STUDIO AKUSTIK VON ABHÖRE BIS DÄMMUNG SO KLINGT JEDES STUDIO OPTIMAL
Desktop- oder Heimstudios sind in den meisten Fällen alles andere als akustisch optimal, was eine objektive Beurteilung eines Mixes enorm erschwert. Doch wie lassen sich die häufigsten akustischen Probleme wie Reflexionen in den Griff bekommen, wie Schwächen des Raumes finden? Im Spezial zeigen wir Ihnen nicht nur, wie Sie die Raumakustik optimieren, sondern auch, welche Monitoring-Lösungen am besten zum Raum und Ihrem Workflow passen und wie Module und Boxen ideal platziert werden.
Wer sich heutzutage sein eigenes Heimstudio einrichtet, tut dies in der Regel in Räumen, die noch weitere, meist übergeordnete Funktionen erfüllen müssen. Sei es nun die Studioecke im Arbeitszimmer oder das Desktopstudio auf dem Schreibtisch im Schlafzimmer – überall muss man hinsichtlich Platzbedarf und Raumklang Kompromisse machen. In der Praxis sind die meisten Räume rechtwinklig, da diese Bauform einerseits die kostengünstigste ist und andererseits eine universelle Nutzbarkeit gewährleistet. Akustisch gesehen ist diese Raumform zum Produzieren, Anhören und Beurteilen von Musik aber wenig sinnvoll. Denn starke Reflexionen an den Wänden, stehende Wellen oder dominante Raumresonanzen führen zu einer klanglichen Verfälschung des Audiomaterials.
So versucht man meist, den Mix an die negativen Eigenschaften des Raumes anzupassen und nicht – was weitaus sinnvoller wäre – den Raum akustisch zu optimieren, sodass ein guter Mix möglich wird. Faktisch produziert man also in einer solchen Abhörsituation zur Raumakustik komplementäre Klangfehler, die dazu führen, dass die Mischung in einer akustisch neutralen Umgebung meist ziemlich „daneben“klingt. Für ein halbwegs ernsthaftes Arbeiten an der eigenen
Musik ist es daher unerlässlich, eine akustische Umgebung zu schaffen, die realistisches Hören, Mixen und Produzieren erlaubt. Die wesentlichen Aufgaben sind dabei:
• Kontrolle stehender Wellen
• Reduktion unerwünschter Reflexionen • Reduktion der Raumresonanz
• Minderung von Hörbeeinträchtigungen
Das Problem
Üblicherweise treten in Studioräumen allgemein eine Menge akustischer Phänomene gleichzeitig auf, die den Klangeindruck an der Abhörposition beeinträchtigen. Vereinfacht lassen sich diese in den folgenden drei Gruppen zusammenfassen.
Raumresonanzen
In geschlossenen Räumen werden die von den Abhörmonitoren erzeugten Schallwellen von den Wänden und Gegenständen im Raum reflektiert, absorbiert, gebeugt oder zerstreut. Welches dieser Phänomene auftritt, ist wesentlich vom Verhältnis von Wellenlänge zu Fläche und damit direkt von der Frequenz abhängig. Für eine 20-Hz-Basswelle mit 17 Metern Wellenlänge wird sich in einer normalen Wohnumgebung kaum ein Hindernis finden. Ein 1-kHz-Testton dagegen wird schon von einer Fläche größer einem Meter reflektiert. Das im Raum resultierende diffuse Schallfeld besitzt daher bezüglich seiner Frequenzverteilung keine Gleichmäßigkeit. An verschiedenen Punkte im Raum treten unterschiedliche Frequenzen besonders hervor, andere wiederum werden stärker bedämpft – klar, dass unter solchen Bedingungen eine Mischung an unterschiedlichen Positionen im Raum immer anders klingt. Eine korrekte Berteilung des Klangs ist somit unmöglich.
Nachhall
Der Nachhall eines Raums entsteht durch die Überlagerungen der Reflexionen, die jeweils aufgrund des längeren Weges, den sie zurücklegen müssen, mit einer gewissen Verzögerung beim Zuhörer ankommen. Neben dem Raumvolumen wird diese akustische Größe auch durch die Absorption durch Innenflächen bestimmt. Setzt man – wie allgemein üblich – elektronisch erzeugten Hall in seiner Mischung ein, lässt sich dieser beim Abhören nicht mehr vom Raumhall trennen. In der Folge wird man also dazu neigen, in der Mischung mit weniger Hall zu arbeiten. Hall ist aber einer der wichtigsten Effekte, um Mixen zu mehr Räumlichkeit zu verhelfen.
Music Store bieten bereits zu günstigen Preisen entsprechende Module an. Die Bassfallen stehen in der Regel in den Raumecken hinter den Monitoren, zwei Absorberelemente werden ebenfalls hinter der Abhöre an der Wand angebracht.
Flatterechos
Störende Erstreflexionen an den Seitenwänden kann man durch den Einsatz von Absorbern reduzieren. Da die Reflexion von Schallwellen nach den aus der Optik bekannten Reflexionsgesetzen erfolgt, findet man die Position für diese Absorber einfach durch einen Spiegel an der Wand, in dem man den entsprechenden Lautsprecher von der Abhörposition aus sehen kann. Alternativ kann auch der Einsatz von schweren Vorhängen probiert werden. Die Absorption ist hier jedoch nicht ganz so gleichmäßig wie bei Akustikmodulen.
Live End
Zur Vermeidung stehender Wellen muss man natürlich auch die Reflexionen an der Rückseite des Raumes dämpfen. Angenehmer klingt jedoch die Schaffung eines diffusen Schallfelds durch entsprechende Akustimodule. So genannte Diffusoren absorbieren also nur einen Teil der Schallwellen und ermöglichen eine kontrollierte Streuung. Alternativ hilft hier auch ein unregelmäßig gefülltes Schallplatten- oder Buchregal, das sich über einen Großteil der Wand erstrecken sollte.
Fazit
Generell über seine Raumakustik nachzudenken, ist in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Wer diese aber ernsthaft verbessern möchte, muss bezüglich der Einrichtung Kompromisse machen und kommt selten um den Einsatz von Akustikmodulen herum. Fachlicher Rat spart – gerade bei unsymmetrischen oder problematischen Räumen – meist mehr als er kostet. Dank des großen Angebots preisgünstiger Akustikmodule ist eine Optimierung des Raumklangs aber auch mit begrenztem Budget möglich.
Probleme im Heimstudio
Auch in kleineren Heimstudios beeinträchtigen verschiedene akustische Phänomene die objektive Beurteilung des Mix. Der Direktschall der Studiomonitore wird einerseits durch die Erstreflexionen des Raumes überlagert, was zu Anhebungen und Auslöschungen im Spektrum führt. Beim Versuch, den Auswirkungen des Kammfiltereffekts gegenzusteuern, wird man durch den Einsatz der Pult-Equalizer zwangsläufig Kerben ins Spektrum modellieren, die zwar die mangelnde Akustik im eigenen Studio ausgleichen, unter objektiven Abhörbedingungen aber komplementäre Klangfehler aufweisen. Stehen die Boxen zudem nah an der Rückwand, führt dies zu einer Überhöhung im Bassbereich zwischen drei bis neun dB. Reflexionen an gegenüberliegenden
Wänden erzeugen unangenehme Verstärkungen im Frequenzspektrum, so genannte stehende Wellen oder auch Raummoden, die sich bevorzugt im Bassbereich zu einem Dröhnen aufschaukeln können. Die zwischen den Seitenwänden hin und her geworfenen Flatterechos erschweren darüber hinaus die selektive Ortbarkeit einzelner Instrumente in der Mischung.
Probleme im Desktopstudio
Desktopstudios sind oft multifunktional, müssen also auch noch anderen Zwecken dienen als nur der Musikproduktion. Dabei wird der Arbeitsplatz nicht selten in eine Raumecke verbannt. Aufgrund der Raumaufteilung in Desktopstudios hat man mit unterschiedlichen akustischen Phänomenen zu kämpfen. Zwar ist aufgrund der geringen Abhördistanz der Direktschall gegenüber dem Raumanteil deutlich lauter, dennoch treten hier durch die ungünstigere Platzierung der Boxen zusätzliche akustische Probleme auf, die das Frequenzspektrum erheblich beeinflussen. Stehen die Abhörlautsprecher auf einer ebenen Fläche, meist dem Schreibtisch, werden die Schallwellen von dieser unmittelbar reflektiert und treffen nahezu zeitgleich mit dem Direktschall beim Zuhörer ein. Der Kammfiltereffekt ist in diesem Fall besonders stark ausgeprägt und macht sich durch einen Flanger-ähnlichen Sound bemerkbar. Darüber hinaus färben weitere Reflexionen an Monitor, Tastatur oder Mischpult den Klang. Durch den geringen Abstand der Boxen zueinander entsteht zudem eine räumlich stark eingeengte Stereobasis. Natürlich treten auch im Desktopstudio störende Erstreflexionen an den Wänden sowie stehende Wellen und Flatterechos auf, die den Klangeindruck zusätzlich trüben. Ebenso ist mit einer Bassüberhöhung und dröhnenden Resonanzen zu rechnen.
Problemlösungen
Um eine für das ernsthafte Arbeiten halbwegs geeignete Akustik zu schaffen, kommt man auch im Heimstudio nicht um den Einsatz von Absorbern herum. Ob man nun gleich zum Profiprodukt greift oder erstmal mit Selbstbaulösungen experimentiert, der konzeptionelle Ansatz bleibt immer der gleiche. Durch die richtige Aufstellung der Abhöre schafft man gute Voraussetzungen für eine gezielte Beeinflussung der Raumakustik: Idealerweise stehen die Boxen einen halben Meter von der Wand entfernt in einem Abstand von etwa 1,2 Metern zueinander. Die Hochtöner befinden sich auf Ohrhöhe, die Boxen bilden mit dem Abhörplatz ein gleichseitiges Dreieck. Je nach Montage empfiehlt sich der Einsatz von Speaker Pads.
Um den Bass wirkungsvoll zu dämpfen, übermäßiges Dröhnen zu verhindern und dessen Wiedergabe möglichst präzise zu gestalten, beginnt man mit der Dämpfung der Reflexionen an der Frontwand und den Raumecken durch Breitbandabsorber und Bassfallen. Abhängig von der Raumgeometrie und der weiteren Einrichtung werden die Bassfallen in den vorderen und hinteren beiden Raumecken platziert. Die Akustik sollte schon jetzt deutlich trockener wirken. Dennoch wird man Färbungen durch die Überlagerung mit den Seitenreflexionen hören können. Hier können schwere Vorhänge mit etwas Wandabstand schon die Wirkung von Diffusoren entfalten. Um das akustische Klima lebendig zu halten, muss man durch Streuung der Reflexionen an der Rückwand für ein entsprechend diffuses Schallfeld sorgen. Dies lässt sich beispielsweise schon durch ein unordentliches Buch- oder Plattenregal erreichen.