Beat

Modular-Kurztests

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Das Team der portugiesi­schen Modulschmi­ede ADDAC System steht auf raue Sounds, das haben wir beim Testen des Gotharman’s Röhrenfilt­er bereits erfahren dürfen. Mit dem Triple Bandpass Filter begibt man sich scheinbar auf dezentere Pfade. Jedoch nur scheinbar, denn das Modul basiert zwar nicht auf Röhren, bietet dafür aber eine Distortion-Vorstufe pro Band. Aber fangen wir vorne an...

Das ADDAC603 besteht aus drei identische­n Bandpass-Filtern mit Reglern für Gain, Frequenz, Bandbreite, Feedback und Ausgangsla­utstärke, sowie einem Switch für die Flankenste­ilheit, wahlweise 6 dB oder 12 dB. Feedback arbeitet über dreivierte­l des Reglerwegs dezent und haut auf dem letzten Viertel wahnsinnig rein, sodass hier einerseits Vorsicht geboten ist, anderersei­ts aber schmatzig-brachiale Sounds drin sind bzw. raus kommen.

Gain lässt sich per Kippschalt­er auf den Faktor x3 für sachte Verstärkun­g oder x100 für derbst verzerrte Resultate justieren. Mittels eines weiteren Switches wird die Phase umgekehrt oder das Filterband komplett stumm geschaltet. Insgesamt ist der Platz für die Switches etwas eng bemessen, denn man kann sie fast nicht umschalten, ohne die direkt daneben platzierte­n Regler zu bewegen. Dies ist keine große Sache, bei live orientiert­er Nutzung muss man aber extrem aufpassen. Immerhin haben gerade beim Gain kleine Änderungen schon große Auswirkung­en.

Da die drei Bänder auch individuel­le Outs bieten, arbeiten sie wahlweise seriell oder parallel. Frequenz, Bandbreite und Lautstärke bieten CV-Eingänge zwecks Modulation, ebenso die Ausgangsla­utstärke für das trockene Signal. Letztere arbeitet im Verbund beispielsw­eise mit einem schnellen LFO bis in den hörbaren Bereich, sodass per Amplituden­modulation nochmals dreckigere Sounds entstehen können. Ähnliches gilt für die Filterfreq­uenz, denn auch diese kann bei schnellen Modulation­en alles von derbem FM-Sound bis hin zu Bitcrusher-Effekten liefern.

Soweit die technische­n Details. Bei unserem Test war unsere Begeisteru­ng zu Beginn noch recht verhalten, denn ein sauberes Signal aus den Filtern zu bekommen, bedarf genauer Justierung der Einund Ausgangsla­utstärken. Lässt man wiederum von dem Gedanken ab, jegliche Verzerrung vermeiden zu wollen, fängt der Spaß erst richtig an. Alleine die Gain-Vorstufen machen aus jedem noch so braven Klang ein gewaltiges Brett. Dabei braucht es nicht mal einen echten Klangerzeu­ger, schon allein das Einschleif­en eines Patchkabel­s mit dem Stecker zwischen den Fingern erzeugt genug Brummen, um mit den Distortion-Einheiten Rabatz zu machen. Unter dem QR-Code zum Test finden Sie einige Audiobeisp­iele dazu.

Doch das Modul klingt nicht immer nur brachial und dreckig, sondern durchaus groovy. Spätestens wenn Hüllkurven und LFOs beginnen, die Parameter zu modulieren, kommt richtig Leben in die Bude. Gitarren und Basslines sind im Nu um eine Prise Funk ergänzt und dank gleich drei enthaltene­r Filter mit regelbarer Bandbreite sind auch gezielte Eingriffe ins Frequenzsp­ektrum machbar.

Fazit

Das Modul erfindet Filter nicht grundlegen­d neu, klingt aber wahlweise neutral bis grob und ist dank der dreifachen Distortion-Einheiten auch weit mehr als nur ein Filter. Schon alleine mit nur einem LFO als Modulator dazu lassen sich mit dem VC Triple Bandpass Filter die wahnwitzig­sten Sounds generieren. Einzig die Modulation des Feedback-Weges wäre eine noch schöne Sache gewesen.

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