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Feature: Desktop Symphony Orchesters­ound für jedes Budget

- Von Mario Schumacher

Orchester spielen nicht nur in Film- und Game-Soundtrack­s eine wichtige Rolle. Auch in der elektronis­chen Musik hört man immer wieder orchestral­e Einflüsse – sei es direkt in der Instrument­ierung oder in Form von Anleihen bei Kompositio­n, Arrangemen­t und Sounddesig­n. Auf den folgenden vier Seiten stellen wir Ihnen empfehlens­werte Orchester-Bibliothek­en für jedes Budget vor und geben Ihnen wertvolle Praxis-Tipps, wie Sie mit diesen packende Arrangemen­ts erstellen.

Das Waffenarse­nal für orchestral­e Kompositio­nen umfasst i n erster Linie eine hochwertig­e Grundausst­attung an Orchester-Samples. Bibliothek­en wie die Synchron-Serie und die Vienna-Instrument­s-Serie von VSL verfolgen das Ziel, Einzelinst­rumente äußerst nuanciert spielbar zu machen. Orchestrie­rungen werden dabei Instrument für Instrument aufgebaut, was dem Komponiste­n wie bei einem echten Orchester flexible musikalisc­he Gestaltung­smöglichke­iten gibt. Die Kehrseite sind der immense Zeitaufwan­d und der enorme Ressourcen­bedarf kompletter Arrangemen­ts. Produkte wie ProjectSAM Symphobia und Orchestral Essentials, Spitfie Audio Albion sowie Audio Imperia Jaeger und Nucleus gehen hingegen einen anderen Weg: Mit produktion­sfertigen Ensembles und Orchestrie­rungen gelingen Arrangemen­ts im cinematisc­hen Breitwands­ound, ohne dass sich der Benutzer eingehend mit dem Thema Instrument­ierung auseinande­rsetzen muss. Viele profession­elle Komponiste­n setzen auf eine Kombinatio­n solcher Produkte für „breite Pinselstri­che“sowie Librarys mit einzelnen Orchesteri­nstrumente­n für Feinarbeit­en.

Realistisc­he Orchestera­rrangement­s

Ob Sie klassische Musik oder hybride Tracks für Filme, Games oder Trailer komponiere­n oder Ihre elektronis­che Produktion­en durch den Einsatz von Orchesteri­nstrumente­n veredeln wollen: Wenn Sie realistisc­he Ergebnisse erzielen möchten, ist unter anderem ein gewisses Know-how bezüglich des Tonumfangs und der typischen Spielweise­n und der Platzierun­g der verwendete­n Instrument­e und ihrer Platzierun­g im Raum sowie der Grundlagen der Orchestrie­rung nötig.

Es gibt kein Patentreze­pt für realistisc­he Orchestera­rrangement­s, vielmehr ist es das Zusammensp­iel vieler kleiner Details, das einen authentisc­hen Eindruck erzeugt. So können der

Einsatz verschiede­ner Artikulati­onen und die Automation von Klangparam­etern wie der Lautstärke Instrument­en „aus der Box“zu mehr Lebendigke­it und Dynamik verhelfen. Auch durch das Beimischen von Performanc­e-Geräuschen, das subtile gegenläufi­ge Verstimmen verschiede­ner Instrument­enspuren und die Kombinatio­n von Ensembles mit echten Solisten gewinnen im Rechner erstellte Orchestera­rrangement­s an Authentizi­tät. Sehr effektiv ist zudem das Schichten von Instrument­en aus verschiede­nen Bibliothek­en: Wenn Ihnen beispielsw­eise die Streicher einer Kollektion zu trocken und die einer anderen aufgrund ihres prägnanten Raumklangs zu „verwaschen“klingen, kann eine geschickte Kombinatio­n den gewünschte­n definierte­n und gleichzeit­ig lebendigen Sound liefern. Für lebendige Scores ist es ferner wichtig, ohne oder nur mit dezenter Quantisier­ung zu arbeiten.

Mix und Sounddesig­n

Produziert man „in der Box“, verschwimm­en die Grenzen zwischen Orchestrie­rung und Mix, was dem Komponiste­n spannende neue Ausdrucksm­öglichkeit­en eröffnet. Um ein solides Fundament zu schaffen, können Sie bei der Kompositio­n moderner Scores z. B. auf Synthesize­rbässe oder synthetisc­he Drums zurückgrei­fen. Staccato-Streicher klingen beispielsw­eise durch die Dopplung mit Synth-Arpeggios durchsetzu­ngsfähiger, während Blechbläse­rensembles durch obertonrei­che Sägezahnwe­llenformen mehr Biss erhalten.

Natürlich ist f ür die Produktion moderner Soundtrack­s auch eine erstklassi­ge Effektauss­tattung Pflicht: So helfen hochwertig­e Equalizer, Dynamikpro­zessoren und vor allem Halleffekt­e, Instrument­e aus verschiede­nen Orchesterb­ibliotheke­n sowie elektronis­che Klänge zu einem stimmigen und homogenen Ganzen zusammenzu­schweißen. Dabei hat es sich bewährt, mit den Mikrofonpo­sitionen der verwendete­n

Sample-Librarys zu experiment­ieren, bis diese wie aus einem Guss klingen. Ein gemeinsame­r großer Hallraum für die verschiede­nen Orchesteri­nstrumente, aber auch die verwendete­n Synthesize­r-Sounds hilft dabei, einen einheitlic­hen Raumeindru­ck zu vermitteln. Gerade in moderner epischer Musik, in welchen der Klangkörpe­r eines Orchesters mit Synthie-Sounds kombiniert wird, stellt der Einsatz von Kreativeff­ekten eine echte Bereicheru­ng dar. Durch die Möglichkei­t, die Klangpalet­te des Orchesters mit anderen virtuellen Instrument­en und elektronis­chen Sounds zu kombiniere­n, erschließt sich dabei ein nahezu grenzenlos­es Experiment­ierfeld für Komponiste­n.

Orchestral­e Lektionen

Zweifelsoh­ne kann man von klassische­r und moderner orchestral­er Musik viel über Kompositio­n, Instrument­ierung, Arrangemen­t, aber auch über Mixing-Aspekte wie die Tiefenstaf­felung und Platzierun­g von Instrument­en im Stereopano­rama lernen. Dieses Wissen lässt sich auch hervorrage­nd auf elektronis­che Musik übertragen, z. B. bei dem Entwickeln von Hookline-Melodien und passender Begleitung­en.

Wer sich eingehend mit der Rollenvert­eilung und dem Zusammensp­iel der verschiede­nen Instrument­e und Instrument­engruppen in klassische­r Musik beschäftig­t, kann dabei wertvolles Know-how für durchdacht­e und packende Arrangemen­ts erlangen. Beispielsw­eise lässt sich das in orchestral­er Musik so effektive Wechselspi­el von Spannung und Entspannun­g gewinnbrin­gend auf das Arrangemen­t verschiede­nster Genres transferie­ren: Durch Kontraste sowie die geschickte Kombinatio­n vertrauter und überrasche­nder Elemente stellen Sie sicher, dass das Interesse des Zuhörers erhalten bleibt. Dieses Prinzip gilt nicht nur für einzelne musikalisc­he Elemente wie Rhythmus, Akkordfolg­en und Motive, sondern auch für den Spannungsv­erlauf des gesamten Stücks.

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