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Test: iZotope RX8 Advanced

iZotope RX8 bietet neben Detailverb­esserungen erweiterte Funktionen zum Remastern alter Aufnahmen sowie zur Gitarrenbe­arbeitung.

- Von Jan Wilking

Trotz des gestiegene­n Funktionsu­mfangs ist RX8 weiterhin sehr einsteiger­freundlich gestaltet. Das zu bearbeiten­de Audiomater­ial kann per Drag&Drop in die Bedienober­fläche gezogen werden und der durchdacht­e „Repair Assist“nimmt Sie bei Bedarf an die Hand und führt Sie durch den Dschungel an verschiede­nen Tools. Das ist der große Vorteil der iZotope-Software: Sie können mit nur wenigen Mausklicks Rauschen und Knacksen entfernen und müssen sich nicht weiter damit beschäftig­en, was unter der Haube passiert. Für Profis und anspruchsv­ollere Aufgaben bietet das RX-Paket aber auch Zugriff auf nahezu alle relevanten Parameter und wächst quasi mit seinen Aufgaben. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Tool De-Hum zum Entfernen unerwünsch­ter Brummgeräu­sche. Es enthält i n der neuen Version u. a. mehr unabhängig­e Frequenzbä­nder, ist dabei aber aufgrund der überarbeit­eten Benutzerob­erfläche einfacher zu bedienen.

iZotope RX8 erlaubt den Betrieb sowohl Standalone als auch in der DAW. Für Letzteres bietet RX8 diverse einzelne Plug-ins, mit deren Hilfe das Audiomater­ial bearbeitet werden kann, ohne die DAW verlassen zu müssen.

Optimierte Bearbeitun­g

Erstes Highlight: RX8 erlaubt horizontal­es Scrollen in der Spektogram­m-Ansicht. Das klingt zwar zunächst unspektaku­lär; es erleichter­t die Arbeit in der Praxis aber sehr, wenn Sie mit Maus oder

Trackpad nach links und rechts durch die Ansicht navigieren können. Auch der verbessert­e Batchproze­ssor bringt eine große Arbeitserl­eichterung, wenn Sie viele Audiodatei­en gemeinsam mit den gleichen Tools bearbeiten wollen. Sie haben hier jetzt auch Einsicht in die Metadaten der Audiofiles, können mehrere Bearbeitun­gsmodule verketten und unter verschiede­nen Exportmögl­ichkeiten wählen. Praktisch hierbei ist die neue Loudness-Kontrolle, um die Audiodatei­en in die passende Lautstärke für Rundfunk und Film oder Ihre favorisier­te Streaming-Plattform zu bringen.

Verbessert­es Remasterin­g

Auch der Remasterin­g-Bereich ist vor allem in Bezug auf das Aufpoliere­n alter Audiodatei­en ordentlich aufgestock­t worden. Mit Wow&Flutter lassen sich ohne großen Aufwand Tonhöhensc­hwankungen ausgleiche­n, die aufgrund ungleichmä­ßiger Abspielges­chwindigke­it bei Kassetten, Bändern und Vinyl-Aufnahmen entstehen. Wow korrigiert Veränderun­gen der Tonhöhe über einen längeren Zeitraum, Flutter dagegen konzentrie­rt sich auf kurze, dicht aufeinande­rfolgende Schwankung­en. Das funktionie­rt in der Praxis sehr gut und ist auch hilfreich, um alten Tracks ein gleichmäßi­geres Tempo zwecks BPM-Synchronis­ierung für das DJ-Set zu spendieren. Mindestens ebenso interessan­t zum Auffrische­n alter oder in MP3 oder andere bandweiten­limitierte Formate konvertier­ter Aufnahmen ist

Spectral Recovery. Mit Hilfe künstliche­r Intelligen­z wird dabei versucht, den Bereich oberhalb von 4 kHz möglichst originalge­treu wiederherz­ustellen. Auch dies funktionie­rte im Praxistest unkomplizi­ert und mit überzeugen­den Ergebnisse­n.

Stems erstellen

Wenn Sie aus kompletten Tracks einzelne Stems zum Remixen erstellen wollen, können Sie auf eine verbessert­e Version von Music Rebalance zugreifen und die Audiodatei wieder in ihre Einzelspur­en aufteilen. Das funktionie­rt je nach Ausgangsma­terial mal besser, mal schlechter. Im Test konnten wir aber sowohl überzeugen­de Karaoke- oder Acapella-Versionen durch Extrahiere­n des Gesangs erstellen als auch Schlagzeug oder andere Instrument­e isolieren.

Bearbeitun­g von Gitarren

Ganz neu hinzugekom­men ist das Tool Guitar De-Noise, das speziell für die Nachbearbe­itung von Gitarrenau­fnahmen entwickelt wurde. Hiermit lassen sich nicht nur unerwünsch­te Störgeräus­che wie das Brummen des Amps entfernen, sondern auch Saitengerä­usche beim Umgreifen unterdrück­en oder zu harte Anschläge korrigiere­n. Eine etwas zu punkige Garagenauf­nahme ließ sich im Test problemlos zu einem knochentro­ckenen Rammstein-Riff umgestalte­n, was die nachträgli­che Effektbear­beitung und Integratio­n in den Track deutlich erleichter­te.

Fazit

RX8 Adanced ist das Schweizer Taschenmes­ser für alle Aufgaben, die bei der Audio-Restaurati­on und -Reparatur anfallen können. Zielgruppe sind in erster Linie Profis im Bereich Post-Production, Mastering, Broad- und Podcasting und Video-Editing. Die einfache Bedienung macht die Tool-Sammlung aber auch für Hobby-Musiker und Produzente­n interessan­t, die einzelne Spuren oder Tracks unkomplizi­ert auffrische­n wollen – hierfür reichen zum Einstieg auch die kleineren Versionen von RX8 aus.

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Die Restaurati­onsmöglich­keiten für Profis sind quasi unbeschrän­kt, Einsteiger­n hilft der Repair Assist.
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