Test: UVI Shade + Vergleich Filter-Plug-ins
Mit 35 Filtermodellen, überaus flexiblen Modulationsoptionen und umfassender Mehrkanalunterstützung möchte UVI Shade frischen Wind in die Welt der Filter und Equalizer bringen. Ob dies gelingt?
Shade präsentiert sich i n einem ansprechenden, modernen Look, der an FabFilter Pro-Q3 erinnert. Eine Frequenzkurve nimmt die oberen Hälfte der Bedienoberfläche ein, darunter werden die Filterparameter angezeigt sowie die Modulationssektion, die sich bei Bedarf auch ausblenden lässt. Die einzelnen Filterbänder lassen sich einfach deaktivieren oder solo schalten.
Doch welche Filtermodelle sind an Bord? Zunächst einmal bietet Shade Klassiker wie Tief-, Hoch- und Bandpass sowie Notch in verschiedenen Varianten. Darunter finden sich auch Nachbildungen analoger Vorbilder wie der Filter des Oberheim Xpander und der Sallen-Key-Schaltung, die u. a. in dem Korg MS-20 zum Einsatz kommt. Spannend sind auch die Multi-Resonanz-Varianten. Darüber hinaus gibt es High- und Low-Shelf- sowie Peak- und Tilt-Filter sowie verschiedene Phaser- und Kammfilter-/Flanger-Modelle. Mit einer bis zu 2000 dB/Oktave stufenlos einstellbaren Flankensteilheit können Sie mit den Peakund Shelf-Modelle extrem schmalbandige Eingriffe ins Audiomaterial vornehmen. Dank der Xpander-Filtertypen mit Overdrive-Parameter sind auch Distortion-Effekte möglich. Formantfilter oder eine eigene Sättigungsstufe gibt es leider nicht. Um Übersteuerungen zu vermeiden, ist ein Limiter an Bord.
Modulationsmonster
Wie bereits erwähnt kann sich auch die Modulationsabteilung von Shade sehen lassen, inklusive LFO, Envelope Follower mit Sidechain- und Filtereingang, klassischen und Multisegmenthüllkurven und einem Zufallsgenerator. Neben dem X/Y- und dem Makromodulator ist der Spread-Modulator ein Highlight, der einen Versatz von z. B. der Filterfrequenz zwischen den beiden Stereo-, M/S- oder Surroundkanälen erlaubt. Eine weitere Besonderheit ist der zweidimensionale LFO namens Figure. Die Hüllkurven lassen sich auch über Host-Sync, Audio oder über MIDI triggern – perfekt für Auto-Filter-Effekte. Und mit den Multisegmenthüllkurven können Sie auch Step-Sequenzen erstellen. Mittels Drag & Drop geht die Modulationszuweisung schnell von der Hand, wobei sich auch Crossmodulationen erzielen lassen, wie die Steuerung einer LFO-Frequenz durch einen anderen LFO. Wir würden uns jedoch eine Möglichkeit wünschen, um die Filteranimationen zu deaktivieren, um Ressourcen zu sparen und die Augen zu schonen.
Der Pro-Q3-Killer?
Auch wenn die ähnliche Optik es nahelegt, dass Shade mit FabFilter ProQ3 konkurriert, verfolgen die beiden Plug-ins sehr unterschiedliche Ansätze: Der Equalizer FabFilter Pro-Q3 versteht sich als Mix-Werkzeug, ihm fehlen daher die Modulationsmöglichkeiten von UVI Shade. Es gibt lediglich einen dynamischen Modus. Pro Q3 bietet hingegen eine linearphasige Betriebsart, die keine Phasenverschiebungen verursacht und sich empfiehlt, wenn besonders transparente Resultate gefragt sind, z. B. beim Mastering. Generell klingt Pro-Q3 sehr clean, während die Filter von Shade den Klang stärker färben. Auch wenn Shade als Equalizer eine hervorragende Figur macht, ist das Plug-in eher als Kreativwerkzeug zu sehen, nicht zuletzt dank seiner vielen, zum Teil auch ungewöhnlichen Filtermodi sowie der Modulationsmöglichkeiten. Die Bedienung der beiden Werkzeuge ist sehr ähnlich. So können Sie z. B. durch Anklicken eines Filterbands in der EQ-Kurve die jeweilige Verstärkung und den Q-Faktor einstellen. Bei Pro-Q3 wird dabei in dem interaktiven Display für jedes Band angezeigt, ob die Stereosumme, das Mitten- oder das Seitensignal oder der linke oder der rechte Stereokanal bearbeitet wird. Bei Shade hingegen müssen Sie ein Band anklicken, um dies herauszufinden. Darüber hinaus besitzt Pro-Q3 einen flexibler anpassbaren Spektrum-Analyzer sowie eine praktische Funktion, um die Frequenzkurve Ihres Mixes an einen Referenz-Mix anzugleichen. An sich ist also eher FabFilter Volcano 2 mit UVI Shade zu vergleichen, wobei seine Filtermodelle nicht mehr ganz auf dem aktuellen Stand sind.
Fazit
Mit Shade ist UVI nicht weniger als der neue Standard unter den Filtereffekten gelungen. So punktet das äußerst flexible und vielseitige Plug-in mit einem großen Angebot an Filtermodi, exzellentem Sound sowie Modulationsmöglichkeiten, die ihresgleichen suchen. Dabei macht es sowohl als chirurgischer oder klangfärbender und dynamischer Equalizer als auch als Filtereffekt eine hervorragende Figur. Auch die kreativen Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von eindrucksvoll animierten Filtereffekten für Dubstep & Co. und rhythmisch zerhackten Texturen über lebendige Phaser-, Flanger- und Wah-Effekte bis hin zu Distortion. Dank der sehr ansprechend und intuitiv gestalteten Oberfläche macht es riesigen Spaß, das Kreativpotenzial des Plug-ins auszuloten.