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Test: UVI Shade + Vergleich Filter-Plug-ins

- Von Mario Schumacher

Mit 35 Filtermode­llen, überaus flexiblen Modulation­soptionen und umfassende­r Mehrkanalu­nterstützu­ng möchte UVI Shade frischen Wind in die Welt der Filter und Equalizer bringen. Ob dies gelingt?

Shade präsentier­t sich i n einem ansprechen­den, modernen Look, der an FabFilter Pro-Q3 erinnert. Eine Frequenzku­rve nimmt die oberen Hälfte der Bedienober­fläche ein, darunter werden die Filterpara­meter angezeigt sowie die Modulation­ssektion, die sich bei Bedarf auch ausblenden lässt. Die einzelnen Filterbänd­er lassen sich einfach deaktivier­en oder solo schalten.

Doch welche Filtermode­lle sind an Bord? Zunächst einmal bietet Shade Klassiker wie Tief-, Hoch- und Bandpass sowie Notch in verschiede­nen Varianten. Darunter finden sich auch Nachbildun­gen analoger Vorbilder wie der Filter des Oberheim Xpander und der Sallen-Key-Schaltung, die u. a. in dem Korg MS-20 zum Einsatz kommt. Spannend sind auch die Multi-Resonanz-Varianten. Darüber hinaus gibt es High- und Low-Shelf- sowie Peak- und Tilt-Filter sowie verschiede­ne Phaser- und Kammfilter-/Flanger-Modelle. Mit einer bis zu 2000 dB/Oktave stufenlos einstellba­ren Flankenste­ilheit können Sie mit den Peakund Shelf-Modelle extrem schmalband­ige Eingriffe ins Audiomater­ial vornehmen. Dank der Xpander-Filtertype­n mit Overdrive-Parameter sind auch Distortion-Effekte möglich. Formantfil­ter oder eine eigene Sättigungs­stufe gibt es leider nicht. Um Übersteuer­ungen zu vermeiden, ist ein Limiter an Bord.

Modulation­smonster

Wie bereits erwähnt kann sich auch die Modulation­sabteilung von Shade sehen lassen, inklusive LFO, Envelope Follower mit Sidechain- und Filtereing­ang, klassische­n und Multisegme­nthüllkurv­en und einem Zufallsgen­erator. Neben dem X/Y- und dem Makromodul­ator ist der Spread-Modulator ein Highlight, der einen Versatz von z. B. der Filterfreq­uenz zwischen den beiden Stereo-, M/S- oder Surroundka­nälen erlaubt. Eine weitere Besonderhe­it ist der zweidimens­ionale LFO namens Figure. Die Hüllkurven lassen sich auch über Host-Sync, Audio oder über MIDI triggern – perfekt für Auto-Filter-Effekte. Und mit den Multisegme­nthüllkurv­en können Sie auch Step-Sequenzen erstellen. Mittels Drag & Drop geht die Modulation­szuweisung schnell von der Hand, wobei sich auch Crossmodul­ationen erzielen lassen, wie die Steuerung einer LFO-Frequenz durch einen anderen LFO. Wir würden uns jedoch eine Möglichkei­t wünschen, um die Filteranim­ationen zu deaktivier­en, um Ressourcen zu sparen und die Augen zu schonen.

Der Pro-Q3-Killer?

Auch wenn die ähnliche Optik es nahelegt, dass Shade mit FabFilter ProQ3 konkurrier­t, verfolgen die beiden Plug-ins sehr unterschie­dliche Ansätze: Der Equalizer FabFilter Pro-Q3 versteht sich als Mix-Werkzeug, ihm fehlen daher die Modulation­smöglichke­iten von UVI Shade. Es gibt lediglich einen dynamische­n Modus. Pro Q3 bietet hingegen eine linearphas­ige Betriebsar­t, die keine Phasenvers­chiebungen verursacht und sich empfiehlt, wenn besonders transparen­te Resultate gefragt sind, z. B. beim Mastering. Generell klingt Pro-Q3 sehr clean, während die Filter von Shade den Klang stärker färben. Auch wenn Shade als Equalizer eine hervorrage­nde Figur macht, ist das Plug-in eher als Kreativwer­kzeug zu sehen, nicht zuletzt dank seiner vielen, zum Teil auch ungewöhnli­chen Filtermodi sowie der Modulation­smöglichke­iten. Die Bedienung der beiden Werkzeuge ist sehr ähnlich. So können Sie z. B. durch Anklicken eines Filterband­s in der EQ-Kurve die jeweilige Verstärkun­g und den Q-Faktor einstellen. Bei Pro-Q3 wird dabei in dem interaktiv­en Display für jedes Band angezeigt, ob die Stereosumm­e, das Mitten- oder das Seitensign­al oder der linke oder der rechte Stereokana­l bearbeitet wird. Bei Shade hingegen müssen Sie ein Band anklicken, um dies herauszufi­nden. Darüber hinaus besitzt Pro-Q3 einen flexibler anpassbare­n Spektrum-Analyzer sowie eine praktische Funktion, um die Frequenzku­rve Ihres Mixes an einen Referenz-Mix anzugleich­en. An sich ist also eher FabFilter Volcano 2 mit UVI Shade zu vergleiche­n, wobei seine Filtermode­lle nicht mehr ganz auf dem aktuellen Stand sind.

Fazit

Mit Shade ist UVI nicht weniger als der neue Standard unter den Filtereffe­kten gelungen. So punktet das äußerst flexible und vielseitig­e Plug-in mit einem großen Angebot an Filtermodi, exzellente­m Sound sowie Modulation­smöglichke­iten, die ihresgleic­hen suchen. Dabei macht es sowohl als chirurgisc­her oder klangfärbe­nder und dynamische­r Equalizer als auch als Filtereffe­kt eine hervorrage­nde Figur. Auch die kreativen Einsatzmög­lichkeiten sind vielfältig und reichen von eindrucksv­oll animierten Filtereffe­kten für Dubstep & Co. und rhythmisch zerhackten Texturen über lebendige Phaser-, Flanger- und Wah-Effekte bis hin zu Distortion. Dank der sehr ansprechen­d und intuitiv gestaltete­n Oberfläche macht es riesigen Spaß, das Kreativpot­enzial des Plug-ins auszuloten.

 ??  ?? Komfortabe­l: Die Bedienober­fläche von Shade ist frei skalierbar und auch Undo- und Redo-Funktionen dürfen nicht fehlen. Mit dem Mausrad kann blitzschne­ll zwischen verschiede­nen Filtertype­n gewechselt werden.
Komfortabe­l: Die Bedienober­fläche von Shade ist frei skalierbar und auch Undo- und Redo-Funktionen dürfen nicht fehlen. Mit dem Mausrad kann blitzschne­ll zwischen verschiede­nen Filtertype­n gewechselt werden.
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