Test: iZotope Stutter Edit
Mit Version 2 hat iZotope seinem Plug-in-Klassiker Stutter Edit eine Frischzellenkur verpasst. Dank neuer Effekte und erweiterter Modulationsmöglichkeiten ist der Kreativeffekt nun noch vielseitiger.
Für Version 2 wurde Stutter Edit eine komplett neue, skalierbare Bedienoberfläche spendiert. Das Grundkonzept des Plug-ins ist aber gleich geblieben: So können Sie den Tasten Ihres MIDI-Keyboards verschiedene Effektkombinationen (Gestures) zuordnen und diese in Echtzeit taktsynchron triggern. Um die Effektverläufe über MIDI spielen zu können, ist ein entsprechendes Routing nötig. Der Auto-Modus erlaubt es nun aber auch, ohne entsprechendes Routing Effektkreationen ausprobieren. Die Gestures sind in Bänke organisiert, Effektkreationen von BT und iZotope sorgen dabei für Inspiration und helfen, die Funktionsweise der einzelnen Module besser zu verstehen. Natürlich können Sie auch eigene Gestures und Bänke erstellen. Schade nur, dass die Gestures nur maximal 2 Takte lang sein können und dass die Generator-Sektion aus Stutter Edit 1 zur Erzeugung von Noise-Sweeps dem Rotstift zum Opfer gefallen ist.
Perfekt inszenierte Glitches
In der Stutter-Sektion des Plug-ins bestimmen Sie, auf welche Weise und in welchem Tempo das eingehende Audiosignal rhythmisch zerhackt und wiederholt wird. Direkt darunter lässt sich festlegen, welcher Teil des Signals dabei durchfahren wird. Leider ist die Buffer-Position nicht mehr wie in Version 1 mit dem Modulationsrad steuerbar. Wie gehabt lässt sich die Frequenz des Tief- bzw. Hochpassfilters mit dem Pitch-Rad steuern. Mit Stutter Edit 2 können Sie aus jedem Sound rhythmische Patterns erzeugen, Instrumente und Gesang im Takt springen lassen, Autowah- und Autopan-Effekte kreieren, rhythmischem Material tonale Verläufe entlocken und Songs in Echtzeit remixen.
Neue Effektmodule
Der neuen Ausgangssektion wurde ein klangfärbender Limiter spendiert. Da man alle Parameter der Output-Sektion modulieren kann, lassen sich auch Sidechain-Effekte erzielen. Der bereits aus Version 1 bekannt Lo-FiEffekt wurde verbessert und mit den hervorragend klingenden resonanzfähigen Tief- und Hochpassfiltern sind dynamische Filter-Sweeps ein Kinderspiel. Neu hinzugekommen sind Chorus, Flanger und Phaser sowie Distortion, Comb, Tapestop, Reverb und Delay. Eine Bereicherung ist auch der Distortion-Effekt mit 18 verschiedenen Typen, der sich dank des Multiband-Designs feinfühlig dosieren lässt: So können Sie die Mitten stärker verzerren, während die Höhen nur eine sanfte Sättigung erhalten. Drastische resonante Klangfärbungen sind mit dem neuen Comb-Modul möglich. Moduliert man die Effektparameter, lassen sich sehr dynamische Soundmanipulationen erzeugen. Ihre Reihenfolge kann man dabei mittels Drag & Drop anpassen. Wir hätten uns jedoch Presets für die verschiedenen Effekte gewünscht.
Effektverläufe zeichnen
Die größte Neuerung in Stutter Edit 2 ist neben den Effekten der Kurveneditor. In diesem können Sie für fast jeden Parameter des Plug-ins eine eigene Kurve einzeichnen. Dadurch sind sanfte Sweeps, abrupte Sprünge und äußerst komplexe Effektverläufe möglich. So können Sie z. B. rhythmische Stotter- und Autowah-Effekte mit einer pulsierenden Hallfahne kombinieren, um auf der letzten Achtelnote eines zweitaktigen Patterns einen Tape-Stop-Effekt zu triggern. Komplex animierte Sounds, perfekt inszenierte EDM-Drops,
Soundeffekte für Trailer-Musik, hyperaktive Dubstep-Bässe, Sidechain- und Gate-Effekte sowie moderne Glitch-Vocals sind mit dem entsprechenden Audiomaterial ebenfalls eine leichte Übung für das Kreativwerkzeug. Möchte man viele Effektparameter auf unterschiedliche Weise modulieren, wird die Editierung allerdings aufwendig. Aber zum Glück gibt es ja vorgefertigte Kurven sowie die Möglichkeit, eigene Verläufe zu speichern. Noch komfortabler wäre natürlich eine Kopierfunktion gewesen.
Fazit
Ob subtile Effektverläufe oder kontrolliertes Chaos, ob abgefahrene Stotter- und futuristische Glitch-Experimente oder atemberaubende Remixe in Echtzeit : Stutter Edit 2 eignet sich nicht nur für plakative Glitch-Effekte, sondern birgt ein gigantisches Kreativpotenzial. Man vermisst zwar die eine oder andere lieb gewonnene Funktion aus Version 1, aber insgesamt ist Stutter Edit 2 ein großer Schritt nach vorn: So ist das Plug-in nun deutlich flexibler und auch vielseitiger, die Lernkurve ist damit aber steil angestiegen. Um das volle Potenzial der Software auszuschöpfen, ist also eine gewisse Einarbeitung nötig. Wer die nötige Geduld mitbringt, wird mit einem exzellenten Sounddesign-Werkzeug und Ideenlieferanten belohnt. Die neuen Effekte sind dabei eine echte Bereicherung. Dank der inspirierenden Presets kommen auch „Schraubfaule“voll auf ihre Kosten.