Nachgefragt:
Steffen Brinkmann, Produktentwickler bei Sonuscore, im Gespräch mit Beat.
Beat / Wie entstand die Idee zu Horns Of Hell?
Steffen / Schon als wir vor zwei Jahren Strings Of Winter geplant haben, gab es die Idee, auf ähnliche Weise mit neuen Klangfarben der Blechbläser-Familie eine eigene Erweiterung zu schaffen. Wir wollten nicht nur neue Sounds für The Orchestra Complete finden, sondern mit Horns Of Hell ein eigenständiges Instrument mit einem einzigartigen Klangcharakter schaffen. Nach den schimmernden, glänzenden und intimen Streicherklängen von Strings Of Winter sollte Horns Of Hell einen mächtigen, düsteren Charakter haben. So kamen die Ideen für die speziellen Bläser-Ensembles, die monumentalen Orgelklänge und die Einbindung des Schlagwerks in die Engine.
Beat / Kannst du uns mehr über das Ensemble erzählen, das ihr für die Library aufgenommen habt? Welche Artikulationen wurden dafür gesamplet?
Steffen / Zum einen haben wir neue Blechbläserartikulationen verschiedener Instrumente aufgenommen, zum anderen zwei verschiedene Kirchenorgeln in der Saalkirche Ingelheim. Die Blechbläser wurden in Budapest im Studio 22 aufgenommen, wo auch schon die Aufnahmen für The Orchestra Complete stattfanden. Der Fokus lag hier auf etwas spezielleren Klangfarben – wir haben z. B. vier Tenorhörner aufgenommen, die man sonst selten findet, und ein zusätzliches, mächtig tiefes „Evil Brass“-Ensemble aus Cimbasso, Bassposaune, Kontrabassposaune und Kontrabasstuba. Trompeten, Hörner und Posaunen haben wir dann mit Dämpfern oder Flatterzunge spielen lassen, da wir die gängigsten Spielweisen bereits in The Orchestra abgedeckt haben. Die Orgeln in Ingelheim waren ein echter Glücksgriff: Wir wollten ursprünglich v. a. die große Skinner-Orgel aufnehmen, haben dann aber bei der Besichtigung der Kirche eine kleinere, aber ebenfalls toll klingende historische Orgel anspielen dürfen. Insgesamt haben wir an den beiden Instrumenten 15 verschiedene Orgel-Registrierungen aufgenommen, von leisen, warmen Klängen bis zum krachenden Tutti mit allen Registern.
Beat / Welche kreativen Möglichkeiten bietet die Ensemble Engine?
Steffen / Das Einzigartige an der Ensemble Engine ist, dass alles von den Tönen abhängt, die man selbst spielt. Wir haben keine Phrasen oder gemischte Ensembles vorher aufgenommen, sondern alles entsteht in dem Moment aus den Arps und Envelopes der Engine. Wäre alles aufgenommen, könnte man nichts mehr verändern und hätte bei Phrasen vielleicht Dur- und Mollvarianten. Dadurch kann man aber wirklich frei Instrumente kombinieren und jede Art von Akkord spielen - und die Engine macht etwas draus. So kann man sich nicht nur inspirieren lassen, sondern direkt die Orchestration den eigenen Vorstellungen anpassen. Und dann gibt es jedes Instrument auch einzeln ohne die Engine, womit man mit den exportierten MIDI-Noten noch mehr ins Detail gehen kann.
Beat / Was sind für dich die Highlights von Horns Of Hell?
Steffen / Ein persönlicher Favorit ist für mich „Evil Brass“: Wenn ich richtig tiefe, kräftige Blechbläser brauche, muss ich nicht mehr lange suchen. Ich kann es aber auch wärmstens empfehlen, einen Blick in die Bonus-Ordner zu werfen. Wir konnten bei den Orgelaufnahmen ein paar Experimente machen und haben dabei faszinierende Ergebnisse erzielt. Beim Patch „Tortured Organ“läuft es mir manchmal immer noch kalt den Rücken runter.
Beat / Kannst du unseren Lesern ein paar Tipps geben, wie sie das Beste aus Horns Of Hell herausholen?
Steffen / Am wichtigsten ist, dass man versteht, wie die Ensemble Engine auf das reagiert, was gespielt wird. Die Presets „Animated Orchestra“und „Orchestral Rhythms“sind so gebaut, dass sie in den zwei Oktaven um das mittlere C am besten klingen. Man kann natürlich in Extremlagen experimentieren, aber wenn man hören will, wie wir uns die Orchestrationen gedacht haben, sollte man erst mal im grünen Tastenbereich spielen. Mit dem Modulationsrad lässt sich die Dynamik steuern, was dem Arrangement noch mal zusätzlich Leben einhaucht. Presets, die beim ersten Hören vielleicht richtig laut krachen, können in leiseren Dynamikstufen dann noch mal ein ganz anderes Klangerlebnis liefern.