Desktop-Audio
Der Nachfolger des limitierten JU-06 besitzt zusätzlich zur 106-Nachbildung auch eine Emulation des legendären Juno-60 und zahlreiche weitere Verbesserungen.
Als Roland vor einigen Jahren mit der Boutique-Serie die Nachbauten der Synthesizer-Klassiker Jupiter-8, Juno-106 und JX-3P präsentierte, waren die Meinungen geteilt. Vor allem die Miniaturisierung sowie die digitale Klangerzeugung (die dennoch nur vier Stimmen liefern konnte) schreckte viele Käufer ab. Und der Preis schien für so ein vermeintliches Spielzeug auch zu hoch. So ereilte die Boutique-Serie ein ähnliches Schicksal wie die legendäre TB-303. Die Händler setzten einige Zeit nach Verkaufsstart zum Abverkauf der limitierten Boutique-Synthesizer an und senkten dabei teils drastisch die Preise. Aber kaum waren die Regale leer und keine Neuware mehr verfügbar, zogen die Gebrauchtmarktpreise plötzlich an. Vor allem der Klon des Juno-106 namens JU-06 erzielte plötzlich locker den doppelten Neupreis! Wenig verwunderlich hat Roland deshalb auch genau diesem Modell eine Rundumerneuerung spendiert. Neben Detailverbesserungen bietet der JU-06A ein besonderes Highlight in Form einer zusätzlichen Emulation des nicht weniger beliebten Juno-60, der im Original mittlerweile schon Gebrauchtpreise von 2.000 Euro aufwärts erzielt.
Detailgetreue Nachbildung
Der JU-06A arbeitet mit rein digitaler Technik, die eine originalgetreue Nachbildung analoger Schaltkreise verspricht. In Bezug auf das äußere Design entspricht der JU-06A im Prinzip den anderen Synthesizern und Drumcomputern der Boutique-Serie und bildet die Originale in verkleinerter Form ab. Mit Abmessungen von 300 x 128 x 49 mm und einem Gewicht von rund einem Kilogramm inkl. Batterien ist die kleine Metallkiste nicht nur solide, sondern auch durchaus portabel ausgefallen. Batteriebetrieb und eingebauter Mini-Lautsprecher unterstützen dies noch.
Zum Mini-Keyboard aufrüstbar
Der JU-06A ist kompatibel mit dem optional erhältlichen Boutique-Dock DK-01 und dem Mini-Keyboard K-25m. Vor allem die Kombination mit dem Keyboard ist interessant, denn so wird aus dem JU-06A ein praktischer kleiner Synthesizer mit klappbarer Bedienfront. In dieser Kombination fällt dann auch gleich eine weitere Neuerung auf, nämlich der Verzicht auf Modulationsrad und Pitchbender. Beim JU-06 konnte man dafür die beiden Touchstrips auf der linken Seite des Desktop-Gehäuses nutzen, die beim JU-06A aber ersatzlos weggefallen sind. Der dadurch frei gewordene Platz wurde von Roland aber sinnvoll genutzt für Spielhilfen, die in der Praxis einen mindestens genauso großen Nutzen haben dürften.
Akkord-Speicher, Arpeggiator
Zum Einen gibt es hier drei neue Keyboard-Funktionen, die per individuellen Tastern aktiviert werden. Drei rote LEDs zeigen den aktuellen Status an und beugen so auch auf dunklen Bühnen Fehlbedienungen vor. Hold hält die gespielten Tasten auch bei Loslassen, was insbesondere in Kombination mit dem Arpeggiator interessant ist. Chord aktiviert eine Akkord-Funktion. Damit können Sie einen beliebigen Akkord greifen und speichern und anschließend mit nur einer Taste wiedergeben. 16 Speicherplätze stehen hierfür zur Verfügung, direkt abrufbar über die Steptaster im unteren Bereich. Bei aktiver Note-Taste können Sie diese untere Tastenreihe auch als einfaches Keyboard benutzen und so den Synthesizer ohne angeschlossene Tastatur spielen.
Rechts daneben befindet sich der beim JU-06 noch so arg vermisste Arpeggiator. Er lässt sich zwischen den Abspielrichtungen Hoch, Runter sowie Hoch-Runter umschalten und das Arpeggio kann über eine, zwei oder drei Oktaven laufen. Auch das spezielle Verhalten des Arpeggiators des Juno-60, das sich vor allem auf die Notenlänge auswirkt, kann als Alternative ausgewählt werden.
Fader, MIDI-Controller
Die Bedienelemente entsprechen in Form und Layout den Originalen, aber natürlich in verkleinerter Form. Aufgrund der etwas eingeschränkteren Klangerzeugung kommt der JU-06A hierbei mit 17 Fadern aus. Im Gegensatz beispielsweise zum JP-08 oder SE-02 ist die Bedienung daher trotz der begrenzten Platzverhältnisse auf der Oberfläche auch für Menschen mit größeren Händen durchaus brauchbar und ermöglicht sogar ein relativ kontrolliertes Schrauben auf der Bühne. Die hintergrundbeleuchteten Taster für DCO-Oktavlage und Wellenform sind gut zu treffen. Auch der passende Resonanzwert des Filters, der für viele der einzigartigen Sounds des Juno-60 verantwortlich ist und bei dem bereits kleine Abweichungen den Klang verändern, lässt sich mit dem kleinen Fadern überraschend genau einstellen.
Alle Regler senden und empfangen MIDI-Controller, sie können also munter schrauben und dies auf einer MIDI-Spur in der DAW aufzeichnen und auch nachbearbeiten. Es gibt sogar einen speziellen Modus, in dem Sie den JU-06A als Controller für die Plug-ins aus der Roland-Cloud nutzen können. Die interne Klangerzeugung ist dann deaktiviert.
USB-Audio/MIDI-Interface
Bis auf den Clock-Eingang, der eine Synchronisation von Sequenzer und Arpeggiator mit analogem Equipment wie einem Drumcomputer erlaubt, befinden sich alle Anschlüssen auf der Rückseite.
Neben den Miniklinke-Anschlüssen für den Lineund Kopfhörerausgang mit kleinem Volumeregler hat Roland auch einen Mix-Eingang eingebaut, über den Sie externe Signale (z.B. einen Drumcomputer wie die TR-09) unkompliziert auf den Ausgang durchschleifen können. Noch schöner wäre es natürlich gewesen, wenn der Eingang in die Klangerzeugung vor dem Filter oder zumindest vor den Effekten eingeschleift werden würde, dies ist aber leider nicht der Fall.
Zur Verbindung mit MIDI-Equipment dienen zwei DIN-Buchsen. Der Micro-USB-Anschluss übernimmt neben der Stromversorgung auch die Kommunikation mit einem Computer. Hierüber werden nicht nur MIDI-Signale ausgetauscht, sondern der JU-06A kann auch als Audio-Interface mit 44,1 oder 96 kHz Auflösung arbeiten. Dies kennen wir bereits von den anderen Boutiques, und es macht den kleinen Desktop-Synthesizer zu einem gern gesehenen Partner für Laptop-Nutzer.
Zwei Synthesizer in einem
Die Klangerzeugung ist schnell überblickt und entspricht wie bereits ausgeführt Juno-60 und Juno106, die beide identisch aufgebaut sind. Deshalb bot sich auch eine Kombination in einem Gerät an. Trotz des gleichen Aufbaus klingen die Originale aber durchaus unterschiedlich, jeweils mit speziellen Stärken. Der Juno-60 hat mit niedriger Masterclock und diskretem Aufbau den wärmeren, runderen Vintage-Klang, der Juno-106 ist dagegen etwas sauberer im Klang.
Ein DCO mit Sub
Der JU-06A verfügt über einen Oszillator mit den Wellenformen Rechteck mit einstellbarer Pulsweite und Sägezahn. Für einen volleren Klang lässt sich die Rechteckwelle in der Pulsweite durch den LFO oder die Hüllkurve modulieren (PWM), zudem können beide Wellenformen gleichzeitig aktiviert werden. Hinzu kommt ein Suboszillator, der eine Rechteckwelle wahlweise eine oder zwei Oktaven tiefer hinzufügt und so für ausreichendes Bassfundament sorgt. Die Tonhöhe des Oszillators besitzt einen Tonumfang von 16‘ bis 4‘ und ermöglicht sowohl tiefe Bässe als auch hohe Arpeggios. Für Perkussives ist der stufenlos beimischbare Rauschgenerator nützlich.
Erweiterter LFO
Der LFO wurde gegenüber dem Original um einige Wellenformen erweitert und bietet in der Neuauflage neben Dreieck, Rechteck, aufsteigendem sowie absteigendem Sägezahn auch zwei Zufallsvarianten. Der LFO kann zum Tempo synchronisiert werden und frei laufen oder bei jedem Tastenanschlag neu starten. Letzteres ist vor allem bei Filtermodulation praktisch, da bei Nutzung einer Random-Wellenform bei jeder neuen Note einer Sequenz das Filter mit einem zufälligen Wert geöffnet oder geschlossen wird. Der LFO kann neben der Filterfrequenz auch die Tonhöhe und Pulsweite des Oszillators modulieren.
Überzeugende Filter-Emulation
Sägezahn, Rechteck und Suboszillator lässt sich noch ein Rauschgenerator hinzumischen. Das Ergebnis wandert zunächst in ein statisches Hochpassfilter ohne Resonanz, mit dem sich der Bassbereich ausdünnen lässt. Dies kann insbesondere bei mehrstimmigen Pad-Sounds sinnvoll sein. Es folgt ein 24dB-Tiefpassfilter mit dem typischen Roland-Klang. Das Filter kann cremig-weich klingen, aber auch ordentlich zuschnappen. Es dünnt auch bei hoher Resonanz wenig aus und ist damit perfekt für knackige, runde Bässe geeignet ist. Ohnehin ist der Resonanzparameter ein wichtiger Faktor beim Klang und für die Beliebtheit der Originale mitverantwortlich, denn hiermit lassen sich sehr schöne harmonische Verzerrungen und