Test: Frap Tools USTA
Sequenzer sind im modularen Sektor keine Seltenheit, rein digitale Vertreter mit acht Spuren, Skalen, Mikrotonalität und weiteren Features dagegen schon eher. USTA bietet all das und sogar noch viel mehr, doch man muss es sich verdienen. Warum, erfahren Sie im folgenden Test...
USTA ist nicht nur auf den ersten Blick ein besonderes Modul: Auf der relativ großen Benutzeroberfläche tummeln sich 17 Endlosregler, von denen 16 in ungewöhnlicher ovaler Form arrangiert sind, massig CV-Outs, vier Eingänge, 16 Knöpfe und grafisches Display, das Auskunft über den aktuellen Modus, Step-Noten, Skalen und Patterns gibt. Und auf den zweiten Blick?
Patterns und Lerneffekt
Ganz klassisch bestehen Patterns beim USTA aus bis zu 16 Steps mit variabler Tonhöhe bzw. Spannung, die entweder als Noten quantisiert oder „raw“ausgegeben wird. Im Gegensatz zu anderen Sequenzern besitzt jeder Step eine individuelle Länge, CV-Gate und eine Zufallsfunktion, mit der sich die hinterlegte Spannung modulieren lässt. Und zwar in wiederum programmierbarem Umfang.
Das klingt erstmal etwas kompliziert und - hier kommen wir gleich zum ersten von zwei Wermutstopfen - das ist es leider auch. Wo man bei anderen Sequenzern einfach Knöpfe dreht, Play drückt und Ergebnisse hört, ist beim USTA genaues Studieren der Anleitung gefragt, um Licht ins Dunkel zu bringen. Denn die Regler speichern und steuern pro Step bis zu 10 Werte für Pitch, Gate, Länge und deren Variationen. Zwar geben die Regler anhand ihrer Farbcodierung darüber Auskunft, ob ein Step aktiv ist oder nicht, aber ob man gerade die Spannung, Gate, Notenlänge oder andere Parameter programmiert und auf welcher der acht Spuren, ist nur anhand kleiner LEDs ablesbar. Hier kann man also auch mal die Übersicht verlieren.
Das Handbuch
Die Anleitung ist dann auch der zweite Wermutstropfen: Zum einen gibt es nur ein einziges Handbuch, in dem alle Module des Herstellers enthalten sind, was das Finden von Funktionen erschwert. Denn hat man eine Erklärung gefunden, ist immer zu prüfen, ob die Erklärung überhaupt zum USTA gehört oder vielleicht doch zu einem anderen Modul von Frap Tools. Zum andern tummeln sich hier unnötig viele Abkürzungen, die dem Verständnis eines ohnehin schon komplexen Moduls nicht unbedingt zuträglich sind. Ein voller Tag Lektüre und Üben ist also angebracht, will man den USTA verstehen und halbwegs sicher beherrschen.
Sequenzen programmieren
Ist diese Hürde genommen, geht der eigentliche Spaß los und dann auch nicht zu knapp. Wie erwähnt sind pro Spur bis zu 16 Steps möglich, natürlich mit unterschiedlichen Spannungen, die nach Noten quantisiert werden können, aber eben auch individuellen Längen. Für jedes Pattern kann eine eigene Skala hinterlegt werden und auch Swing für Shuffle-Grooves ist mit dabei. Pro Pattern gibt es je zwei CV-Ausgänge für Pitch und Gate. Dank der programmierbaren Zufallsfunktion lassen sich alleine mit einem Pattern schon beinah endlose variierende Sequenzen erstellen und bereits zwei Klangerzeuger ansteuern.
USTA geht hier aber noch einen großen Schritt weiter und bietet all das gleich im „Quadro-Pack“, denn insgesamt lassen sich vier Tracks à zwei Patterns programmieren. Lead-Melodien, groovende Basslines oder auch Beats sind mit den gebotenen Features und den vielen Einzel-Outs allesamt kein Problem für USTA. Sogar Pads und Akkorde sind machbar, sofern das Rack genügend oder kompatible Klangerzeuger bietet. Auch Polyrhythmen, Polytempos und Synkopationen sind ein Kinderspiel für das Modul. Um hier nicht die Übersicht zu verlieren, ist definitiv noch mehr üben angesagt, aber die Mühe lohnt sich, denn vermutlich brauchen Sie neben dem USTA erstmal keinen weiteren Sequenzer für Ihr Rack. Außerdem sind alle Patterns, Tracks und Songs speicherbar, daher sind mühsam erzeugte Sequenzen also auch jederzeit wieder abrufbar.
Sind die internen Variationsmöglichkeiten entgegen allen Erwartungen dann doch mal ausgeschöpft, lassen sich nahezu alle Parameter eines Steps per CV-Eingang modulieren, etwa mit einem LFO, einer Hüllkurve oder anderen Quellen.
Fazit
Der USTA ist ein wahrer Kraftprotz und kein Modul, das man mal eben einbaut und sofort benutzt. Die grundlegenden Funktionen werden nach einer ersten Einarbeitung klar, doch bis alle Optionen verinnerlicht sind, dürfte mehrere Wochen vergehen. Das ist einerseits toll, denn man findet immer wieder (positive) Überraschungen, die den Spaßlevel am Modul für lange Zeit ganz weit oben halten. Andererseits ist USTA damit eben kein No-Brainer. Wenn Sie von herkömmlichen Sequenzern gelangweilt sind oder sich viel Funktion auf kleinem Raum wünschen, könnte das Modul Ihre Erlösung sein, aber auch Live-Performer dürften nicht zuletzt dank den Mute-Funktionen und einem Locked-Modus der Patterns eine Verwendung für das Modul finden. So oder so, USTA ist ein hochqualitatitves Produkt, das man sich aber erst erarbeiten muss.