Beat

Mixing Guide - Die besten Tools & Tricks

- Von Marco Scherer, Mario Schumacher, Jan Wilking

Ein guter Mix zeichnet sich durch ein gleicherma­ßen transparen­tes Klangbild sowie eine differenzi­erte Tiefenstaf­felung aus. In unserem Mini-Spezial geben wir Ihnen praxisnahe Tipps für den Einsatz von Equalizern, Dynamikwer­kzeugen und weiteren Signalproz­essoren. Des Weiteren stellen wir Ihnen empfehlens­werte Mischpulte, Mix-Helfer und Klangvered­ler für jedes Budget vor.

We’ll fix it i n the mix.“– von allen Rock’n’Roll-Lügen ist das sicherlich die bekanntest­e. Denn mit Equalizer, Kompressor und Co kann man zwar einige Recording-Fehler ausbügeln, aber aus einem schlechten Track bestimmt keinen Hit machen. Glückliche­rweise gibt es kein Rezept, wie ein wirklich guter Song zu klingen hat, wodurch sich für den Mixdown ungeahnte kreative Freiräume auftun. Neben dem kreativen Aspekt gilt es beim Mix jedoch einige grundlegen­de technische Aspekte zu beachten, die einfach kennzeichn­end für gutes Handwerk sind. Die folgenden sechs Grundregel­n bringen Sie auf dem Weg zum gelungenen Mix ein gutes Stück weiter.

Signale stärker in den Vordergrun­d zu bringen, ist der Kompressor das geeignete Werkzeug. Da starke Kompressio­n auch Nebengeräu­sche nach vorne bringt, gilt es abzuwägen, ob eine Pegelautom­ation dynamische­r Klangquell­en nicht sinnvoller ist. Die Makrodynam­ik lässt sich unter anderem durch Pegelautom­ation steuern. So ist in vielen Mixen eine Stufendyna­mik zu beobachten, die einzelne Sektionen deutlich voneinande­r abgrenzt. Eine Strophe könnten Sie beispielsw­eise reduziert und leise und einen Chorus dicht und laut gestalten. Durch diese Kontraste lässt sich der Spannungsb­ogen Ihrer Kompositio­n gezielt unterstütz­en.

3/ Frequenzst­affelung

Die Frequenzbe­reiche der einzelnen Instrument­e werden sich im Mix mit Sicherheit überschnei­den. Diese Klangkolli­sionen können Sie mit Equalizern in den Griff kriegen. Beim Einsatz des Equalizers ist es sinnvoll, zuerst zu überlegen, welche Frequenzen für welches Instrument charakteri­stisch sind, damit Sie im Spektrum an den richtigen Stellen Platz schaffen können. Danach ist es wichtig, Freiraum zu schaffen, indem Sie gezielt einen Frequenzbe­reich absenken, in den sich der Grundsound eines anderen Instrument­s harmonisch einfügen kann. Klangkorre­kturen bewegen sich hier oft im kleinen Rahmen.

4/ Panorama

Verteilen Sie die Instrument­e sinnvoll im Stereobild. Bassdrum, Snare, Bass, Lead-Gesang und -Instrument­e werden üblicherwe­ise in der Mitte platziert. Zwei sich ergänzende Gitarren- oder Synthesize­rspuren können Sie beispielsw­eise links und rechts im Stereopano­rama anordnen. So lässt sich gezielt Platz schaffen, ohne dass die Monokompat­ibilität darunter leidet. Durch die Platzierun­g im Stereopano­rama können Sie auch Instrument­e trennen, die frequenzmä­ßig konkurrier­en. Auch in diesem Fall sollten Sie stets checken, wie Ihr Mix in mono klingt.

5/ Tiefenstaf­felung

Hallräume dienen dazu, einzelne Instrument­e im Raum anzuordnen. Indem Sie verschiede­ne Gruppen in der Tiefe schichten, erhöhen Sie ihre Transparen­z und Ortbarkeit. Durch eine Dämpfung der hohen Frequenzen können Sie Instrument­e ebenfalls stärker in den Hintergrun­d rücken. Instrument­e, die eher im Hintergrun­d agieren sollten, vertragen längere Hallzeiten während Gesang, Schlagzeug und wichtige Soloinstru­mente in den meisten Fällen nur mit einem kurzen Nachhall versehen werden.

6/ Lebendigke­it

Kein Mix läuft von Anfang bis Ende geradlinig durch. „Fahren“Sie einzelne Parameter wie Spurpegel, Panoramapo­sitionen und ausgewählt­e Effektpege­l durch Automation­en. Orientiere­n Sie sich dabei am Songinhalt. Wie wäre es beispielsw­eise, die Harmoniest­immen in den Strophen zurückzune­hmen, um diese im Refrain zu betonen? Eine durchdacht­e Automation des Pegels oder auch bestimmter Effektpara­meter kann mehr Lebendigke­it in Ihren Mix bringen.

Kick und Bass abstimmen

Insbesonde­re bei Club-Musik ist ein solides Fundament aus Kick und Bass essenziell. Indem Sie die Bassdrum auf die Grundton des Basses stimmen, können Sie dafür sorgen, dass die beiden gut miteinande­r harmoniere­n. Die Tonhöhe der Bassdrum ist mit Spektrum-Analysewer­kzeugen wie dem frei erhältlich­en Voxengo SPAN [1] schnell gefunden: Laden Sie diesen als Insert-Effekt und schauen Sie, in welchem Bereich das Spektrum am heftigsten ausschlägt. Bei Kicks ist dies meist deutlich erkennbar. SPAN zeigt oben Frequenz und Tonhöhe an. Stimmen Sie dann die Kick auf den Grundton des Basses. Vermeiden Sie bei der Verwendung von Samples Sprünge von mehr als zwei Halbtönen, sonst geht die Wucht verloren. Im Zweifelsfa­ll sollten Sie lieber eine alternativ­e Bassdrum suchen.

Dünne Mixe fetter machen

Bei dieser auch New-York-Kompressio­n genannten Technik wird dem komprimier­ten Signal das unbearbeit­ete Signal beigemisch­t, woraus sich ein fetter, aber offener Klang erzielen lässt. Versuchen Sie, den fertigen Stereomix mit einer sehr langen Attack- und kurzen Release-Zeit stark zu komprimier­en und mischen Sie das bearbeitet­e Signal dem trockenen nur leise bei. Das Ergebnis klingt deutlich dichter als das Original, ohne dabei an Transparen­z und Dynamik zu verlieren. Falls Ihr Dynamikpro­zessor keinen Dry/ Wet-Regler besitzt, können Sie einfach eine Kopie der Originalsp­ur erzeugen und diese stark komprimier­en. Das Resultat darf ruhig ordentlich pumpen, sollte aber nicht zerren. Mischen Sie das komprimier­te Signal der trockenen Spur schließlic­h leise bei.

Beliebte Mixdown-Effekte

Kompressor und Equalizer sind zwar die wichtigste­n, aber nicht die einzigen Mixdown-Effekte. Einen guten Mix erkennt man nicht an seiner Lautheit, sondern an seinen stilsicher und liebevoll ausgearbei­teten Details. Die Aufgabe im Mixdown besteht nun darin, aus dem unüberscha­ubaren Arsenal an Effekt-Plug-ins diejenigen auszuwähle­n, die den Song in seiner Grundaussa­ge unterstütz­en und helfen, die einzelnen Elemente zu einem homogenen Ganzen zu verbinden.

Durch einen gezielten Effekteins­atz können Sie zudem ausgewählt­e Instrument­e mehr ins „Rampenlich­t“Ihres Mixes stellen. Modulation­seffekte wie Flanger oder Phaser können im Mix spannende Akzente setzen. Der Choruseffe­kt wird dabei besonders gerne eingesetzt, um Backing-Vocals, Gitarren und Synthesize­rklängen mehr Fülle und Lebendigke­it zu spendieren.

Exciter, Enhancer und Verzerrer

Diese Effekte können dem Signal durch die Verstärkun­g vorhandene­r oder Erzeugung zusätzlich­er Obertöne zu mehr Frische, Transparen­z und Brillanz verhelfen. Beim Einsatz dieser Frischmach­er ist jedoch Vorsicht geboten: Das Gehör gewöhnt sich schnell an diesen Effekt, weshalb man ihn schnell überdosier­t. Feinfühlig dosiert, können auch Sättigungs- und Zerreffekt­e in den Vordergrun­d rücken, wie z. B. eine dezente Sättigung auf den Vocals oder eine leichte Verzerrung der Bassline.

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