Feature: Desktop Symphony Orchestersound für jedes Budget
Orchester spielen nicht nur in Film- und Game-Soundtracks eine wichtige Rolle. Auch in der elektronischen Musik hört man immer wieder orchestrale Einflüsse – sei es direkt in der Instrumentierung oder in Form von Anleihen bei Komposition, Arrangement und Sounddesign. Auf den folgenden vier Seiten stellen wir Ihnen empfehlenswerte Orchester-Bibliotheken für jedes Budget vor und geben Ihnen wertvolle Praxis-Tipps, wie Sie mit diesen packende Arrangements erstellen.
Das Waffenarsenal für orchestrale Kompositionen umfasst i n erster Linie eine hochwertige Grundausstattung an Orchester-Samples. Bibliotheken wie die Synchron-Serie und die Vienna-Instruments-Serie von VSL verfolgen das Ziel, Einzelinstrumente äußerst nuanciert spielbar zu machen. Orchestrierungen werden dabei Instrument für Instrument aufgebaut, was dem Komponisten wie bei einem echten Orchester flexible musikalische Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Die Kehrseite sind der immense Zeitaufwand und der enorme Ressourcenbedarf kompletter Arrangements. Produkte wie ProjectSAM Symphobia und Orchestral Essentials, Spitfie Audio Albion sowie Audio Imperia Jaeger und Nucleus gehen hingegen einen anderen Weg: Mit produktionsfertigen Ensembles und Orchestrierungen gelingen Arrangements im cinematischen Breitwandsound, ohne dass sich der Benutzer eingehend mit dem Thema Instrumentierung auseinandersetzen muss. Viele professionelle Komponisten setzen auf eine Kombination solcher Produkte für „breite Pinselstriche“sowie Librarys mit einzelnen Orchesterinstrumenten für Feinarbeiten.
Realistische Orchesterarrangements
Ob Sie klassische Musik oder hybride Tracks für Filme, Games oder Trailer komponieren oder Ihre elektronische Produktionen durch den Einsatz von Orchesterinstrumenten veredeln wollen: Wenn Sie realistische Ergebnisse erzielen möchten, ist unter anderem ein gewisses Know-how bezüglich des Tonumfangs und der typischen Spielweisen und der Platzierung der verwendeten Instrumente und ihrer Platzierung im Raum sowie der Grundlagen der Orchestrierung nötig.
Es gibt kein Patentrezept für realistische Orchesterarrangements, vielmehr ist es das Zusammenspiel vieler kleiner Details, das einen authentischen Eindruck erzeugt. So können der
Einsatz verschiedener Artikulationen und die Automation von Klangparametern wie der Lautstärke Instrumenten „aus der Box“zu mehr Lebendigkeit und Dynamik verhelfen. Auch durch das Beimischen von Performance-Geräuschen, das subtile gegenläufige Verstimmen verschiedener Instrumentenspuren und die Kombination von Ensembles mit echten Solisten gewinnen im Rechner erstellte Orchesterarrangements an Authentizität. Sehr effektiv ist zudem das Schichten von Instrumenten aus verschiedenen Bibliotheken: Wenn Ihnen beispielsweise die Streicher einer Kollektion zu trocken und die einer anderen aufgrund ihres prägnanten Raumklangs zu „verwaschen“klingen, kann eine geschickte Kombination den gewünschten definierten und gleichzeitig lebendigen Sound liefern. Für lebendige Scores ist es ferner wichtig, ohne oder nur mit dezenter Quantisierung zu arbeiten.
Mix und Sounddesign
Produziert man „in der Box“, verschwimmen die Grenzen zwischen Orchestrierung und Mix, was dem Komponisten spannende neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet. Um ein solides Fundament zu schaffen, können Sie bei der Komposition moderner Scores z. B. auf Synthesizerbässe oder synthetische Drums zurückgreifen. Staccato-Streicher klingen beispielsweise durch die Dopplung mit Synth-Arpeggios durchsetzungsfähiger, während Blechbläserensembles durch obertonreiche Sägezahnwellenformen mehr Biss erhalten.
Natürlich ist f ür die Produktion moderner Soundtracks auch eine erstklassige Effektausstattung Pflicht: So helfen hochwertige Equalizer, Dynamikprozessoren und vor allem Halleffekte, Instrumente aus verschiedenen Orchesterbibliotheken sowie elektronische Klänge zu einem stimmigen und homogenen Ganzen zusammenzuschweißen. Dabei hat es sich bewährt, mit den Mikrofonpositionen der verwendeten
Sample-Librarys zu experimentieren, bis diese wie aus einem Guss klingen. Ein gemeinsamer großer Hallraum für die verschiedenen Orchesterinstrumente, aber auch die verwendeten Synthesizer-Sounds hilft dabei, einen einheitlichen Raumeindruck zu vermitteln. Gerade in moderner epischer Musik, in welchen der Klangkörper eines Orchesters mit Synthie-Sounds kombiniert wird, stellt der Einsatz von Kreativeffekten eine echte Bereicherung dar. Durch die Möglichkeit, die Klangpalette des Orchesters mit anderen virtuellen Instrumenten und elektronischen Sounds zu kombinieren, erschließt sich dabei ein nahezu grenzenloses Experimentierfeld für Komponisten.
Orchestrale Lektionen
Zweifelsohne kann man von klassischer und moderner orchestraler Musik viel über Komposition, Instrumentierung, Arrangement, aber auch über Mixing-Aspekte wie die Tiefenstaffelung und Platzierung von Instrumenten im Stereopanorama lernen. Dieses Wissen lässt sich auch hervorragend auf elektronische Musik übertragen, z. B. bei dem Entwickeln von Hookline-Melodien und passender Begleitungen.
Wer sich eingehend mit der Rollenverteilung und dem Zusammenspiel der verschiedenen Instrumente und Instrumentengruppen in klassischer Musik beschäftigt, kann dabei wertvolles Know-how für durchdachte und packende Arrangements erlangen. Beispielsweise lässt sich das in orchestraler Musik so effektive Wechselspiel von Spannung und Entspannung gewinnbringend auf das Arrangement verschiedenster Genres transferieren: Durch Kontraste sowie die geschickte Kombination vertrauter und überraschender Elemente stellen Sie sicher, dass das Interesse des Zuhörers erhalten bleibt. Dieses Prinzip gilt nicht nur für einzelne musikalische Elemente wie Rhythmus, Akkordfolgen und Motive, sondern auch für den Spannungsverlauf des gesamten Stücks.