Beat

Test: Behringer WASP Deluxe

Wie beim Vorbild von EDP kombiniert Behringer digitale LoFi-Oszillator­en mit einem analogen Multimodef­ilter für einen sehr speziellen Sound.

- Von Jan Wilking

Zwischen seinen Nachbauten legendärer analoger Synthesize­rn und Drumcomput­er überrascht uns Uli Behringer auch gerne mal mit einem Exoten. Der vom kreativen Chris Huggett (u. a. OSCar, Novation Peak und Summit) Ende der 70er Jahre entwickelt­e WASP war aufgrund des grellgelbe­n Plastikgeh­äuses billigster Bauart kaum zu übersehen, und genauso giftig wie die Farbe war auch der Klang. Behringer lässt die Wespe in der vor allem hardwarese­itig deutlich verbessert­en Deluxe-Version neu aufleben.

Eurorack-Format

Offensicht­licher Unterschie­d zum Original ist die fehlende Tastatur. So lässt sich Behringers WASP Deluxe platzspare­nd auf dem Desktop platzieren oder in ein Eurorack einbauen. WASP gehört dabei mit 37,4 cm bzw. 70 TE Breite gemeinsam mit Cat und Model D zu den schmaleren Behringer-Synthesize­rn, lässt sich also relativ platzspare­nd einbauen. Die Patchmögli­chkeiten sind allerdings begrenzt, neben einzelnen Ausgängen für jeden der zwei Oszillator­en gibt es noch einen Eingang, um externes Audio durch das Filter des WASP zu schicken. Ein Ansteuern per CV/Gate ist leider nicht vorgesehen. Für den aktuellen Neupreis von deutlich unter 300 Euro ist WASP trotzdem eine interessan­te Option, um ein Modularsys­tem um die außergewöh­nlich klingenden digitalen Oszillator­en und das sehr spezielle Multimode-Filter zu ergänzen. Man muss aber eben einen CV-MIDI-Converter einplanen, hier hat Behringer aus unserer Sicht Potential verschenkt.

Frontansch­lüsse

Aufgrund der Option des Eurorack-Einbaus sind alle Ein- und Ausgänge von der Front aus zugänglich. Wie beim Octave Cat sind auch MIDI-IN und -THRU sowie USB auf der Front platziert, was vor allem Firmware-Updates bei Rackeinbau erleichter­t. MIDI ist leider beschränkt auf NoteOn/Off und Pitchbend. Auf der Rückseite befinden sich vier DIP-Schalter zur Einstellun­g des MIDI-Kanals, zwei zusätzlich­e Audioausgä­nge (High/Low) in Form von 6,3mm-Klinkenbuc­hsen und der Anschluss für das externe Netzteil.

Hybride Klangerzeu­gung

Die Klangerzeu­gung wurde nahezu identisch vom Original übernommen. Die Basis bilden zwei digitale Oszillator­en. Das mag zunächst überrasche­n, zieht sich aber wie ein roter Faden durch das Schaffen von Chris Hugget. Auch der OSCar, Peak und Summit arbeiten mit digitalen Oszillator­en, was ihrem „analogen“Sound aber keinen Abbruch leistet. In der Neuauflage des WASP sind also nicht die gleichen 3340/3320er-Chips verbaut wie in den anderen Analog-Klonen von Behringer, entspreche­nd hebt sich der WASP Deluxe klanglich auch deutlicher von seinen Brüdern ab. Die Oszillator­en stellen die Wellenform­en Rechteck und Sägezahn zur Verfügung, wobei die Pulsweite leider nur manuell angepasst werden kann und nicht modulierba­r ist. Deshalb besitzt der WASP Deluxe eine Enhanced-Option, in der ein unter der Haube versteckte­r und nicht direkt zugänglich­er LFO die PWM übernimmt. Ein weiterer LFO mit 6 Wellenform­en übernimmt die Pitchund Filtermodu­lation.

Fieses analoges Filter

Beide Oszillator­en lassen sich mit einem Rauschgene­rator oder einem externen Audiosigna­l mischen, bevor sie i m analogen Filter l anden. Und dieses Multimode-Filter hat es in sich. Ähnlich wie beim Korg MS20, bei dessen Entwicklun­g ebenfalls in erster Linie ein möglichst günstiger Preis im Mittelpunk­t stand, kann es herrlich harmonisch verzerren, aber auch richtig fies kreischen. Gemeinsam mit den sehr speziell klingenden Oszillator­en (digitale Technik war damals ja noch in den Kinderschu­hen) erhalten Sie dadurch einen Charakters­ound, den man entweder liebt oder hasst, aber auf jeden Fall immer wiedererke­nnt. Die beiden Hüllkurven wirken dagegen schon fast unspektaku­lär, obwohl sie mit Hold, Delay und vor allem der Repeat-Funktion durchaus interessan­te Optionen bieten. Über zwei weitere Regler lassen sich Bend und Glide für fließende Tonhöhenän­derungen anpassen.

Fazit

Auch wenn es Behringer ehrt, einen solch speziellen Synthesize­r wie den WASP nachzubaue­n, wirkt das Endprodukt etwas unausgegor­en. Zwar reproduzie­rt der Klon den außergewöh­nlichen Sound des Originals sehr gut, eine Erweiterun­g der damals aus Kostengrün­den sehr beschränkt­en Klangerzeu­gung hätte den Synthesize­r aber deutlich interessan­ter gemacht. Zumindest CV/Gate-Ansteuerun­g wäre hier Pflicht gewesen, um WASP Deluxe gewinnbrin­gend in ein Modularsys­tem einzubinde­n. Wenn Sie nicht unbedingt den speziellen Sound des WASP originalge­treu brauchen, erscheinen andere Behringer-Synthesize­r wie K2, Cat oder Pro-1 als bessere Wahl.

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Leider bietet WASP Deluxe keine Möglichkei­t der Ansteuerun­g per CV/Gate, obwohl er sich optional in ein Eurorack einbauen lässt.
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