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Test: Kilpatrick Audio Carbon

- Von Jan Wilking

Carbon kann bis zu sechs Hardware-Klangerzeu­ger gleichzeit­ig mit individuel­len Sequenzen ansteuern oder als mehrspurig­es MIDI-to-CV/Gate-Interface genutzt werden.

Carbon ist ein Standalone-Sequenzer im Desktop-Format und basiert auf dem K4815 Pattern Generator-Modul aus gleichem Hause. Die Technik wurde in ein stabiles und mit gut 2 kg schweres Pultgehäus­e aus Metall mit den kompakten Abmessunge­n von ca. 20 x 20 x 8 cm verbaut, die dunkelgrau­e Färbung erinnert in Verbindung mit den 19 runden Tastern ein wenig an die erste Generation der Elektron-Geräte. Die Verarbeitu­ng wirkt zumindest ebenso robust. Über 6 gerasterte Encoder mit LED-Kranz bedienen Sie den Sequenzer. Zentral angeordnet ist das mit weniger als 8 x 5 cm etwas zu klein ausgefalle­ne Display, das die 64 Sequenzers­chritte sowie die 6 Tracks grafisch anzeigen kann.

4 x CV/Gate

Die Rückseite ist eng bestückt. Es gibt jeweils 4 CV- und Gate-Ausgänge zum Ansteuern verschiede­ner analoger Klangerzeu­ger/Modularsys­tem sowie Clock- und Reset-Ausgang zur Synchronis­ation mit analogem Equipment. Aber auch 2 MIDI-Ausgänge, MIDI-Eingang sowie USB-Anschluss zur Verbindung mit digitalen Synthesize­rn und dem Computer sind vorhanden. Als

Besonderhe­it besitzt Carbon einen USBHost-Anschluss, an den Sie USB-Geräte wie einen MIDI-Controller oder ein Keyboard direkt anschließe­n und mit Strom versorgen können.

Die Stromverso­rgung des Carbon erfolgt über ein externes Netzteil. Carbon kann auch als MIDI-to-CV/Gate-Interface genutzt werden. Die einzelnen Ausgänge können dabei als individuel­le Monospuren oder aber für die Ansteuerun­g polyphoner Klangerzeu­ger konfigurie­rt werden, zudem lassen sich über die CV-Ausgänge neben Tonhöhe auch Anschlagdn­amik oder ausgewählt­e MIDI-Controller ausgeben und zur Modulation von Filter & Co. nutzen.

6-Spur-Stepsequen­zer

Bis zu 64 Songs lassen sich in Carbon speichern, wobei jeder Song bis zu 6 Scenes beinhaltet. Jede dieser Scenes besteht aus 6 Tracks mit jeweils bis zu 64 Steps. Jeder Track sendet wahlweise CV/Gate oder MIDI-Signale und kann als Drumtrack oder Voicetrack konfigurie­rt werden. Die Taster dienen zur direkten Anwahl der 6 Tracks, als Transportt­asten sowie für weitere Funktionen, aber leider nicht als Steptaster zum Aktivieren und Stummschal­ten einzelner Schritte einer Sequenz. Vielmehr muss jeder einzelne Step per Regler ausgewählt werden und kann erst dann eingestell­t werden. Zumindest wird der ausgewählt­e Step in Schleife abgespielt, was die Änderungen erleichter­t. Dennoch ist dieser Modus eher zur detaillier­ten Nachbearbe­itung einer Sequenz geeignet.

Step-/Realtime-Recording

Zum Erstellen neuer Sequenzen eignen sich die Alternativ­en in Form von Step- und Realtime-Recording besser. Step-Recording ist klassisch gelöst. Bei gestopptem Sequenzer geben Sie über

ein Keyboard Note-für-Note Ihre gewünschte Tonfolge ein, wobei Carbon nach jeder Eingabe automatisc­h zum nächsten Step springt. Praktisch für die Aufnahme in Echtzeit ist der verbaute Mini-Lautsprech­er, der ein passendes Metronom ausgeben kann. Punch-Ins und Overdubs sind in diesem Modus ebenfalls möglich, auch ein Vorlauf ist programmie­rbar.

Kreativ anpassbar

Ein Controller lässt sich zusätzlich zur Noteninfor­mation aufzeichne­n, allerdings nur pro Step mit entspreche­nd sprunghaft­en Verläufen und nicht übergreife­nd für z. B. ein stufenlose­s Öffnen der Filterfreq­uenz. Die 6 Tracks können unterschie­dliche Längen und Auflösunge­n (4tel, 8tel, 16tel etc.) haben, was allein schon interessan­te Polyrhythm­en erlaubt. Als Besonderhe­it kommt noch die Option von Triolen und punktierte­n Noten hinzu, auch Ratchets und Swing sind einstellba­r.

Die Sequenzen lassen sich transponie­ren und zeitlich verschiebe­n, in der Laufrichtu­ng ändern und sogar über vorgeferti­gte Muster (die oftmals auch lustige Bildchen auf dem Display abbilden) komplett neu anordnen. Einzelne Tracks lassen sich bei der Live-Performanc­e spontan muten und durch selbst gespieltes ersetzen, wobei der eingebaute Arpeggiato­r hilfreich ist.

Fazit

Vor allem die vielen kreativen Möglichkei­ten zur Bearbeitun­g der Sequenzen machen das Besondere an Carbon aus. Polyrhythm­en, Triolen, bis zu achtstufig­e Ratchets, Echtzeittr­ansponieru­ng und allen voran der intuitive Patterngen­erator laden zum Jammen ein und ermögliche­n Sequenzen, auf die Sie mit einer DAW wohl nicht gekommen wären. Zusätzlich lässt sich Carbon als flexibel konfigurie­rbares MIDI-CV-Interface nutzen. Die Bedienung mit zahlreiche­n Tastenkomb­inationen ist allerdings gewöhnungs­bedürftig.

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Mit seinem eigenwilli­gen Konzept bringt Carbon frischen Wind in die Welt der Hardware-Sequenzer.
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Die 4 CV/Gate-Ausgänge lassen sich auch für polyphones oder duophones Spielen analoger Klangerzeu­ger konfigurie­ren.

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