Nachgefragt:
Nachgefragt: Jan Hoeglund, Gründer und CEO von Audio Imperia.
Beat / Wie entstand die Idee zu Areia?
Jan / Areia entstand als logische Erweiterungslösung zu den Streichern, die wir für Jaeger aufgenommen hatten. Die Streicher für Jaeger waren ganz bewusst gewählt, um all das Basismaterial zu haben, um mit einer Library epische / hybride / orchestrale Musik schreiben zu können. Natürlich funktioniert Jaeger auch ganz toll für andere Genres und das gab uns den Anstoß, das Streicherkonzept von Jaeger entsprechend zu erweitern, um einfach in einer separaten Streicherbibliothek eine größere Flexibilität und umfangreichere Artikulationen anzubieten.
Beat / Wodurch setzt sich Areia von anderen Streicher-Librarys ab?
Jan / Areia hebt sich ganz besonders durch die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten ab. Wir haben den Aufnahmeraum für den fantastisch klaren, direkten, aber auch sehr geschmeidigen Sound ganz bewusst ausgewählt und das kann man in Areia ganz deutlich hören. Die Streicher können daher ganz ohne Probleme von sanft und geschmeidig bis zu laut und episch gehen. Wir haben die Basisartikulationen um ganz bestimmte zusätzlichen Spielweisen erweitert und die Library bietet eine unheimlich umfangreiche Palette an Möglichkeiten an. Der andere Bestandteil, der Areia sehr besonders macht, ist unsere Editierung und Programmierung. Anstatt den Fokus nur auf hervorragende Aufnahmen zu richten, achten wir auch besonders darauf, was mit den Samples der Library passiert. Die Kombination aus hervorragender Aufnahmequalität und hervorragender Sample-Bearbeitung und -Programmierung fügt sich zusammen in unserer Zielsetzung, realistisch klingende Sample-Librarys anzubieten, die unheimlich leicht zu benutzen sind.
Beat / Welche Features des Sample-Instruments findest du am spannendsten?
Jan / Ein wichtiger Bestandteil der eben genannten Zielsetzung ist unsere Sample-Start-Funktion. Diese erfüllt zwei Aufgaben: Zum einen wird gewährleistet, dass das Timing aller Samples übergreifend einheitlich ist. Zum anderen kann der Benutzer entscheiden, wie „loose“oder „tight“die Samples zum Click-Track sein sollen. Der Sample-Start eliminiert das Rätselraten, das man mit vielen anderen Librarys hat, und erlaubt zugleich volle Kontrolle über die Balance aus Spielbarkeit und Realismus. Die „Measured Tremolos“in Areia sind auch ein großer Schritt nach vorne. Ziel war es, Tremolos in einem Patch zu haben, die rhythmisch mit jedem DAW-Tempo funktionieren können, ohne dass dabei durch Time-Stretching Audioartefakte entstehen. Wir haben die Samples für die Measured Tremolos aus eingespielten Phrasen genommen. Mit dieser Art der Aufnahme klingen die Samples sehr einheitlich und realistisch, was gerade für diese Spielweise unheimlich wichtig ist.
Beat / Was waren die größten Herausforderungen bei dem Aufnahmeprozess?
Jan / Eine der größeren Herausforderungen ist, dass wir mittlerweile hauptsächlich „remote“aufnehmen und unser Team in drei, mit dem Aufnahmeort dann sogar manchmal vier, unterschiedlichen Zeitzonen sind. Glücklicherweise haben wir Jahre an Erfahrung mit Aufnahmen, es ist also ein rein logistischer Faktor.
Beat / Wie wurden die Pad-Sounds von Areia erzeugt?
Jan / Die Pads wurden von unserem Sounddesigner Bryan Leach erstellt, komplett aus Material von den Aufnahmen für Areia. Bryan hat ein besonders gutes Ohr für gute Klänge, besonders im Bereich der granularen Synthese. Die Pads sind also eine Erweiterung des gleichen Materials, lediglich „sound designed“. Einfach fantastisch, da die Pads und der Klangcharakter der Streicher unheimlich homogen klingen und gut zusammenpassen.
Beat / Hast du Tipps, wie man mit Orchester-Librarys besonders authentische Ergebnisse erzielt?
Jan / So viele Liveaufnahmen von Orchestermusik wie möglich hören: Konzerte, Opern, Filmmusik, etc.! Bei echten Orchesteraufnahmen passiert so viel - da sind so viele Details, die man leicht vergisst, wenn man mit Samples arbeitet. Das Ohr entsprechend zu trainieren, macht da einen ganz wichtigen Unterschied, um das gleiche Hörgefühl in einem Mockup mit Orchester-Sample-Bibliotheken zu reproduzieren. Eine Funktion wie der Sample-Start kann da ein ganz schlagkräftiges Werkzeug sein.