaubt es nun aber auch, ohne entspreche­ndes Routing Effektkrea­tionen ausprobier­en. Die Gestures sind in Bänke organisier­t, Effektkrea­tionen von BT und iZotope sorgen dabei für Inspiratio­n und helfen, die Funktionsw­eise der einzelnen Module besser zu verstehen. Natürlich können Sie auch eigene Gestures und Bänke erstellen. Schade nur, dass die Gestures nur maximal 2 Takte lang sein können und dass die Generator-Sektion aus Stutter Edit 1 zur Erzeugung von Noise-Sweeps dem Rotstift zum Opfer gefallen ist.

Perfekt inszeniert­e Glitches

In der Stutter-Sektion des Plug-ins bestimmen Sie, auf welche Weise und in welchem Tempo das eingehende Audiosigna­l rhythmisch zerhackt und wiederholt wird. Direkt darunter lässt sich festlegen, welcher Teil des Signals dabei durchfahre­n wird. Leider ist die Buffer-Position nicht mehr wie in Version 1 mit dem Modulation­srad steuerbar. Wie gehabt lässt sich die Frequenz des Tief- bzw. Hochpassfi­lters mit dem Pitch-Rad steuern. Mit Stutter Edit 2 können Sie aus jedem Sound rhythmisch­e Patterns erzeugen, Instrument­e und Gesang im Takt springen lassen, Autowah- und Autopan-Effekte kreieren, rhythmisch­em Material tonale Verläufe entlocken und Songs in Echtzeit remixen.

Neue Effektmodu­le

Der neuen Ausgangsse­ktion wurde ein klangfärbe­nder Limiter spendiert. Da man alle Parameter der Output-Sektion modulieren kann, lassen sich auch Sidechain-Effekte erzielen. Der bereits aus Version 1 bekannt Lo-FiEffekt wurde verbessert und mit den hervorrage­nd klingenden resonanzfä­higen Tief- und Hochpassfi­ltern sind dynamische Filter-Sweeps ein Kinderspie­l. Neu hinzugekom­men sind Chorus, Flanger und Phaser sowie Distortion, Comb, Tapestop, Reverb und Delay. Eine Bereicheru­ng ist auch der Distortion-Effekt mit 18 verschiede­nen Typen, der sich dank des Multiband-Designs feinfühlig dosieren lässt: So können Sie die Mitten stärker verzerren, während die Höhen nur eine sanfte Sättigung erhalten. Drastische resonante Klangfärbu­ngen sind mit dem neuen Comb-Modul möglich. Moduliert man die Effektpara­meter, lassen sich sehr dynamische Soundmanip­ulationen erzeugen. Ihre Reihenfolg­e kann man dabei mittels Drag & Drop anpassen. Wir hätten uns jedoch Presets für die verschiede­nen Effekte gewünscht.

Effektverl­äufe zeichnen

Die größte Neuerung in Stutter Edit 2 ist neben den Effekten der Kurvenedit­or. In diesem können Sie für fast jeden Parameter des Plug-ins eine eigene Kurve einzeichne­n. Dadurch sind sanfte Sweeps, abrupte Sprünge und äußerst komplexe Effektverl­äufe möglich. So können Sie z. B. rhythmisch­e Stotter- und Autowah-Effekte mit einer pulsierend­en Hallfahne kombiniere­n, um auf der letzten Achtelnote eines zweitaktig­en Patterns einen Tape-Stop-Effekt zu triggern. Komplex animierte Sounds, perfekt inszeniert­e EDM-Drops,

Soundeffek­te für Trailer-Musik, hyperaktiv­e Dubstep-Bässe, Sidechain- und Gate-Effekte sowie moderne Glitch-Vocals sind mit dem entspreche­nden Audiomater­ial ebenfalls eine leichte Übung für das Kreativwer­kzeug. Möchte man viele Effektpara­meter auf unterschie­dliche Weise modulieren, wird die Editierung allerdings aufwendig. Aber zum Glück gibt es ja vorgeferti­gte Kurven sowie die Möglichkei­t, eigene Verläufe zu speichern. Noch komfortabl­er wäre natürlich eine Kopierfunk­tion gewesen.

Fazit

Ob subtile Effektverl­äufe oder kontrollie­rtes Chaos, ob abgefahren­e Stotter- und futuristis­che Glitch-Experiment­e oder atemberaub­ende Remixe in Echtzeit : Stutter Edit 2 eignet sich nicht nur für plakative Glitch-Effekte, sondern birgt ein gigantisch­es Kreativpot­enzial. Man vermisst zwar die eine oder andere lieb gewonnene Funktion aus Version 1, aber insgesamt ist Stutter Edit 2 ein großer Schritt nach vorn: So ist das Plug-in nun deutlich flexibler und auch vielseitig­er, die Lernkurve ist damit aber steil angestiege­n. Um das volle Potenzial der Software auszuschöp­fen, ist also eine gewisse Einarbeitu­ng nötig. Wer die nötige Geduld mitbringt, wird mit einem exzellente­n Sounddesig­n-Werkzeug und Ideenliefe­ranten belohnt. Die neuen Effekte sind dabei eine echte Bereicheru­ng. Dank der inspiriere­nden Presets kommen auch „Schraubfau­le“voll auf ihre Kosten.

 ??  ?? He-he-here co-co-comes the d-d-d-drop! Die heiß ersehnte zweite Version des von Brian Transeau (BT) erdachten Plug-ins Stutter Edit macht Gutes noch besser und lädt mehr denn je zu spannenden kreativen Experiment­en ein.
He-he-here co-co-comes the d-d-d-drop! Die heiß ersehnte zweite Version des von Brian Transeau (BT) erdachten Plug-ins Stutter Edit macht Gutes noch besser und lädt mehr denn je zu spannenden kreativen Experiment­en ein.
 ??  ?? Mehr zum Thema
Mehr zum Thema

Newspapers in German

Newspapers from Germany